Tanken in Tschechien und Polen lohnt sich jetzt noch mehr

Etwas ungläubig haben die Mitarbeiter der KDM-Tankstelle im polnischen Porajow in den vergangenen Tagen den Ansturm deutscher Kunden beobachtet. Bis zu 50 Prozent mehr deutsche Autofahrer sind in den letzten Augusttagen an der Tankstelle unweit von Zittau bedient worden.
"Das ist wahrscheinlich auf das Auslaufen der Steuerermäßigung für Kraftstoffe in Deutschland zurückzuführen", sagt ein Mitarbeiter und schiebt die Frage nach: "Galt die Ermäßigung in Deutschland wirklich nur bis Ende August?"
In Polen liegen die Dinge nämlich ein bisschen anders: Hier bleibt die Mehrwertsteuer auf Kraftstoffe bis Ende des Jahres von 23 auf acht Prozent gesenkt. Eine Verlängerung der Regelung ist auch nicht ausgeschlossen - um die derzeit im Nachbarland bei 16 Prozent liegende Inflation auszugleichen und vielleicht auch wegen der Parlamentswahlen 2023.
Preise sind an allen Tankstellen sofort gestiegen
Die deutschen Autofahrer in Grenznähe dürfte diese Nachricht mit Blick auf die aktuellen Preise an den Zapfsäulen jedenfalls freuen. Denn hier fällt nun der Tankrabatt wieder weg. Für drei Monate war die Energiesteuer auf Benzin und Diesel ausgesetzt worden, um die zuvor enorm gestiegenen Spritpreise zu senken. Dieser steuerliche Nachlass galt vom 1. Juni bis 31. August.
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Noch einmal schnell volltanken, dachte sich deshalb am Mittwoch auch Klaus L. und machte sich aus der Nähe von Bautzen auf den Weg bis an die deutsch-polnische Grenze. Denn wie der Rentner vermuteten viele, dass die Preise an den Zapfsäulen mit dem Monatswechsel wieder deutlich steigen.
Und damit lagen sie richtig. Der Super-Benzin (E10) ist im Raum Löbau-Zittau am Donnerstagmorgen, dem 1. September, im Schnitt 19 Cent pro Liter teurer als noch am Vortag um die gleiche Uhrzeit. Die Preise für einen Liter Super lagen zwischen 1,979 und 2,039 Euro, beim Diesel zwischen 2,179 Euro und 2,239 Euro. Am meisten schlägt die Erhöhung bei Aral zu Buche an den Tankstellen in Ebersbach und in Zittau. An beiden Standorten sind es 23 Cent, jeweils um 9 Uhr. Die geringste Erhöhung gibt es mit 17 Cent bei Esso in Hirschfelde, Sprint in Oderwitz und Q1 in Zittau.
Tankstellen in Polen und Tschechien profitieren
Beim Diesel sieht es ähnlich aus - auch hier sind die Preise sofort zum Monatswechsel gestiegen. Diesel kostet am Morgen bei den meisten 12 beziehungsweise 13 Cent mehr als noch am letzten August-Tag. Auch hier ist Aral wieder der Ausreißer - mit 18 Cent mehr pro Liter als einen Tag zuvor an der Zittauer Tankstelle. Bei Q1 in Zittau ging der Dieselpreis "nur" um 6 Cent nach oben, wie SZ-Recherchen vor Ort ergaben.
Fazit: Gestiegen sind die Preise bei den verschiedenen Tankstellen ganz unterschiedlich - aber überall sind sie am 1. September deutlich nach oben geklettert.
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Von den hohen Kraftstoffpreisen werden nun die Tankstellen in den Nachbarländern höchstwahrscheinlich wieder profitieren. Die Beobachtungen der Mitarbeiter bei KDM in Polen zum Kundenansturm aus Deutschland zeigen das bereits. Viele im Dreiländereck fahren wegen der teuren Kraftstoffpreise über die Grenzen zum Tanken nach Polen, die Menschen im Oberland nach Tschechien. Die Nachbarn haben die Steigerung bisher nicht in gleichem Maße mitgemacht.
Hier unterscheiden sich die Preise nur ganz minimal zu Ende August. An den polnischen Tankstellen, die sich kurz hinter dem Zittauer Grenzübergang Friedensstraße aneinanderreihen, sind die Preise für Benzin und Diesel am 1. September zwischen 3 und 5 Cent gestiegen, gegenüber dem 31. August. Ähnlich sieht es an den tschechischen Tankstellen aus, zum Beispiel in Varnsdorf (Warnsdorf) und Jiříkov (Georgswalde). Bei Coloc Oil in Varnsdorf beispielsweise ist Diesel 2 Cent teurer geworden, der Super-Benzin sogar 2 Cent günstiger.
Ausgewählte Spritpreise in Tschechien
- Hrádek nad Nisou: Ein Liter Benzin kostet 38,90 tschechische Kronen (CZK)/ 1,59 Euro. Ein Liter Diesel kostet 44,50 CZK/1,82 Euro. Zum Vergleich: Bei einer grenznahen Tankstelle in Zittau kostet der Liter Benzin 2,06 Euro und der Liter Diesel 2,22 Euro.
- Varnsdorf: Ein Liter Benzin kostet 38,50 CZK/1,57 Euro. Ein Liter Diesel kostet 43,00 CZK/1,76 Euro. Zum Vergleich: Bei einer grenznahen Tankstelle in Ebersbach-Neugersdorf kostet der Liter Benzin 2,05 Euro und der Liter Diesel 2,19 Euro.
- Hřensko: Ein Liter Benzin kostet 39,50 CZK/1,61 Euro. Ein Liter Diesel kostet 44,50 CZK/1,82 Euro. Zum Vergleich: Bei einer grenznahen Tankstelle in Rathmannsdorf kostet der Liter Benzin 2,09 Euro und der Liter Diesel 2,23 Euro.
- Petrovice: Ein Liter Benzin kostet 39,90 CZK/1,63 Euro. Ein Liter Diesel kostet 44,90 CZK/1,84 Euro. Zum Vergleich: Bei einer grenznahen Tankstelle in Altenberg kostet der Liter Benzin 2,14 Euro und der Liter Diesel 2,15 Euro.
- Dubí: Ein Liter Benzin kostet 40,40 CZK/1,65 Euro. Ein Liter Diesel kostet 44,90 CZK/1,84 Euro. Zum Vergleich: Bei der grenznahen Tankstelle in Altenberg kostet der Liter Benzin 2,14 Euro und der Liter Diesel 2,15 Euro.
- Vejprty: Ein Liter Benzin kostet 42,00 CZK/1,72 Euro. Ein Liter Diesel kostet 46,00 CZK/1,88 Euro. Zum Vergleich: Bei einer grenznahen Tankstelle in Crottendorf kostet der Liter Benzin 2,07 Euro und der Liter Diesel 2,22 Euro.
Höhere Differenz zu Polen und Tschechien
Das macht das Tanken über der Grenze deutlich attraktiver. Normalerweise unterscheiden sich die deutschen und polnischen Tankpreise um 20 bis 30 Cent. Am Donnerstagvormittag lag der Unterschied zur günstigsten Zittauer Tankstelle bei 45 Cent, gegenüber Aral waren es fast 50 Cent. Auch in Löbau sind 49 Cent Unterschied zu den polnischen Tankstellen festzustellen.
Das hat ein stichprobenartiger Test ergeben. Zwar lassen sich die Preise an den Tankstellen über Apps und Übersichten im Internet verfolgen - für die Tankstellen in Polen und Tschechien funktioniert das aber nicht in Echtzeit. Hier sind die Daten nicht aktuell und oft schon mehrere Tage alt.