So machen Nebenkosten die Urlaubsfahrt mit dem Auto teurer

Weit weg, das ist das erklärte Ziel von Rolf und Gabi Frömelt. Mitte August brechen sie auf: Mit dem Auto geht es rund tausend Kilometer quer durch Europa, nach Crikvenica, eine Stadt an der kroatischen Adriaküste. Dort hat das Ehepaar aus Hessen ein Hotelzimmer für eine Woche gebucht. "1.600 Euro – aber inklusive Halbpension. Und das Essen ist richtig gut", lobt der 67-Jährige, ein gebürtiger Dresdner. Auf die Frage, wie er und seine Frau mit den steigenden Preisen umzugehen gedenken, zuckt er mit den Schultern: "Die müssen wir nehmen, wie sie sind."
Preise für Kraftstoffe in Europa
Welcher Kostensprung das Ehepaar bei der Spritrechnung für die Kroatientour erwartet, glaubt Frömelt gut abschätzen zu können. "Als wir vor drei Jahren in Crikvenica waren, habe ich für hin und zurück 150, maximal 160 Euro für Diesel bezahlt", sagt er. "Diesmal werden es voraussichtlich 300 bis 320 Euro sein." Immerhin sei sein fünf Jahre alter BMW 530d bei gemäßigtem Autobahntempo recht sparsam. "Tausend Kilometer schaffe ich immer mit einer Tankfüllung", sagt der Rentner.
Für die Transitländer Österreich und Slowenien meldet der ADAC aktuell Durchschnittspreise von 2,07 Euro beziehungsweise 1,87 Euro je Liter Diesel. In Kroatien kostete der Treibstoff am Stichtag 4. Juli 1,95 Euro. Zum Vergleich: Vor rund neun Monaten, also Mitte Oktober 2021, lagen die Dieselpreise noch bei 1,35 Euro in Österreich, 1,44 Euro in Slowenien und 1,52 Euro in Kroatien. Super war seinerzeit zu Literpreisen zwischen 1,33 und 1,51 Euro zu haben.

Unterwegs beherzige er eine eiserne Regel, sagt Rolf Frömelt. "Tanken an der Autobahn prinzipiell vermeiden!" Vor allem in Österreich habe er bei den Zapfstellen direkt an den Raststätten und denen ein paar Kilometer abseits der Autobahn enorme Preisunterschiede ausgemacht. "Das können schon bis zu 40 Cent sein." Laut Auto Club Europa (ACE) rentiert sich ein Umweg von fünf Kilometern bei einem leeren Tank ab einem Preisunterschied von mindestens zwei Cent pro Liter. Gleichwohl sollten die gewohnten Umwege auf vertrauten Urlaubsrouten durchaus hinterfragt werden. Ein Beispiel hierfür ist Luxemburg, das von vielen Frankreich-Urlaubern für einen Zwischenstopp angesteuert wird. Zuletzt war im Großherzogtum weder Diesel mit durchschnittlich 1,85 Euro noch Super mit 1,88 Euro pro Liter ein echtes Schnäppchen.
Ein EU-Land, das derzeit mit vergleichsweise günstigen Spritpreisen auffällt, ist Ungarn. Dort kostete Super rund 1,22 Euro und Diesel Anfang der Woche 1,46 Euro je Liter. Doch der Schein trügt: Das niedrigere Preisniveau gilt nur für Einheimische. Ausländer zahlen einen "Marktpreis", was einen Aufschlag von 40 bis 60 Prozent pro Liter bedeutet. Fraglich ist, ob diese Ungleichbehandlung mit geltendem EU-Recht vereinbar ist. Ortskundige berichten, dass sie die Zwei-Preise-Regelung de facto nur an der Autobahn und an der Strecke zum Balaton gesehen hätten. Anderswo hätten Ausländer zum selben Preis tanken können wie die Einheimischen.
Maut und andere Gebühren
Zwei südliche Nachbarn haben ihre Gebühren für die Straßennutzung 2022 angehoben: Für Österreich kostet die Pkw-Jahresvignette jetzt 93,80 Euro, also 1,30 Euro mehr als 2021. In der Schweiz ist der Preis um 50 Cent auf 39 Euro gestiegen. In Ländern wie der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn sind die Mautgebühren identisch geblieben, allerdings sorgen in Nicht-Euro-Staaten veränderte Wechselkurse gegebenenfalls für höhere Kosten. Keine Aussage können Autoklubs wie der ADAC oder der ACE zu Ländern treffen, in denen sich eine streckenabhängige Maut etabliert hat. Dazu zählen in der EU unter anderem Kroatien, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Polen.
Grundsätzlich seien die Maut-Steigerungen aber moderat und langjährigen Finanzierungsplänen geschuldet, sagt ACE-Sprecherin Jeannine Rust. Ihr genereller Tipp: "Vignetten und Mautkarten möglichst vorab kaufen oder bei den entsprechenden Betreibern Onlineservices nutzen. Auf manchen Strecken gibt es bei Onlinebuchungen sogar Vergünstigungen." Was sich Autofahrer in jedem Fall sparen, sind Wartezeiten an den Verkaufsstellen in Grenznähe. Für Länder mit Streckenmaut empfiehlt der ADAC die Internetseite maps.adac.de, über die nicht nur die Route geplant, sondern auch die fällige Maut errechnet werden kann. Für die einfache Strecke von Dresden nach Saint Malo in der Bretagne werden beispielsweise 61,90 Euro fällig.
Auch bei den Preisen für Fähren oder den Eurotunnel zwischen Calais und Folkestone ist der Vergleich zu den Vorjahren schwierig. Verantwortlich dafür sei ein "dynamisches Preismanagement", erklärt Rust. Soll heißen: Anbieter passen ihre Preise auf Basis der aktuellen Nachfrage permanent an. Und die steigt natürlich, je näher die Ferien rücken. "Vergleicht man die Preise vom Februar mit den jetzigen, kann die Differenz mehr als das Doppelte betragen", so Rust. Laut ACE fordern Fährgesellschaften zunehmend Treibstoffzuschläge. Frühbucher bleiben von diesen Kosten verschont, da derartige Zuschläge nicht nachträglich erhoben werden.
Preise an Raststätten
Aufgrund insgesamt gestiegener Lebensmittelpreise sei davon auszugehen, dass sich diese Teuerungen auch an Raststätten bemerkbar machen, heißt es beim ACE. Genaue Zahlen lägen aber keine vor. Auch der ADAC hat keine aktuelle Analyse parat. Knapp fünf Euro für den Latte macchiato – solche Preise können es zum Beispiel an der Autobahn in Österreich sein – schreckten ihn ab, sagt Frömelt. Gerastet werde daher auf der Fahrt nach Kroatien abseits der A10. Wenn dort das Preisniveau okay sei, gebe es ein Stück Kuchen, "ansonsten eben eine zu Hause geschmierte Schnitte." Bei den Toilettenkosten hat sich zumindest bei den Sanifair-WCs der Tank-und-Rast-Gruppe seit 2010 nichts geändert. Damals hatte der Konzern die Nutzungsgebühr von 50 auf 70 Cent angehoben. Von diesen 70 Cent erhalten Kunden 50 Cent in Form eines Gutscheins zurück, müssen dafür aber notgedrungen etwas Teures kaufen.
So teuer ist Zubehör wie Fahrradträger
Kaufen oder leihen? Beim Heckträger für die beiden E-Bikes hat sich Rolf Frömelt für die Besitzvariante entschieden. Aus seiner Sicht der richtige Entschluss. "Ich habe das Teil damals für 480 Euro gekauft, jetzt kostet es um die 700." Auch bei der Leihe sollten sich Interessenten auf gestiegene Mieten einstellen. Das bestätigen stichprobenartig angefragte Verleiher. Er selbst habe die Preise um 15 Prozent angehoben, sagt Thomas Bastian von der Internetplattform auto-und-rad.de. Dafür gebe es mehrere Gründe, etwa einen teureren Vertrag mit einem Logistiker und die Tatsache, dass Kunden ihre Trägersysteme teilweise defekt zurückgeben und Ersatz beschafft werden müsse. Ein dritter Faktor, die extrem gestiegenen Kosten für Versandkartonagen, sei in seiner Preiserhöhung noch gar nicht abgebildet, so Bastian.
Anderes Zubehör, das vom Gesetzgeber in einzelnen Ländern vorgeschrieben wird, belastet die Urlaubskasse dagegen kaum. Die in Frankreich obligatorischen Einweg-Alkoholteströhrchen kosten nur wenige Euro. Wem selbst das zu viel ist, könnte sich die Anschaffung sparen: Laut ADAC drohen keine Strafen, wenn man bei einer Kontrolle kein Testset vorweisen kann. Nicht so locker sind die Carabinieri in Italien, wenn sie einen Fahrradheckträger ohne rot-weiß-gestreifte Warntafel entdecken. Erwischte Pkw-Fahrer zahlen dann mindestens 80 Euro. Der ACE weist darauf hin, dass die Tafeln je nach Urlaubsland anderen Anforderungen genügen müssen. In Italien hat das korrekte Warnschild fünf diagonale Streifen, in Spanien nur drei. "Inzwischen gibt es Tafeln zum Wenden", sagt Jeannine Rust. Kostenpunkt: gut 30 Euro. Für Kroatien rät der ADAC zur Mitnahme eines Ersatzlampen-Sets.
Fazit
Seine Strategie gegen steigende Nebenkosten beschränke sich im Wesentlichen darauf, fakultative Ausgaben vermeiden, ohne zu sehr ins Knausern zu verfallen, sagt Rolf Frömelt. Das gehe aber nur dank seiner guten Rente. "Ich habe viele Jahre als Kraftwerksmeister im öffentlichen Dienst gearbeitet."