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Neue Ideen für Sachsens Tourismus ausgezeichnet

Proviant-Automat, Reise-Radio oder ein rollendes Hotel: Kreative Unternehmer und Unternehmerinnen haben neue Tourismus-Ideen entwickelt. Die besten wurden nun ausgezeichnet.

Von Lucy Krille
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Andreas Buschbeck befüllt den „Proviantomat“ in Bad Schandau. Das Projekt ist eines von 25 prämierten Ideen für den sächsischen Tourismus.
Andreas Buschbeck befüllt den „Proviantomat“ in Bad Schandau. Das Projekt ist eines von 25 prämierten Ideen für den sächsischen Tourismus. © Daniel Schäfer

Sachsens Tourismusbranche treibt gleich mehrere Krisen um. Während der Corona-Pandemie gingen viele Beschäftigte, so dass der Fachkräftemangel noch deutlicher wurde. Nach dem Rekordjahr 2019 ging die Zahl der Übernachtungen zurück, in der Sächsischen Schweiz vermiesten die schweren Waldbrände dieses Jahr einen Neustart.

Deswegen braucht es neue Ansätze für die Branche, die immerhin 90.000 Menschen in Sachsen beschäftigt. Die besten Ideen wurden am Freitag im Rahmen des Innovationswettbewerbs „Sachsen geht weiter“ im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden vorgestellt. 25 Touristiker und Touristikerinnen aus Sachsen wurden für ihre kreativen Ideen ausgezeichnet, die den sächsischen Tourismus stärken sollen.

Sachsens Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch und Wettbewerbsorganisator Jost Beckmann von der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen überreichten den Finalisten Preisgelder in drei Kategorien. Die höchste Auszeichnung wurde fünfmal vergeben und mit jeweils 25.000 Euro versehen.

Zwei Hauptpreise gehen in die Sächsische Schweiz

Gleich zweimal wurden Projekte in der Sächsischen Schweiz prämiert. Den „Proviantomat“, von der Elbsandstein Quartier und Proviant GmbH entwickelt, gibt es bereits in Bad Schandau, Rathen und Pfaffendorf, weitere Standorte folgen 2023. Der mit Solarstrom betriebene Automat versorgt Gäste rund um die Uhr mit frischen Produkten. Sie kommen zum Großteil aus einem Umkreis von weniger als 20 Kilometern, etwa Käse aus Wehlen oder Eier aus Cotta.

Jederzeit verfügbar sollen auch die touristischen Angebote in der Sächsischen Schweiz sein – unabhängig von Ort und Jahreszeit. Der Tourismusverband hat deshalb eine virtuelle Erlebniswelt entwickelt, die mit Videoclips die Winterangebote, wie etwa Wanderrouten der Region digital präsentiert.

Die Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft will mit dem Preisgeld das Kult-Umgebindeland weiter entwickeln. Die Marke bündelt die Tradition der Umgebindehäuser in der Dreiländerregion mit Angeboten für Erlebnistouristen und Familien. So gibt es etwa eine Buchungsplattform für Übernachtungen in Umgebindehäusern und einen Veranstaltungskalender aus den Bereichen Bau und Industriekultur.

Über 120 neue Ideen für Sachsens Tourismus

Unter den Preisträgern sind zudem zwei besondere Übernachtungsangebote. Das Tourismusamt Waldenburg bei Zwickau hat „Das rollende Muldennest“ entwickelt, das Gäste in der Region zu sich bestellen können, etwa direkt ans Wasser oder auf den Bauernhof. Geplant sind zunächst drei Anhänger verschiedener Größe und Gestaltung. Das ebenfalls prämierte „Tiny House in der Donnerbüchse“ ist ein ehemaliger Zugwaggon, der nun im Oberen Vogtland als Arbeits- und Schlafplatz gebucht werden kann.

Der Innovationswettbewerb Tourismus „Sachsen geht weiter“ wurde vergangenes Jahr das erste Mal veranstaltet, um Konzepte, die während der Corona-Pandemie nicht umgesetzt werden konnten, zu unterstützen. „Jetzt haben wir den Blick geweitet“, sagte Tourismusministerin Klepsch am Freitag. In der ersten Wettbewerbsrunde ging es dieses Jahr vor allem darum, neue Ideen zu sammeln. Die Jury wählte im Frühjahr 2022 aus 121 Bewerbungen dann 50 Projekte aus, die mit eigenen Mentoren und Mentorinnen in Workshops weiter entwickelt wurden.

In der Jury saßen unter anderem Mitglieder vom Hotel- und Gaststättenverband Sachsen, der Industrie- und Handelskammern Sachsen, vom Landestourismusverband und der Touristinformation Meißen, die den Wettbewerb vergangenes Jahr gewonnen hatte. Die Jury bewertete die Projekte mit Blick auf deren Nachhaltigkeit und Realisierbarkeit und prüfte, inwieweit sie der Region helfen.

Neue Herbergen und Erlebnistouren in Sachsen erleben

Im zweiten Schritt sollen die ausgewählten Projekte nun mit Hilfe des Preisgeldes umgesetzt oder ausgeweitet werden. Das Land Sachsen unterstützt den Wettbewerb mit einer Million Euro. In der zweiten und dritten Preiskategorie bekamen jeweils zehn ausgewählte Unternehmer und Unternehmerinnen 10.000 beziehungsweise 15.000 Euro.

Unter den Projekten sind Herbergen wie ein energieautarkes Hotel mit Biotoilette auf einer Weide im Erzgebirge oder neue Erlebnistouren, wie eine Krabat-Tour rund um Hoyerswerda. Jurymitglied Josephine Hage vom Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen freute sich zudem auch über Menschen aus der Kreativwirtschaft, die touristische Projekte starteten. Sie alle haben eines gemeinsam: „Lust auf ganz viel Neues, ohne zu vergessen, wo wir herkommen“, fasst Hage den diesjährigen Wettbewerb zusammen.