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Hoteliers klagen gegen Sachsens Corona-Regeln

Der Branchenverband Dehoga will die angeordneten Schließungen nicht hinnehmen und unterstützt eine Klage des Hotels am Bühl in Eibenstock.

Von Michael Rothe
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Ralf Schibelius ist seit einem Jahr Chef vom Eibenstocker Hotel am Bühl (Hintergrund). Mit dem Verbot touristischer Übernachtungen in Sachsen erlebt er ein zweites Blaues Wunder.
Ralf Schibelius ist seit einem Jahr Chef vom Eibenstocker Hotel am Bühl (Hintergrund). Mit dem Verbot touristischer Übernachtungen in Sachsen erlebt er ein zweites Blaues Wunder. © www.loesel-photographie.de

Ralf Schibelius schaut in den Abgrund. Nicht weil er das Eibenstocker Hotel am Bühl in 642 Metern Höhe führt, sondern weil das Haus seit fast zwei Wochen geschlossen ist. Zwangsweise wegen Sachsens Coronaverordnung vom 19. November. Und gegen sie geht er jetzt juristisch vor – wie schon vor einer Woche der Dresdner Touristikdienstleister TSS Group mit rund 3.500 angeschlossenen Reisebüros in ganz Europa.

„Die Lage ist dramatisch“, sagt der Geschäftsführer. „Wir hatten gut 48 Stunden Zeit, unseren Gästen abzusagen und jene vor Ort zu bitten, abzureisen.“ Bis dahin sei das Haus, über’s Erzgebirge hinaus wegen seiner Fassade als „Blaues Wunder“ bekannt, zu 80 Prozent gebucht gewesen. Dann sei das Hotel mit 75 Beschäftigten komplett auf null gefahren, weil es Touristen und Wellnessgäste der benachbarten Badegärten beherberge – und keine Geschäftsleute, die weiter hätten kommen dürfen.

Nun sorgt sich der Hotelchef auch um seine Belegschaft. Es sei nicht zu vermeiden, dass Beschäftigte, wie schon in der ersten Jahreshälfte, der Branche den Rücken kehren, fürchtet Schibelius. Bereits im Frühjahr habe er zwölf Leute verloren und nur die Hälfte der Stellen neu besetzen können. Der Geschäftsführer spricht von 600.000 Euro Umsatzverlust. Dennoch stocke das Unternehmen das Kurzarbeitergeld für die Mitarbeitenden auf 100 Prozent auf. Das zehrt – auch an einem Betrieb, der vor der Pandemie nach SZ-Recherchen eine Eigenkapitalquote von über 80 Prozent hatte.

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