Merken

So grün ist Sachsens Wirtschaft

Ohne Nachhaltigkeit geht es nicht mehr. Beispiele zeigen, welche Strategien ganz konkrete Erfolge haben - und wo es noch Unterstützung aus der Politik braucht.

Von Annett Kschieschan
 4 Min.
Teilen
Folgen
Grüner wird‘s nicht? Und ob! Unternehmen brauchen effektive Strategien für Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Grüner wird‘s nicht? Und ob! Unternehmen brauchen effektive Strategien für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. © AdobeStock

Handtasche, Rucksack, Bodybag oder Shopper – bei Franziska Klee gibt es so ziemlich alles, was der Taschenmarkt hergibt. Das ist an sich noch nichts Besonderes. Besonders ist, dass die Leipziger Designerin über 50 eigene Accessoires und Taschenmodelle aus Naturleder anbietet. Das bedeutet, dass das Unternehmen darauf verzichtet, eine dünne Plastikschicht auf das Leder aufzutragen, um kleine Unreinheiten oder Verletzungen zu kaschieren. Für die Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie wurde Franziska Klee in diesem Jahr beim Sächsischen Gründerinnenpreis mit einer besonderen Auszeichnung geehrt. Der von der AOK Plus gestiftete Nachhaltigkeitspreis ist mit 2.000 Euro dotiert und will sächsische Ideen fördern, die dem Klima- und Naturschutz zuträglich und darüber hinaus beispielgebend sind. So wie die Naturleder-Linie der Leipziger Taschendesignerin, die bei ihrer Arbeit auch die noch in der Entwicklung befindlichen veganen Ledervarianten im Blick hat. Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg – das schließt einander nicht aus. Franziska Klee ist nur eine von vielen sächsischen Unternehmerinnen und Unternehmern, die das nicht nur erkannt haben, sondern aktiv an der Umsetzung arbeiten.

Strom fürs virtuelle Kraftwerk

Nicht immer wird das so schnell sichtbar wie bei der Gerüstbaufirma Gemeinhardt aus Roßwein, die im Frühjahr kurzerhand ein Grundstück pachtete, um dort eine Streuobstwiese anzulegen. Gleichsam ein Weg, die Azubis im Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit vertraut zu machen. Viele große, aber zunehmend auch kleine und mittelständische Unternehmen haben eigene Strategien in Sachen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Klimaneutralität. Die Firma Develey, in deren Bautzener Werk der deutschlandweit beliebte gleichnamige Senf hergestellt wird, etwa hatte bereits 2018 seine Emissionen um fast die Hälfte reduziert. Ein eigenes Nachhaltigkeitsmanagement sorgt dafür, dass die gewählten Strategien an allen Standorten von Develey umgesetzt werden. Alle fünf gelten seit letztem Jahr als offiziell klimaneutral. Etwa 90 Tonnen Kohlenstoffdioxid spart das Unternehmen pro Jahr in Bautzen allein durch die Photovoltaikanlage auf dem Dach der Fabrik ein. Wird an einem Develey-Standort mehr Strom erzeugt als gerade benötigt wird, wird dieser in einem virtuellen Kraftwerk zwischengespeichert und dann dort genutzt, wo er gebraucht wird.Es gibt sie also, die Ideen und konkreten Projekte.

Und es gibt Unterstützung vom Freistaat, von dessen Agenda das Thema Nachhaltigkeit längst nicht mehr wegzudenken ist. So werden etwa Landwirtschaftsbetriebe, die nachhaltig wirtschaften, jetzt mit mehr Fördermitteln unterstützt. Die Investitionsförderung sei eines der zentralen Instrumente der Agrarförderung, betont Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther. „Wir fördern nun auch höhere Investitionssummen. Damit unterstützen wir die Landwirtinnen und Landwirte noch umfassender dabei, sich auf die gestiegenen Anforderungen an eine wettbewerbsfähige und zugleich nachhaltige Landwirtschaft einzustellen. Mehr Tierschutz, eine Bewirtschaftung, die Umwelt, Klima und Artenvielfalt schützt, Klimawandelanpassung, Digitalisierung – all das braucht Investitionen“, so der Minister. Jede Investition, die einen Betrieb für die Herausforderungen der Zukunft stärkt, sei ein Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der gesamten Branche.

Das gilt auch mit Blick auf die sächsische Rohstoffstrategie. Das Papier aus dem Jahr 2012 wird gegenwärtig fortgeschrieben. Der Freistaat könne einen wichtigen Beitrag leisten, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen, so Staatssekretärin Ines Fröhlich. „Indem Rohstoffe in Sachsen selbst gewonnen, weiterverarbeitet und genutzt werden, können wir zudem Abhängigkeiten von Drittstaaten vermeiden“. Darüber hinaus erfolge der Rohstoffabbau „nach den hier gültigen sozialen und ökologischen Standards“. Nicht zuletzt schaffe das potenziell auch neue Jobs in der Region.

Hilfe für Nachwuchswissenschaftler

Das theoretische Rüstzeug für eine der wichtigsten aktuellen Fragen unserer Zeit soll auch die Zusammenarbeit mit dem UN-Institut für integriertes Management von Materialflüssen und Ressourcen (UNU-FLORES) bringen. Die seit 2019 bestehende Kooperation mit dem sächsischen Landwirtschaftsministerium wird bis 2024 verlängert. Die entsprechende Vereinbarung wurde im Oktober unterzeichnet. Die Einrichtung ist eine von 13 Instituten der Universität der Vereinten Nationen. Sie wurde 2012 in Dresden gegründet und unterstützt zum Beispiel sächsische Nachwuchswissenschaftler bei Forschungsprojekten zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz.Erst vor wenigen Wochen haben das Wirtschaftsministerium, die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammern und weitere Verbände der Wirtschaft sowie der Land- und Forstwirtschaft zudem eine neue Vereinbarung zur Umwelt- und Klimaallianz Sachsen unterzeichnet. Die klare Botschaft des Landwirtschaftsministers dabei: „Klimaschutz ist für die Wirtschaft ein Gewinnerthema.“