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"Es braucht nur 15 Milliarden Euro, um die Solarindustrie wieder groß zu machen"

Gunter Erfurt ist Chef des in Sachsen produzierenden Solarunternehmens Meyer Burger. Für die Branche sieht er viel Potenzial. Im Interview erklärt er, was die Energiewende aber noch bremst.

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Gunter Erfurt ist CEO von Meyer Burger. Das Unternehmen stellt in Sachsen und Sachsen-Anhalt im großen Stil Solarzellen und Solarmodule her.
Gunter Erfurt ist CEO von Meyer Burger. Das Unternehmen stellt in Sachsen und Sachsen-Anhalt im großen Stil Solarzellen und Solarmodule her. © Arvid Müller

Freiberg. Die deutsche Solarindustrie erlebt aktuell ein Comeback. Ein Erfolgsbeispiel ist die Firma Meyer Burger, der momentan einzige Massenhersteller von Solarzellen außerhalb Asiens. Gunter Erfurt ist CEO des Unternehmens, das auch Standorte in Sachsen hat. Im Podcast "Thema in Sachsen" spricht er über die Energiewende, den Aufbruch und wie die Politik dabei helfen könnte. Das Gespräch in Auszügen.

Herr Erfurt, seit zwei Wochen wird in Deutschland kein Atomstrom mehr produziert. Brechen für Ihre Branche jetzt sonnige Zeiten an?

Ich bin Kernphysiker, insofern finde ich die Kernenergie physikalisch sehr interessant. Fakt ist aber: Die Kernenergie hat in Deutschland nur noch eine kleine Rolle gespielt. Die Erzeugungsleistung von Biomasse beispielsweise war zum Schluss sogar doppelt so hoch. Es ist also ein kleiner Teil, der jetzt fehlt. Deutschland bleibt Netto-Energieexporteur. Diese Energie wird nicht verschenkt, sondern teuer verkauft. Demnach glaube ich, in der Debatte wird ein bisschen übertrieben. Natürlich gehe ich aber davon aus, dass die Photovoltaik und die Windenergie ein starkes Wachstum erleben werden.

Neben dem Atom-Aus gibt es auch noch einen geplanten Kohle-Ausstieg. Es ist beim Wachstum der Erneuerbaren also Eile geboten. Wie schnell könnte insbesondere die Solarindustrie wieder zu alter Stärke finden?

Sie haben völlig recht, es ist jetzt an der Zeit, diese Industrie wieder groß zu machen. Die Ausgangslage dafür ist nicht so schlecht, wie es manchmal scheint. Zwar werden Solarzellen momentan überwiegend in Asien produziert, Europa und insbesondere Deutschland ist jedoch nach wie vor Technologieführer. Auf dieser Basis kann der Wiederaufbau gelingen. Die Politik ist am Zug, die Weichen zu stellen.

Was könnte die Politik denn besser machen?

Da muss ich etwas ausholen. Wir führen in Deutschland eine Debatte, wo man manchmal den Eindruck bekommt, dass noch gar nicht entschieden sei, wo die Reise hingeht. Dabei ist klar, dass die Zukunft den erneuerbaren Energien gehört. Der Klimaschutz ist ein Argument dafür. In der realen Wirtschaft sind die Ausbaupläne aber vor allem deshalb so angesagt, weil Erneuerbare mit Abstand am günstigsten bei der Elektroenergieerzeugung sind. Die Kernenergie ist genau am anderen Ende, sie ist die teuerste Form. Gas und Kohle liegen irgendwo dazwischen. Genau diese Logik haben vor allem die Chinesen erkannt und schon im Jahr 2005 einen Plan aufgestellt, wo nichts Geringeres das Ziel war, diese Industrie de facto zu besitzen, zu kontrollieren und zu steuern. Und das tun sie jetzt.

Und was sollte das der Politik hierzulande sagen? Insbesondere auch in Sachsen, einem der nach wie vor wichtigsten Standorte in der europäischen Solarbranche …

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