Die Wessis kommen ins Elbland

Dresden/Meißen. Für die Geschäftsführerin des Staatsweingutes Schloss Wackerbarth in Radebeul, Sonja Schilg, ist dank der Corona-Krise ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. "Wir konnten sehr viele Gäste aus den westlichen Bundesländern anziehen", sagt die Weingut-Chefin. Herkunftsregionen der Besucher waren unter anderem Bayern, Baden-Württemberg, aber auch Hessen und Nordrhein-Westfalen.
Positiv bemerkbar gemacht habe sich dies vor allem an den Kassen der hauseigenen Vinothek, so Sonja Schilg auf der Bilanzpressekonferenz der Dresden Marketing GmbH (DMG) am Dienstagmittag. "Da wurde von der kaufkräftigen Kundschaft nicht nur eine Flasche als Mitbringsel mitgenommen, sondern oft gleich eine ganze Kiste", sagt die Wackerbarth-Chefin. Dafür schlagen immerhin rund 90 Euro zu Buche. Solche Umsätze ließen sich am besten im Direktvertrieb erzielen. Genau dann, wenn der Einkauf mit einem schönen Erlebnis verbunden sei. Im Internet gebe niemand ohne Weiteres eine so hohe Summe aus.
Sonja Schilg hofft, dass sich dieser Effekt nachhaltig gestaltet. Mund-zu-Mund-Werbung könne viel bewirken. So eine Kiste sächsischer Wein werde schließlich nicht allein ausgetrunken. Der Tropfen wird mit Verwandten, Freunden und Bekannten verkostet. Die Gäste dieses Sommers seien nun als Botschafter für das hiesige Weinanbaugebiet unterwegs, so die Geschäftsführerin.
Sie wünscht sich, die Tourismus-Vermarkter für die Region um Dresden und Meißen würden mit Werbe-Aktionen helfen, das Interesse an einem Besuch im Freistaat in den westlichen Bundesländern stärker anzukurbeln.
Meißner Weihnacht sollte stattfinden dürfen
Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos), der auch Vorstandsvorsitzender des Tourismusverbandes Elbland ist, lobt die Leistungen der Tourismus-Werber vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. "Aus voller Fahrt wurde Mitte März eine Vollbremsung hingelegt", so das Meißner Stadtoberhaupt.
Jetzt zeige sich, dass das zeitige Gegensteuern im Anschluss an den Lockdown richtig gewesen sei. Gerade die Region um Meißen habe mit dezentralen und aufgelockerten Formaten wie der Oldtimer-Rallye Elbflorenz, der Langen Nacht der Kultur, dem Morgenpost-Herbstwandertag oder den Tagen des offenen Weingutes bewiesen, dass sich unter den geltenden Auflagen trotzdem attraktive Veranstaltungen organisieren ließen.
"Die Mischung macht's", so Raschke. Die Verluste aus den Monaten März, April und Mai ließen sich zwar nicht nachträglich aufholen. Doch einige Kennziffern präsentieren sich bereits wieder robust. So habe das Meißner Freizeitbad Wellenspiel im August in etwa die Zahlen des Vorjahres erreicht.
Für das Ende des Jahres drückt der Meißner Oberbürgermeister die Daumen, dass die Meißner Weihnacht stattfinden kann. Die Landstriche in Deutschland dürften nicht über einen Kamm geschoren werden. Es sollten individuell angepasste Lösungen gefunden werden.

Das Elbland hilft der Landeshauptstadt
Als Bestätigung für das Zusammengehen der Landeshauptstadt mit dem Elbland in einer Werbegemeinschaft interpretiert Dresdens Kultur- und Tourismus-Bürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke) die vergleichsweise guten Besucherzahlen für den Sommer. Seit dem Frühjahr 2017 werben die beiden Partner weltweit und national gemeinsam für eine Region, die elbabwärts bis Torgau reicht, im Norden bis Großenhain, südlich bis Tharandt.
Eigentlich sind die Monate Juli und August nicht die besucherstärkste Zeit für die Landeshauptstadt. Familien bevorzugen zumeist das Meer oder die Berge. Damit allerdings kann Dresden nicht aufwarten. In der Corona-Krise half das Umland der Metropole aus. "Es hat sich positiv ausgezahlt, dass die Kulturlandschaft in eine so abwechslungsreiche Naturlandschaft eingebettet ist", sagt die Politikerin. Die kurzen Wege und das sichere Umfeld hätten für neue Besucherströme gesorgt.
Dresden liegt vor anderen deutschen Großstädten
Die Zahlen zur Sommerbilanz liefert die Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH Corinne Miseer. Während andere Städte mit einem hohen Anteil ausländischer Gäste mit starken Rückgängen kämpfen mussten, konnte Dresden-Elbland gut vom diesjährigen Trend, den Urlaub im eigenen Land zu verbringen, profitieren.
Ein Grund, weshalb der Tourismus schnell wieder Fahrt aufgenommen hat, dürfte neben dem erfolgreichen Krisenmanagement ein attraktives Erlebnisangebot sein. Dresden setzte auf hochkarätige Open-Air-Events wie etwa die Filmnächte am Elbufer, den Theatersommer in der Jungen Garde oder den Palais Sommer, und die Region baute auf Aktivurlaub – etwa mit Radfahren und Wandern beziehungsweise auf Genussurlaub.
Dass sich die Anstrengungen gelohnt haben, zeigt unter anderem ein Vergleich der Zimmerauslastungen. Dresden steht aktuell, im Juli 2020, mit einer durchschnittlichen Zimmerauslastung von 54,3 Prozent auf Rang 1 unter den deutschen Großstädten, gefolgt von Hamburg mit 44,9 Prozent und Leipzig mit 41 Prozent.
Jetzt kommt die Zeit für Museen und Bühnen
Gut drei Monate stehen noch an, die sich auf die Gesamtstatistik auswirken werden. Das Feedback der Hoteliers spiegelt eine gute Buchungslage wider. Miseer dazu: „Dieses Jahr ist schwierig für uns alle. Wir geben weiterhin Vollgas und haben die Entwicklung sehr genau im Blick, um mit viel Flexibilität zu agieren. An erster Stelle steht das Ziel, unsere Tourismusakteure so gut wie möglich zu unterstützen.“
Und weiter: „Jetzt ist genau die richtige Zeit, um die Romantik der Weinregion Elbland und die Angebote unserer wieder bespielten Bühnen sowie Museen zu erleben. Mit diversen Aktiv- und Kulturangeboten werben wir für einen Urlaub bei uns in den anstehenden Herbstferien und den Wintermonaten“, sagt Miseer.
So berichten wir über die Corona-Krise:
- Sächsische.de berichtet laufend aktuell in einem Newsblog
- Das komplette News-Angebot sowie hilfreiche Telefonnummern von Behörden
- Push-Service zum Thema Coronavirus (nicht iOS-kompatibel)
Mehr lokale Nachrichten aus Meißen lesen Sie hier.
Mehr lokale Nachrichten aus Radebeul lesen Sie hier.