Dresden-Tourismus: Gutes Ostergeschäft, unsicherer Sommer

Dresden. Vollbesetzte Tische vor den Restaurants, gut gefüllte Einkaufsstraßen und Warteschlangen vor dem Grünen Gewölbe: Die Dresdner Innenstadt ist über Ostern voller Touristen gewesen. Ein Trend, so scheint es. Auch an diesem Wochenende ist das Zentrum brechend voll. Erholt sich der Tourismus in Dresden oder täuscht dieser Eindruck?
Wie lief das Ostergeschäft in den Dresdner Hotels?
Lag die Zimmerauslastung in den Dresdner Hotels und Pensionen Stand Ende März für den Monat April bei 31 Prozent, so stieg sie zum Osterfest auf durchschnittlich 70 bis 80 Prozent, sagt Antje Mikoleit, die Geschäftsführerin der Saxonia-Fördergesellschaft für das Hotel- und Gaststättengewerbe im Freistaat Sachsen mbH.
Das bestätigen auch die Hoteldirektoren vom Taschenberg-Kempinski, vom Arcotel in der Hafencity und vom Penck-Hotel am Rande der Altstadt. "Ostern lief sehr gut und wir konnten eine sehr hohe Auslastung über die Feiertage verzeichnen", sagt Kempinski-Marketingleiter Clemens Degenhardt. Man könne einen langsamen aber stetigen Zuwachs an Übernachtungen verbuchen. "Wir sind aber weiterhin deutlich hinter einem Vor-Corona-Niveau. Insbesondere das weiterhin limitierte Veranstaltungsgeschäft reduziert ebenfalls das Volumen bei den Übernachtungen", so Degenhardt.
Das schränken seine Kollegen etwas ein. Während Karfreitag und Ostersamstag super gebucht gewesen seien, habe die Zimmerbelegung am Sonntag und Montag rapide abgenommen, sagen Antoni Knobloch vom Penck-Hotel und Florian Stühmer vorm Arcotel.
Woher kommen die Touristen?
Alle Häuser haben überwiegend Gäste aus Deutschland, nur sehr vereinzelt einige aus den Nachbarländern. "Die ausländischen Touristen fehlen fast völlig. Das macht uns sehr zu schaffen", sagt Knobloch. Auch die Geschäftsreisenden kämen sehr zögerlich, was an veränderten Arbeitswelten mit Homeoffice und Videokonferenzen liegen könnte. "Wenn wir Anfragen haben, dann nur für sehr kleine Gruppen."

Generell freuen sich aber alle Direktoren, dass alle Altersgruppen, Familien, Reisegruppen und Pärchen in den Dresdner Hotels zu finden sind.
Wie sieht die Buchungslage für den Sommer aus?
Während der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga optimistisch ist, was die Buchungssituation für die Sommermonate anbelangt, will sich der Kempinski-Marketing-Chef noch nicht festlegen. "Wir sehen positiv in die Zukunft und erkennen eine stetig steigende Nachfrage, aber wir sind weiterhin nicht auf dem Niveau von 2019. Einen klaren Trend für den Hochsommer können wir aufgrund von diversen Faktoren noch nicht definieren."
Dem schließt sich Arcotel-Chef Stühmer an. "Das wird sich erst Mitte des Jahres zeigen." Das liege vor allem am extrem kurzfristigen Buchungsverhalten der Gäste. "Oft sehen wir erst im Laufe der Woche, ob das Wochenende gut wird oder nicht." Gleiches bestätigt Antoni Knobloch. "Die meisten Gäste entscheiden sich erst wenige Tage zuvor für eine Reise." Zudem glaubt er, dass viele Einheimische nach zwei Jahren, in denen viele in Deutschland geblieben sind, jetzt wieder verstärkt ins Ausland reisen wollen. "Aber, ob man sich den Fug noch leisten kann, wird sich zeigen." Diese Faktoren machten eine Prognose für den Sommer schwierig.
Die kurzfristigen Buchungen hingegen ziehen große Problem bei der Dienstplanung und Bestellung von Lebensmitteln für die Hotels nach sich, da die Lieferketten inzwischen auch nicht mehr so gut, also schnell, funktionierten.
Thomas Gaier, Chef im Schloss Eckberg beschreibt, dass Touristen weiterhin sehr verhalten buchen. "Das Vor-Corona-Niveau ist noch nicht erreicht. Auch im Mai fehlen noch viele Buchungen. Veranstaltungen und Feiern werden verstärkt nachgefragt, touristische Buchungen noch sehr schwach", sagt er.
Werden die Zimmerpreise jetzt teurer?
Ein weiteres Problem bei der Urlaubsbuchung könnte der Ukraine-Krieg sein. Möglicherweise werden Familien ihr Geld eher sparen, um die Strom- und Heizkosten, aber auch die Lebensmitteleinkäufe bezahlen zu können. Andererseits verteuert der Krieg auch die Zimmer- und Frühstückspreise in den Hotels.
"Wir können natürlich eine deutliche Steigerung der Kosten vermerken, welche sich auch in einer zukünftigen Preisstruktur widerspiegeln könnten", sagt Clemens Degenhardt aus dem Kempinski, ohne konkrete Zahlen zu nennen.
Das sieht auch Florian Leisentritt, Chef des Gewandhaus-Hotel, so. Im Bereich der Beherbergung habe es bereits eine Erhöhung um 11 bis 15 Prozent gegeben. Er hoffe auf das Verständnis der Gäste, wenn er sowohl im Steakrestaurant als auch im Kuchen-Atelier bald die Preise erhöhen muss. Die Kosten für Löhne, Strom und Lebensmittel, seien teils um 30 bis 50 Prozent gestiegen, während die Qualität gehalten wird.
Wie ist das Jahr verglichen mit 2021 angelaufen?
Deutlich besser. Dem Statistischen Landesamt liegen bisher die Zahlen für Januar und Februar vor. Das Ergebnis: In den ersten beiden Monaten des Jahres sind rund 195.000 Übernachtungen gebucht worden. Zum Vergleich: Im Januar und Februar 2021 waren es aufgrund des harten Lockdowns damals lediglich um die 68.000 Übernachtungen. Die Zahl der Touristen ist im Februar zwar um knapp 300 Prozent gestiegen, verglichen zum Vorjahresmonat. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies gerade einmal 45 Prozent des Februar-Niveaus von 2019 entspricht. Es gibt also noch jede Menge aufzuholen.
Erfreulich aus Sicht der Branche ist, dass sich das Wachstum nicht nur auf deutsche Touristen bezieht. Auch aus dem Ausland wächst die Nachfrage nach Reisen nach Dresden. Und: Mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 2,2 Tagen liegt Dresden bereits wieder auf beziehungsweise über Vorkrisenniveau.