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Neue Rutschenwelt im Wasserpark Rulantica

Neben dem Europa-Park Rust ist ein sagenhafter Bade-Park entstanden, in dem nicht einfach nur gebadet wird. Was macht ihn so besonders?

Von Katrin Saft
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10 verschiedene Rutschen im neuen Außenbereich von Rulantica.
10 verschiedene Rutschen im neuen Außenbereich von Rulantica. © Europa-Park

Badelandschaften mit Palmen und Piraten gibt es viele in Deutschland. Roland Mack, Chef von Deutschlands größtem Freizeitpark in Rust, wollte keine Palmen. Vor den Toren des Europa-Parks schuf sein Familienunternehmen eine Wasser-Erlebniswelt, die nach der sagenumwobenen Insel Rulantica heißt.

Der Begriff Welt ist nicht übertrieben. Denn in Rulantica wird nicht einfach nur gebadet. Die Rutschen, Wasserbecken, Strömungskanäle und Spielelandschaften sind eingebettet in zwölf Themenbereiche, die mystische Geschichten aus dem skandinavischen Norden erzählen. Die Grotte von Lumafals zum Beispiel ist die Heimat von anmutigen Meereswesen, die auf einer riesigen LED-Wand täuschend echt durchs Wasser gleiten. Sie bewachen die Quelle des Lebens, die hinter einem rauschenden Wasserfall schlummert. Doch plötzlich verwandelt sich die Bucht zur Freude der Badegäste in ein wildes Wellenbecken.

Am Skip Strand wiederum ragen zwei Schiffswracks aus dem Wasser. Sie werden von Kindern geentert, während die Eltern in den Hütten der Stelzenstadt Rangnakor entspannen. Besonders bei Jugendlichen beliebt sind die spektakulären Rutschen in Vinterhal, die an der zu Eis erstarrten Meeresschlange Svalgur vorbeiführen und zu Mutproben im freien Fall herausfordern.

Die Trichterrutsche.
Die Trichterrutsche. © Europa-Park

Fast 20 Jahre hat es von der Idee bis zur Eröffnung von Rulantica Ende 2019 gedauert. Eine bunte Märchenwelt, fantasievoll bis ins Detail gestaltet. Doch dann kam Corona und mit dem Virus eine zweimalige Schließung. „Besonders im Winter, unserer Hochsaison, war das bitter“, sagt Roland Mack. „Nicht wissend, wann wir wieder öffnen dürfen, haben wir Wasser abgelassen und die Temperatur runtergefahren, um Kosten zu senken.“ Zugesagte Hilfsgelder seien erst nach Monaten gekommen.

Seit Anfang Juni ist der Wasserspaß nun wieder möglich – unter Hygieneauflagen. „Weil wir derzeit nur 2.000 Gäste gleichzeitig einlassen dürfen, haben wir drei Zeitstufen eingeführt“, so Mack. Tickets gibt es ausschließlich online.

1.000 Liegemöglichkeiten

Die Unternehmerfamilie hat die fast siebenmonatige Schließung für die Erweiterung und neue Attraktionen genutzt. Roland Macks Kinder Michael, Thomas und Ann-Kathrin sind längst mit im Geschäft. So ist zu den 32.600 Quadratmetern innen noch eine der größten Outdoor-Rutschenlandschaften Europas dazugekommen. Die Ideen für die Svalgurok genannte Außenwelt wurden zuerst auf Papier, dann am Computer und im Modell visualisiert. Nun wacht ein 2,5 Tonnen schwerer, beweglicher Schlangenkopf über die zehn unterschiedlichen Rutschen: Doppel-, Trichter-, Röhrenrutschen – je nach Mut zur Geschwindigkeit. Für die Kleinsten ist Snorri Strand entstanden, benannt nach dem Oktopus-Maskottchen von Rulantica, mit Mini-Rutschen und Wasserhüpfer.

Wer ist schneller auf der Duo-Rutsche?
Wer ist schneller auf der Duo-Rutsche? © Europa-Park

Bei schönem Wetter kann man draußen auf über 1.000 Liegemöglichkeiten entspannen. Wem das nicht exklusiv genug ist, der bucht ein Strandsofa, eine Strandinsel oder eine ganze Luxusjacht dazu, die abgeschirmt hinter Schilf liegt. Statt Fast Food wie in den meisten Spaßbädern gibt es trendige Bowls und Grillspezialitäten. Denn viele Gäste bleiben sechs, sieben Stunden. Über dem Restaurant Lumalunda befindet sich der Ruhe- und Saunabereich mit Blick über die Wasserwelt.

Mehr als 200 Millionen Euro hat das Familienunternehmen bislang in Rulantica investiert. Dazu gehört auch das Vier-Sterne-Hotel Kronasar, das unter der Verantwortung von Hotelier und Gastronom Thomas Mack läuft. Wenn die Wasserwelt schließt, kann das Abenteuer hier weitergehen. Denn das Hotel ist einem Naturkundemuseum nachempfunden. Im Foyer steht das Skelett der Riesenschlange Svalgur – als ob sie tatsächlich mal gelebt hätte.

Großachterbahn geplant

Der 71-jährige Senior und seine Kinder sind noch nicht am Ende mit ihren Ideen. „Wir haben rund um Rulantica ein 45 Hektar großes Gelände erworben und investieren weiter“, kündigt Roland Mack an. Seine Vision: Nicht mehr nur Ausflugs-, sondern Urlaubsziel zu werden: ein Tag Rulantica, zwei Tage Fahrspaß im benachbarten Europa-Park und einen Tag für Yullbe, dem jüngsten Projekt von Michael Mack, der mit Macknext digitale Innovationen vorantreibt. Ausgestattet mit einem Computerhelm, kann man in der Yullbe-Halle virtuell in drei Abenteuerwelten entfliehen.

Um für den Ansturm gewappnet zu sein, wurden rings um die einst kleine Gemeinde Rust Umgehungsstraßen, Unterführungen, Radwege und Parkplätze angelegt. Zum Imperium gehören fünf weitere Themenhotels, direkt am Europa-Park mit seinen mehr als 100 Attraktionen.Das stetig wachsende Freizeitgelände hat die Gegend verändert. „Zum Ausgleich haben wir gemeinsam mit der Gemeinde und Umweltexperten allein rund um Rulantica an die 2.000 Bäume, 18.000 Wildsträucher und 60.000 Blumen gepflanzt“, sagt Mack. Auch ein Bienenpavillon, Nistkästen und ein Wild- und Fledermauskorridor seien entstanden. Die Macks, die seit Generationen Fahrgeschäfte bauen, planen auch für den Europa-Park weitere Themenwelten und eine neue Großachterbahn.

International Geschichte schreiben möchte das Familienunternehmen mit dem Restaurant der Zukunft „Eatrenalin“. Der Gast soll hier durch verschiedene Erlebniswelten gefahren werden und passende dazu Gerichte genießen. „Der Prototyp lässt sich ausrollen für New York oder Shanghai“, ist Roland Mack sicher. Entmutigen lasse er sich durch die Pandemie nicht. Im Gegenteil: Der Trend zum Deutschlandurlaub bringt ihn seiner Vision ein Stück näher: Statt baden auf Mallorca, eintauchen in fremde Welten voller Emotionen und Illusionen.