Pirna bittet Wohnmobilisten zur Kasse

Unter Wohnmobilisten hat sich der Elbeparkplatz im Pirnaer Stadtteil Copitz längst herumgesprochen. In vielen Internet-Reiseforen wird das Areal angepriesen. Zwölf Caravan-Stellplätze gibt es auf dem Gelände, sie dürfen laut der Stadt eine Nacht dort stehen, die Parkzeit auf den Zeitraum von 17 bis 9 Uhr eingegrenzt. Es ist ein reiner Parkplatz, kein Campingplatz, so gibt es dort weder Wasser- und Stromanschluss noch Toiletten und Mülleimer. Gleichwohl erfreut sich das Areal als Zwischenstopp großer Beliebtheit. "Für eine Besichtigung der wirklich sehenswerten Stadt ein toller Platz", schreibt ein Kommentator auf der Internetseite "promobil". "Toller Platz mit tollem Blick", wirbt ein anderer.
Der Platz punktet vor allem mit einem Aspekt: Caravan-Fahrer müssen keine Parkgebühr entrichten, das Parken auf dem Copitzer Elbeparkplatz ist generell kostenfrei. "Kostet nix und wir waren zufrieden", schreibt ein Tourist bei "promobil", ein anderer kommt zu dem Fazit: "Für einen kostenlosen Stellplatz echt top."
Doch schon bald wird diese Freude empfindlich getrübt. Die Zeit der Gratis-Stellplätze ist in Kürze vorbei.
Probleme mit der Sauberkeit
Nach dem Willen einer Stadtratsmehrheit wird die Stadt die Wohnmobilisten bald zur Kasse bitten. Dieser Beschluss in der Juni-Sitzung geht zurück auf einen Antrag der Fraktion "Freie Wähler". Fraktionschef Ralf Böhmer hatte im Mai beantragt, den aktuell für Wohnmobile kostenlosen Elbeparkplatz innerhalb der kommenden drei Monate in einen kostenpflichtigen Caravan-Platz mit Schrankenanlage umzufunktionieren.
Seit längerer Zeit, so begründete Böhmer, gebe es mit den Caravans auf diesem Parkplatz Probleme hinsichtlich Ordnung und Sauberkeit sowie entsprechender Kontrollen hinsichtlich der Parkdauer. Diesbezüglich werde intensiv nach einer Lösung gesucht. Auch wenn für die Schranke Kosten entstünden, könne damit das grundlegende Problem beseitigt werden. Solange es keine Alternative gebe, sollte der vorhandene Parkplatz so eingerichtet werden, dass er kontrollierbar ist.
Wohnmobile ja, gebührenfrei nein
Das Problem allerdings war: Auch Pkws, die ebenfalls kostenlos auf dem Areal parken dürfen, hätten dann die Schranke passieren müssen. Für jene Autofahrer sollten aber auch weiterhin keine Parkgebühren anfallen. Der Stadtentwicklungsausschuss schlug daher einen Kompromiss vor, der vier Eckpunkte umfasst:
- Der Parkplatz in Copitz an der Elbe bleibt in seiner jetzigen Form und Nutzung erhalten.
- Für Reisemobile wird der Parkplatz kostenpflichtig. Es wird ein Parkautomat aufgestellt, und es darf nur eine Nacht übernachtet werden.
- Es ist zu prüfen, ob zukünftig eine digitale Parkraumbewirtschaftung möglich ist.
- Es ist zu prüfen, ob eine Entwässerungsmöglichkeit ohne zusätzlich anfallende Baukosten besteht.
Diesem Vorschlag stimmte der Stadtrat mit 19 Stimmen zu, sechs Abgeordnete enthielten sich.
Die Schranke ist damit passé, stattdessen wird ein Parkautomat installiert, an dem dann ausschließlich die Wohnmobilisten ein Ticket ziehen müssen. Kostenmäßig hält sich der Aufwand in Grenzen. Die Stadt besitzt noch einen solchen Automaten, der laut des Rathauses dort relativ einfach aufzustellen sei.
Ordnungsamt sagt Kontrollen zu
Wie hoch die Parkgebühr sein wird und für welchen Zeitraum sie zu entrichten ist, steht hingegen noch nicht fest. Nach Aussage von Ordnungsamt-Chef Frank Lorenz müsse zunächst die städtische Parkgebühren-Verordnung geändert werden. Darüber soll voraussichtlich noch im Juli der zuständige Ausschuss des Stadtrates entscheiden.
Zugleich sagte Lorenz zu, dass das Ordnungsamt dann auch regelmäßig kontrollieren werde, ob sich die Wohnmobilisten an die Gebührenpflicht und die zulässige Höchstparkdauer halten.
Auch bislang lag der Elbeparkplatz in Copitz auf der Route der Ordnungshüter. So schickten sie unter anderem Caravan-Besitzer vom Platz, wenn sie nach 9 Uhr noch immer dort standen. Andere kassierten ein Bußgeld, weil sie mit ihren Reisemobilen auf den Pkw-Stellflächen parkten.
Notdurft auf der Elbwiese
Gleichwohl wogt um das Areal seit Jahren ein Streit, der sich zumeist am Verhalten der Wohnmobilisten sowie an der mangelnden Sauberkeit entzündet. Obwohl Campen auf dem Platz nicht gestattet ist, standen manche Wohnmobile mehrere Tage dort, manchmal bildeten sie regelrechte Wagenburgen, dazwischen grillten die Urlauber Würstchen. Wegen fehlender Toiletten, Mülleimer und Wasseranschlüsse fand sich oft achtlos entsorgter Unrat auf dem Gelände wieder, viele verrichteten auf der nahen Elbwiese ihre Notdurft oder entleerten dort ihre Wassertanks.
Vorstöße, um die Probleme in den Griff zu bekommen, gab es mehrere. So beantragte beispielsweise Stadtrat Walter Matzke (Pirnaer Bürgerinitiativen) mehrfach, den Parkplatz gemäß der ursprünglichen Baugenehmigung wiederherzustellen - mit 64 Pkw- und vier Busparkplätzen. Auch die Freien Wähler plädierten zunächst dafür, den Platz für Wohnmobile zu sperren.
Weil aber andere Stellplatz-Alternativen für Caravans in Pirna rar sind und man die Wohnmobilisten nicht vollends verprellen wollte, einigte sich der Rat schließlich auf den Kompromiss mit der Gebührenpflicht.