Oberlausitz: Die Touristen sind wieder da

Bautzen. Alle sprechen von einem guten Gefühl: der Hotelier, die Campingplatzchefin, der Tourismuschef, die Marketingfachfrau. Das Gefühl lässt sich noch nicht in Zahlen ausrechnen, die aktuellsten stammen vom Mai. Und da stand der Tourismus denkbar schlecht da. Aber ab Ende Mai fielen nach und nach die Corona-Beschränkungen - und es zeigt sich, dass alle darauf nur gewartet hatten.
Hotelchef: Besucher bleiben jetzt länger
Tobias Haidan, der Chef des Landhotels "Zur guten Einkehr" in Grubschütz, drückt den Aufwärtstrend so aus: "Der Juni war verhalten, der Juli war sehr gut, der August ist wieder sehr gut. Kaum durften die Leute wieder verreisen, kamen über Nacht die Buchungen rein. Jetzt sind wir an der Grenze."
Was den Familienbetrieb besonders freut: Viele Gäste bleiben jetzt länger. "Vor Corona waren drei, vier Nächte die Regel. Jetzt bleiben viele länger als eine Woche, manche 14 Tage, und erkunden von hier aus die Region. Sie fahren ins Zittauer Gebirge, ins Lausitzer Seenland oder auch in die Sächsische Schweiz", berichtet Tobias Haidan.
Campingplatz-Chefin: Von Woche zu Woche mehr Gäste
Auf halbem Wege zwischen Bautzen und Dresden befindet sich die Luxoase, die der ADAC zu Sachsens beliebtestem Campingplatz gekürt hat. "Wir sind gut gebucht, der Platz ist voll belegt", freut sich Thomas Lux in Kleinröhrsdorf über den gelungenen Neustart. Ende Mai durfte die Luxoase wieder öffnen, und es schien, als hätten die Camper nur darauf gewartet. "Es ist richtig ein Nachholebedarf bei Reisen zu spüren. Die Menschen sind froh, dass sie wieder reisen dürfen." Viele Stammkunden seien wiedergekommen, aber auch Gäste, die bisher noch nicht in der Luxoase waren.
Durch Corona habe das Campen einen regelrechten Schub bekommen, sagt Thomas Lux. "Da sind die Leute mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs und bringen praktisch ihre Übernachtung mit. Sie sind nicht auf fremde Betten angewiesen."
Der Campingplatz in Kleinröhrsdorf ist einer von 34 in der ganzen Oberlausitz. Nur 14 von ihnen durften zwischen Januar und Mai dieses Jahres zumindest teilweise öffnen. Die Betreiber dieser Plätze registrierten in dieser Zeit insgesamt ganze 1.894 Übernachtungen, rund 92 Prozent weniger als von Januar bis Mai 2020 - soweit die ernüchternden Zahlen. Hotels hatten von Januar bis Mai etwa 51 Prozent weniger Gäste als im gleichen Vorjahreszeitrum, Pensionen verzeichneten ein Minus von fast 58 Prozent.
Aber von den Mai-Zahlen will niemand mehr etwas wissen, jetzt reden alle vom guten Neustart. Auch auf dem Campingplatz Deutschbaselitz bei Kamenz herrscht wieder Betrieb, wenn auch noch nicht wieder so wie den vergangenen Jahren. "Es wird mit jedem Tag etwas mehr", berichtet Geschäftsführerin Viola Eyke. "Jetzt in den Ferien ist mehr Nachfrage zu spüren, aber ausgebucht sind wir nicht." Auch Stammgäste kämen wieder an den Großteich, "aber spärlich, die Masse ist es nicht".

Auf dem Natur- und Abenteuercampingplatz an der Talsperre Bautzen entladen Sabine und Bernd Schramm aus Sayda im Erzgebirge gerade ihr Gepäck und die Fahrräder. Bis Montag will das Ehepaar aus dem Erzgebirge mit seinen Enkelinnen hier in einer urigen Holzhütte wohnen und auch ein paar Radtouren unternehmen.
"Hallo, schön Sie wiederzusehen", ruft auf einmal eine blonde Frau im Vorübergehen. Es ist Sachsens Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU). Sie lässt sich von Inhaberin Birgit Haubner den Fünf-Sterne-Platz - mehr Sterne gibt es gar nicht - zeigen und will wissen, wie die acht Mitarbeiter durch die Corona-Pause gekommen sind. Teils durch Kurzarbeit, teils durch das Aufbrauchen der Arbeitszeitkonten, erklärt Birgit Haubner, die auf ihrem Campingplatz seit 2008 schon Gäste aus 37 Ländern begrüßt hat. "Es gab Zeiten, da war der Platz fast vollständig in holländischer Hand. Im Moment ist es eher verhalten, aber jetzt in den Ferien sind wir gut gebucht."
Tourismusverein-Chef: Reichenstraße voller als vor Corona
"Wir sind uns neulich erst auf einem Campingplatz in Westsachsen begegnet", erklärt Bernd Schramm das Hallo der Ministerin, die in diesen Wochen zahlreiche Tourismusbetriebe im Freistaat besucht und den Gastgebern Mut macht.
Dietmar Stange macht es schon Mut, wenn er über die Bautzener Reichenstraße läuft. "Die scheint mir voller als vor Corona", sagt der Vorsitzende des Tourismusvereins Bautzen. "Viele Menschen machen jetzt eher im Inland Urlaub, und da haben wir ja wirklich einiges zu bieten."
Marketing-Fachfrau: Camping steht hoch im Kurs
Von einem guten Gefühl spricht auch Caroline Schneider von der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien, die mit vielen Touristikern in engem Kontakt steht. Vor allem Camping stehe bei Oberlausitz-Besuchern immer höher im Kurs, hat die Fachfrau festgestellt: "Camping ist eine sehr beliebte und wachsende Urlaubsart. Das zeigt die gute Auslastung der hiesigen Plätze."