Löbau
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Mit Wiesenstreifen gegen Artensterben

Der Nabu-Kreisverband Löbau hat eine ehemalige Ackerfläche bei Kottmarsdorf umfunktioniert. Was hinter dem Projekt steckt.

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Der Standort des Feldraines: Östlich von Kottmarsdorf entsteht ein Wiesenstreifen.
Der Standort des Feldraines: Östlich von Kottmarsdorf entsteht ein Wiesenstreifen. © R. Heinrch

Ein neues Biotop soll östlich von Kottmarsdorf entstehen. Der Nabu-Kreisverband will dafür auf einer 4.000 Quadratmeter großen ehemaligen Ackerfläche einen artenreichen Wiesenstreifen entstehen lassen.

Der Grund: Die heutige Kulturlandschaft ist ausgeräumt und strukturarm. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Landschaften geprägt von kleinflächigen Ackerparzellen, Feldwegen, -gehölzen und -hecken sowie eben Wiesenstreifen. Weil die Vielfalt fehlt, verschwinden Biotope und Arten. Auch der genetische Austausch zwischen ihnen sinkt. Als eine Ursache dieses rückläufigen Trends nennt der Nabu die Isolation von natürlichen und naturnahen Lebensräumen in der Landschaft. "Ähnlich wie Inseln im Meer, so liegen heute zahlreiche Biotope kilometerweit voneinander entfernt zwischen ausgedehnten, monotonen landwirtschaftlichen Nutzflächen", erklärt der Kreisverband.

Häufig fehlten Strukturen wie Feldraine, die diese Biotope miteinander vernetzen und den darin lebenden Arten Möglichkeiten bieten zu wandern, sich auszubreiten und genetisch auszutauschen. Ein wichtiges Ziel der Naturschutzarbeit sei deshalb die Entwicklung eines landesweiten Systems, um die biologische Vielfalt langfristig zu sichern.

Dafür setzt sich der Nabu mit dem 2020 gestarteten Projekt bei Kottmarsdorf ein. Der erste Schritt beim Anlegen des Feldrains bestand in der Vorbereitung des Bodens. Dafür musste die Fläche im Frühjahr 2020 zweimal gegrubbert werden. "Das lockerte die obere Bodenschicht auf und schuf ein feinkrümeliges Saatbeet für die Neueinsaat", erklärt der Kreisverband. Zugleich konnte damit der Aufwuchs unerwünschter Arten unterdrückt werden, wie Disteln oder Ackerbeikräuter. Schließlich konnte der Nabu im Sommer 2020 mit der Neueinsaat beginnen.

Das Mahdgut dafür stammt von geeigneten, artenreichen Wiesen, die rund um Ebersbach-Neugersdorf liegen. Die evangelische Kirchgemeinschaft Obercunnersdorf stellte ihre Wiesen an der Kirche und am Friedhof in Kottmarsdorf zur Verfügung, ebenso wie Privateigentümer. "Ohne diese Unterstützung wäre die Umsetzung des Projektes nicht möglich gewesen", so der Nabu.

Die Wiesen werden kurz vor der Samenreife gemäht. In noch frischem Zustand kommt das Mahdgut auf das Feldrain, wo es nachtrocknet. Anschließend wird das Mahdgut mehrmals gewendet. "Um sicherzustellen, das die enthaltenen Samen nachreifen und auf dem Saatbeet ausfallen", erklärt der Kreisverband. Die enthaltenen Pflanzenreste, wie Blätter und Stängel schützen die Samen dabei vor Austrocknung und ermöglichen laut Nabu ein ungestörtes Keimen.

Erste Margeriten blühen.
Erste Margeriten blühen. © R. Heinrich
Ein Feldhase hoppelt über die Wiese.
Ein Feldhase hoppelt über die Wiese. © R. Heinrich
Blick auf ein Feldlerchennest.
Blick auf ein Feldlerchennest. © R. Heinrich
Mahdgut wird von geeigneten, artenreichen Wiesen gewonnen und auf dem vorbereiteten Saatbeet ausgebracht.
Mahdgut wird von geeigneten, artenreichen Wiesen gewonnen und auf dem vorbereiteten Saatbeet ausgebracht. © R. Heinrich

Abgeschlossen ist das Projekt aber noch nicht. Damit die Wiesenkräuter sich langfristig auf dem Feldrain etablieren können, muss die Fläche in den Folgejahren stetig weiterentwickelt werden. Dies geschieht unter anderem mittels Schröpfschnitt. Dabei wird die aufkommende Vegetation ab einer Bestandshöhe von 10 bis 20 Zentimetern in einer Höhe von acht Zentimetern geschnitten. "Damit werden unerwünschte Ackerbeikräuter und Ruderalarten zurückgedrängt, die ansonsten mit den Wiesenkräutern um Licht, Nährstoffe und Wasser konkurrieren würden", teilt der Kreisverband mit. Je nach Wüchsigkeit der Vegetation muss der Schröpfschnitt ein- bis zweimal im Jahr erfolgen.

Kleine Erfolge des Projektes sind bereits erkennbar: So blühen 2021 die ersten Margeriten auf dem Feldrain. Zudem haben auch Feldlerche und -hase bereits Gefallen an dem Wiesenstreifen gefunden. "Bis sich allerdings ein dauerhafter Wiesenstreifen etabliert hat, wird noch einiges an Zeit vergehen", so der Nabu. (SZ)