Drohnen vom Energiekonzern gegen das Waldsterben

Chemnitz. Smarte Schädlingserkennung – so heißt das jüngste Angebot des Chemnitzer Energieversorgers Envia-M. Die sächsische Unternehmensgruppe aus dem Eon-Konzern hat ihre Stammkunden unter anderem im Erzgebirge, das unter Fichtensterben leidet. Thilo Schröter, bei Envia-M zuständiger Leiter für für Digitalisierung und Unternehmensentwicklung, bietet seine Drohnenflotte nun der Forstwirtschaft an.
Die Drohnen dienen normalerweise dazu, die Freileitungen des Stromversorgers aus der Luft zu inspizieren. Laut Schröter machen es Kameras an Drohnen möglich, mit intelligenter Bild-Erkennung geschädigte Bäume zu finden. Hat der Borkenkäfer stark zugeschlagen, lassen sich die befallenen Stämme aus der Luft erkennen. So können die Waldbesitzer möglichst frühzeitig und gezielt Holz mit Käfern herausholen, damit sich die Schädlinge nicht noch weiter ausbreiten.
Envia-M arbeitet mit dem Leipziger Unternehmen Flynex zusammen, das die Drohnenflüge plant und auch die Genehmigungen einholt. Die Firma Festmeter Wöls aus Leoben in Österreich bringt ihre Erfahrung mit Analysen per künstlicher Intelligenz ein.
Stromkonzern sieht Forstwirtschaft als Verbündete
Die Österreicher haben sich vor allem darauf spezialisiert, befallene Fichten zu erkennen. Geschäftsführer Kurt Wöls sagt, wenn Stämme mit vielen Borkenkäfern stehenblieben, komme es zu einer explosionsartigen Vermehrung der Schädlinge. Dann könnten die Folgen bald nicht mehr beherrscht werden.
Schröter sagt, dass Wälder einen unverzichtbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten: "Wir müssen sie unbedingt erhalten." Forstwirtschaft und Energiewirtschaft seien Verbündete, sagte der Vertreter des Stromkonzerns. Envia-M sei nicht nur Energiedienstleister, sondern auch Infrastrukturdienstleister und biete sein Know-how gern anderen Branchen an.
Wegen Dürre zu wenig Harz in der Fichte
Envia-M plant nach eigenen Angaben die nächsten Schritte, um der Forstwirtschaft beim Kampf gegen das Waldsterben gezielter zu helfen. Projektleiterin Claudia Tänzer sagt: „Wir testen momentan gemeinsam mit unseren Dienstleistern neue digitale Technologien, die uns wie bei Fichten auch bei Kiefern eine genaue Schädlingserkennung ermöglichen sollen.“ Das Angebot richtet sich an Forstämter, aber auch an Forstbetriebsgemeinschaften, in denen sich private Waldbesitzer häufig zusammengeschlossen haben. So können sie Technik gemeinsam ausleihen.
Die Trockenheit der vergangenen Sommer hat dazu geführt, dass Borkenkäfer sich stärker verbreiten konnten. Die Fichten wehren sich üblicherweise mit Harz gegen den Befall, aber dazu brauchen sie Flüssigkeit.
Der Staatsbetrieb Sachsenforst und private Waldbesitzer rodeten große Flächen, zeitweise halfen Soldaten. Die Holzpreise fielen wegen des wachsenden Angebots. Nach Angaben des Waldzustandsberichts sind in Deutschland noch nie so viele Bäume abgestorben wie 2020. Vier von fünf Bäumen haben lichte Kronen.