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Schadet die Hitze dem Stausee Kriebstein und den Flüssen?

Die Algenbildung ist an der Talsperre Kriebstein nicht zu übersehen. Die Auswirkungen auf Zschopau und Mulde werden überwacht. Noch sind die Werte in Ordnung. Doch wie lange?

Von Frank Korn
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Das Wasser in der Talsperre Kriebstein zeigt sich grün gefärbt. Durch die hohen Temperaturen fließt weniger Wasser ab.
Das Wasser in der Talsperre Kriebstein zeigt sich grün gefärbt. Durch die hohen Temperaturen fließt weniger Wasser ab. © Dietmar Thomas

Kriebstein. Seit Wochen fällt kaum Regen, die Hitze macht Mensch und Natur zu schaffen.

Das Wasser in der Talsperre Kriebstein hat sich grün gefärbt, die Algenbildung ist nicht zu übersehen. Trotz anhaltender Trockenheit ist der Stausee gut gefüllt und das Wasser sucht sich seinen Weg über die Staumauer. Der Staupegel muss immer gleich hochgehalten werden. So ist es im Vertrag mit der Firma Karl, dem Betreiber des Kraftwerkes, geregelt.

Der geringere Zufluss an Wasser aus der Zschopau hat einen geringeren Abfluss zur Folge. Doch welche Auswirkungen hat dies auf die Zschopau und die Freiberger Mulde? „Die Flüsse werden unter anderem im Rahmen des Monitorings nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie regelmäßig untersucht. Dafür werden die Flüsse in Abschnitte, sogenannte Oberflächenwasserkörper, abgekürzt OWK, unterteilt“, sagt Karin Bernhardt, Pressesprecherin des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Lfulg).

Zwei Messstellen in der Nähe der Mündung

Die Talsperre Kriebstein ist Bestandteil des OWK Zschopau-4 – so wird der Flussabschnitt von Ringethal bis zur Mündung in die Freiberger Mulde bezeichnet. Biologische und chemische Proben dieses Abschnitts werden an zwei Messstellen in der Nähe der Mündung genommen. „Biologische Beprobungen erfolgen in der Regel alle drei Jahre, zuletzt im Jahr 2021. Das Messnetz für die chemischen Parameter ist etwas dichter“, so Karin Bernhardt.

Bei der letzten Probenahme seien keine besonderen Auffälligkeiten festgestellt worden. „Die Gewässerproben werden hinsichtlich allgemeiner Güteparameter, Metalle und organischer Spurenstoffe untersucht“, erklärt die Pressesprecherin.

Der Nährstoff „Gesamtphosphor“ ist in den vergangenen Jahren regelmäßig leicht erhöht, sowohl am Zu- als auch am Ablauf der Talsperre Kriebstein. Zusammen mit dem Aufstau des Gewässers in der Talsperre wirkt sich dies, insbesondere in trockenen Jahren, auf die pflanzlichen Qualitätskomponenten Makrophyten/Phytobenthos, damit sind Wasserpflanzen gemeint, und Phytoplankton (frei schwebende Algen) aus. Deren Biovolumen und Artenzusammensetzung zeigen eine Eutrophierung (Nährstoffanreicherung) der Zschopau an.

Unbefriedigender ökologischer Zustand

Ein leicht erhöhter pH-Wert ist ebenfalls ein Zeichen für eine zu hohe Nährstoffbelastung. Die Sauerstoffgehalte sind aber regelmäßig gut, sodass die Qualitätskomponente Makrozoobenthos (Muscheln, Insektenlarven) in den vergangenen Jahren überwiegend mit „gut“ bewertet werden konnten. Die Talsperre behindert die Durchgängigkeit für Fische.

Insgesamt konnte die Zschopau-4 im vergangenen Bewirtschaftungsplan nur mit einem „unbefriedigenden“ ökologischen Zustand bewertet werden. Dabei waren fehlende Durchgängigkeit, morphologische Veränderungen und zu hoher Nährstoffeintrag die ausschlaggebenden Faktoren.

„Sauerstoffgehalte und Ammoniumwerte liegen an der Mündungsmessstelle der Zschopau aktuell im unkritischen Bereich“, so Karin Bernhardt. Die Zschopau gehöre zu den Gewässern, in denen Fische leben und in denen deshalb Wassertemperaturen bis 23 Grad eingehalten werden sollten. „Aktuell liegt sie bei 23,2 Grad. Der pH-Wert liegt leicht erhöht bei 8,8. Ein Fischsterben wurde nicht beobachtet. Insgesamt sind derzeit keine akuten Gefährdungen für die unterhalb der Talsperre Kriebstein im Wasser lebenden Tiere erkennbar“, so Bernhardt.

Verdunstung beträgt bis zu zehn Liter je Quadratmeter

Die Wassermenge, die aus der Talsperre in die Zschopau abgegebenen wird, sei maßgebend für den Abfluss in der Zschopau unterhalb der Talsperre Kriebstein. Das gilt insbesondere bei lange anhaltender Trockenheit, wenn die natürlichen Zuflüsse zur Zschopau aus Nebengewässern und dem Grundwasser gering sind oder ganz versiegen.

Die Auswirkungen der Trockenheit sind deutlich zu sehen. Der Wasserstand in der Zschopau ist sehr niedrig.
Die Auswirkungen der Trockenheit sind deutlich zu sehen. Der Wasserstand in der Zschopau ist sehr niedrig. © Dietmar Thomas

„Zwischen der Temperatur des aus der Talsperre Kriebstein in die Zschopau abgegebenen Wassers und dem Abfluss in der Zschopau besteht kein direkter kausaler Zusammenhang“, sagt Karin Bernhardt. Allerdings führe eine höhere Wassertemperatur in der Talsperre zu einer höheren Verdunstung von Wasser aus der Talsperre und damit indirekt zu einer Verringerung des Abflusses aus der Talsperre in die Zschopau.

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Die Verdunstung kann an einem heißen Sommertag bis zu zehn Liter je Quadratmeter betragen. Von der Oberfläche des Stausees der Talsperre mit einer Fläche von etwa 132 Hektar verdunsten somit an einem heißen Sommertag bis zu etwa 13.000 Kubikmeter Wasser. Durch diese Verdunstung verringert sich der Abfluss aus der Talsperre in die Zschopau an einem heißen Sommertag um circa 150 Liter pro Sekunde.

Angler sind in Sorge

Bezogen auf den mittleren Abfluss in der Zschopau im Monat August am Pegel Kriebstein unmittelbar unterhalb der Talsperre von 15,4 Kubikmetern pro Sekunde beträgt der Verlust infolge Verdunstung an einem heißen Sommertag etwa ein Prozent. Bezogen auf den kleinsten Tageswert in der Zschopau während der dreijährigen Trockenperiode von 2018 bis 2020 von 2,26 Kubikmetern pro Sekunde beträgt der Verlust infolge Verdunstung an einem heißen Sommertag immerhin fast sieben Prozent.

Der aktuelle Zustand der Zschopau bereitet dem Ortsangelverein Waldheim Sorgen. Dessen Vorsitzender Fritz-Ekkehard Wende fürchtet, dass es zu einem Fischsterben kommen könnte. „Je wärmer das eingeleitete Wasser ist, desto weniger Sauerstoff enthält es“, sagt Wende.

Auch beim Absterben der Algen werde Sauerstoff gebunden. Eine Möglichkeit, daran etwas zu ändern, sieht der Vereinschef aktuell nicht. „Wir brauchen dringend Regen“, so Wende.