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Amazon-Neuware landet weiter im Müll

Ob Bücher, Spielzeug oder Kleidung: Amazon vernichtet einem Medienbericht zufolge verkaufte Waren in großem Stil. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück

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Der Online-Händler Amazon vernichtet nach Recherchen von NDR, "Zeit" und Greenpeace weiterhin systematisch Neuware.
Der Online-Händler Amazon vernichtet nach Recherchen von NDR, "Zeit" und Greenpeace weiterhin systematisch Neuware. ©  Archiv/dpa

Hamburg. Der Online-Händler Amazon vernichtet nach Recherchen von NDR, "Zeit" und Greenpeace weiterhin systematisch Neuware. Entsorgt werde vor allem nicht verkaufte Ware von Dritthändlern wie Kleidung, Spielzeug, Bücher und Elektro-Artikel, teilten NDR und Greenpeace am Donnerstag mit. Dies belegten Bildaufnahmen aus einem Amazon-Logistikzentrum im niedersächsischen Winsen (Luhe). Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück. "Vernichtung von Waren ist für uns die allerletzte Option", sagte ein Unternehmenssprecher auf epd-Anfrage.

Dem Bericht zufolge hatte Greenpeace einen Rechercheur in das Logistikzentrum in Winsen eingeschleust. Seinen Beobachtungen nach wird dort Neuware regelmäßig über eine Abteilung mit acht Arbeitsplätzen entsorgt. Beschäftigte sortierten an gekennzeichneten "Destroy-Stationen" originalverpackte Ware nach den Kriterien der Mülltrennung. Mehrmals im Monat werde die Neuware zu einem Entsorgungsunternehmen gebracht, das die Ware verbrennt oder zu Putzlappen verarbeitet.

Amazon biete Dritthändlern die Entsorgung an, wenn etwa ihre bei Amazon gelagerten Waren über einen bestimmten Zeitraum hinweg nicht verkauft wurden, hieß es. Ansonsten fielen hohe Langzeitlagergebühren für die Firmen an. Für die Entsorgung der Neuware erhebe Amazon eine Gebühr.

Nur ein kleiner Teil

Es sei nur ein sehr kleiner Teil der Waren, der tatsächlich vernichtet werde, sagte der Amazon-Sprecher. "Amazon hält seine Obhutspflichten hinsichtlich der vertriebenen Waren ein. Wir haben Maßnahmen implementiert, um die Warenvernichtung so weit wie möglich zu vermeiden." Er wies außerdem Medienberichte zurück, nach denen das Unternehmen absichtlich Kleidung zerschneide, um sie unbrauchbar zu machen. "So einen Prozess gibt es nicht und ist auch nicht geplant."

Amazon steht wegen der Entsorgung von Neu- oder Retourware nicht zum ersten Mal in der Kritik. Nach einer Reihe von Medienberichten kündigte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) im Februar 2020 an, die Unternehmen stärker in die Verantwortung zu nehmen. Eine sogenannte Obhutspflicht sollte vermeiden, dass neuwertige Produkte nicht im Abfall landen. Das Gesetz gilt seit 2020. Bislang wird es aber mangels notwendiger Verordnungen nicht umgesetzt, wie es in dem Medienbericht heißt. (epd)