BMW gibt bei Batterieforschung Gas

„Das grünste Elektroauto der Welt wird ein BMW sein“. Diesen Anspruch haben sich die bayrischen Autobauer gesetzt und BMW-Chef Oliver Zipse betonte ihn auch, als er am Montag von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier einen Förderbescheid über 68 Millionen Euro virtuell in Empfang nahm.
Mit dieser Förderung unterstützt die Bundesregierung ein Projekt im Rahmen des zweiten gemeinsamen europäischen Projektes (IPCEI) zur Batteriezellfertigung. Im zweiten Projekt will BMW die Energiedichte der Lithium-Ionen-Batteriezellen der übernächsten Generation deutlich erhöhen und die Kosten beim Materialeinsatz und in der Produktion senken, „um auf Augenhöhe“ mit dem Verbrennerantrieb zu kommen. Die Batterien sollen grüner, CO2-ärmer und kreislauffähig werden. Dazu plant der Premiumautobauer, in Bayern eine Prototypen-Produktionsanlage für innovative Batteriemodule und -systeme zu errichten. Der Freistaat Bayern beteiligt sich ebenfalls an der Finanzierung des Vorhabens.
Feststoffbatterie soll kommen
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Technologien für Feststoffbatterien, um die vielversprechendste Batterietechnologie der Zukunft herauszufinden. „Bis zum Ende des Jahrzehnts werden wir eine automotive-taugliche Feststoff-Batterie für den Serieneinsatz realisieren“, kündigte Entwicklungsvorstand Frank Weber an. Ein erstes Demonstrations-Fahrzeug soll schon vor 2025 mit Feststoff-Batterie gezeigt werden. Mit welchen Partnern BMW bei diesen Projekten zusammenarbeitet, wollte Zipse nicht verraten. „Das werde zu gegebener Zeit kommuniziert“, hieß es nur.
Das Dresdner Fraunhofer-Institut IKTS hat im Januar dieses Jahres einen neuen Standort für grüne Batterietechnologien in Freiberg eröffnet. Dort erproben die Wissenschaftler effiziente Recyclingprozesse, mit denen sich Ausbeute und Reinheit der zurückgewonnenen Batteriematerialien wie Lithium, Nickel und Cobalt erhöhen lassen. Auch will das IKTS in Freiberg seine Forschung an Festkörperbatterien verstärken, bei denen der flüssige Elektrolyt durch umweltfreundlichere und zuverlässige Festelektrolyte auf Polymer- oder Keramikbasis ersetzt wird. Ob das IKTS in die Projekte eingebunden ist, war am Montag jedoch nicht in Erfahrung zu bringen.
BMW muss die Entwicklung seiner Batterietechnologien beschleunigen, denn die Elektromobilität nimmt kräftig an Fahrt auf. Laut Zipse wäre im vergangenen Jahr jedes zehnte neu verkaufte Fahrzeug in Europa ein Elektroauto gewesen, bei BMW jedes Siebte. Insgesamt wurden rund 620 000 vollelektrische Fahrzeuge in Europa produziert und verkauft. Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) gehen davon aus, dass Elektroautos klassische Benziner oder Diesel schneller als bislang erwartet von der Straße verdrängen werden. „Für Deutschland und Europa erwarten wir 2030 einen Anteil vollelektrischer Fahrzeuge an den Neuzulassungen von knapp 60 Prozent“, sagte Analyst Gerhard Wolf vergangene Woche bei der Vorstellung einer von ihm mit verfassten Studie zur Mobilität der Zukunft.
Sachsen als E-Auto-Motor
Der europäische Zulassungsboom resultiert nach Ansicht von Professor Werner Olle vom Chemnitzer Automotive Institut (Cati) aus der Entwicklung des Kontinents zu einem Top-Produktionsstandort für Elektroautos. Dabei spielt das Autoland Sachsen eine dominierende Rolle. Von den 620.000 hergestellten E-Autos rollten 114. 000 Fahrzeuge aus sächsischen Werken von VW in Zwickau und Dresden sowie BMW in Leipzig.
„Sachsen ist 2020 zur europäischen Top-Region für die Produktion batterieelektrischer Pkw aufgestiegen. Etwa jedes fünfte in Europa gebaute E-Auto war ‚made in Saxony“ betonte Olle kürzlich bei einem Digitaltreffen des Industrievereins Sachsen 1828. Nach seiner Prognose wird Sachsen seine führende Position in diesem Jahr weiter ausbauen. Das Cati erwartet eine Steigerung der E-Auto-Produktion im Freistaat auf 280 000 Fahrzeuge.
Im Unterschied zu Volkswagen und Tesla will BMW bislang Batteriezellen nicht selbst fertigen, sondern setzt dabei auf Zulieferer. Ob das auch künftig so bleibt, wollte Zipse am Montag nicht beantworten. Nach seinen Worten geht es in erster Linie darum, Technologiekompetenz zu erwerben, um die Abhängigkeit von Lieferanten bezüglich der Qualität der Zellen zu reduzieren. LBBW-Experte Wolf hält die Strategie von BMW für richtig, „als Premiumhersteller angesichts der kleineren Stückzahlen nicht in den Batteriemarkt hineinzugehen.“