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Das riskante Geld von Crowdfunding

Da-Vinci-Kitchen, ein Leipziger Unternehmen für Kochroboter, ist pleite. Über vierhundert Investoren finanzierten ihre Idee über Crowdfunding. Was passiert nun mit dem Geld?

Von Luisa Zenker
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Die Gründer Ibrahim Elfaramawy und Vick de Froz Jorge Manuel haben einen Kochroboter in Leipzig entwickelt. Nun musste das Start-up Insolvenz anmelden.
Die Gründer Ibrahim Elfaramawy und Vick de Froz Jorge Manuel haben einen Kochroboter in Leipzig entwickelt. Nun musste das Start-up Insolvenz anmelden. © J. Loesel, loesel-photographie.d

Flink hebt der Roboterarm die Pfanne nach oben. Das Olivenöl dampft. Der Automat wirft die Lauchzwiebeln dazu. Schwenkt die Pfanne. Brokkoli-Stücke und Möhren fliegen zu entspannter Popmusik durch die Lüfte. Das Werbevideo von dem Leipziger Start-up Da-Vinci-Kitchen zeigt den möglichen Chefkoch von morgen. Ein Roboter, der frische Pasta-Gerichte auf den Punkt genau zubereitet, mit knackigen Frühlingszwiebelringen und Sahne-Soße.

2019 gegründet, versprach das Leipziger Start-up eine Revolution in der Gastrobranche. Zwei Jahre lang haben die Gründer Ibrahim Elfaramawy und Vick de Froz Jorge Manuel einen Prototypen entwickelt. 497.500 EUR Euro Startkapital sammelten sie über das Dresdner Unternehmen Seedmatch. Einer digitalen Plattform für Crowdinvesting, das Investitionsmöglichkeiten für Start-ups und Wachstumsunternehmen demokratisiert hat. Hier können Einzelpersonen und Unternehmen in Start-ups investieren und eine jährliche Rendite von durchschnittlich 16 Prozent erwarten.

482 Investoren und Investorinnen vertrauten auf die Prognosen von Da-Vinci-Kitchen, dass der Kiosk-Automat zum Megatrend wird. Gerade, weil der Roboter die vielen fehlenden Fachkräfte ersetzten könnte. Sie planten bis 2025 einen Umsatz von 40 Millionen sowie einen Marktanteil von 0,5 Prozent an der Systemgastronomie. 300 Standorte sollten innerhalb von vier Jahren aufgebaut werden. Selbst der Freistaat Sachsen warb für das Unternehmen. 20 Interessenten seien einem Kauf bereits aufgeschlossen gewesen, sagten die Gründer im Jahr 2021.

Was nun mit dem Kochroboter geschieht.
Was nun mit dem Kochroboter geschieht. © J. Loesel, loesel-photographie.d

Doch im November 2022 musste Da-Vinci-Kitchen Insolvenz anmelden. Wegen Zahlungsunfähigkeit, heißt es vom Insolvenzverwalter Philipp Hackländer. Weitere drei Millionen Euro fehlten dem Unternehmen, die die Investoren nicht bereit waren, zur Verfügung zu stellen. "Tatsächlich gab es keine Käufer für den Küchenroboter. Die Investoren haben den Markt für solche Geräte möglicherweise falsch eingeschätzt", so Hackländer, der glaubt, dass die Gastrobranche für die Art an Geräten noch nicht reif genug sei.

Die Frage, die sich nun hieraus für die Investoren ergibt: Was passiert mit dem demokratisch eingeworbenen Geld von 500.000 Euro?

Das scheint verloren. Nach Angaben von Seedmatch-Sprecherin Kirsten Petzold gehört das Crowdfunding zum Hochrisiko-Investment. "Das maximale Risiko ist der Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Dieses Kapital ist nicht abgesichert", so die Sprecherin. Das bedeutet: Wer Geld investiert, kann es komplett verlieren.

Ein Fall, der nicht ganz unwahrscheinlich ist: Ein Drittel der seit 2011 über Seedmatch finanzierten Unternehmen mussten Insolvenz anmelden. Das ist zwar weitaus weniger als marktüblich, doch die Seedmatch-Sprecherin empfiehlt trotzdem: "Man sollte lieber kleinere Summen in eine Vielzahl an Projekten investieren – bei Seedmatch sind Investments bereits ab 250 Euro möglich – als eine große Summe auf nur ein „Pferd“ zu setzen." Gerade Start-ups in der frühen Phase tragen ein hohes Risiko.

Doch was wird der Leipziger Koch-Roboter nun zukünftig Nudel zubereiten und wo wird das eingesetzte Kapital verkocht? "Nun, diese Gelder sind vom Unternehmen ausgegeben worden, unter anderem für die Entwicklung und Herstellung des Küchenroboter-Prototypen", sagt Insolvenzverwalter Hackländer. Mit den Geldern wird zum einen der Insolvenzverwalter bezahlt und die verschiedenen Gläubiger des Unternehmens bedient. Hackländer versucht zurzeit, den bereits entwickelten Küchenroboter zu verkaufen. Zudem ist er mit interessierten Unternehmen im Gespräch, die Idee des Kochroboters fortzuführen. Dazu gehört auch das Berliner Start-up Aitme, das einen ähnlichen Roboterkoch entwickelte.