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Dresdner Edelmetall-Firma Saxonia kauft Fabrik in Pforzheim

Von Dresden aus lenkt eine der traditionsreichsten Firmengruppen das Geschäft mit Gold, Platin und Münzrohlingen. Jetzt wächst Saxonia in der Schmuckstadt Pforzheim.

Von Georg Moeritz
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Im sächsischen Halsbrücke sind Tausende Tonnen Rohlinge für Cent-Münzen hergestellt worden. Die Saxonia-Gruppe wächst auch anderswo.
Im sächsischen Halsbrücke sind Tausende Tonnen Rohlinge für Cent-Münzen hergestellt worden. Die Saxonia-Gruppe wächst auch anderswo. © Symbolfoto: dpa/Jens Kalaene

Dresden. Das kommt selten vor: Eine sächsische Firmengruppe kauft ein Unternehmen in Baden-Württemberg. Die sächsischen Edelmetall-Experten der Saxonia Holding teilten mit, dass sie den Geschäftsbetrieb der Firma Strohheker-Schulz Stanz- und Hybridtechnik GmbH in Pforzheim übernehmen. Weltweit beschäftigt Saxonia inzwischen mehr als 1.600 Menschen.

Geschäftsführer Hans-Christian Winkelmann in Dresden sagte, mit dem Zukauf könne er das weitere Wachstum der Saxonia vorantreiben. Mit Stanztechniken und innovativem Werkzeugbau ergänze die Neuerwerbung Strohheker-Schulz die schon vorhandenen Tochtergesellschaften in Pforzheim und Sinsheim. Die Produkte stehen demnach nicht in Konkurrenz zueinander.

Die Dresdner Saxonia-Gruppe mit rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz im vorigen Jahr ist nach eigenen Angaben eines der größten Familienunternehmen Sachsens. Seit 2020 ist der Sitz in Dresden. In demselben Jahr hatte Saxonia auch Firmen der Doduco-Gruppe übernommen. In Sachsen ist Saxonia vor allem durch den Standort Halsbrücke bei Freiberg mit mehr als 400 Jahren Tradition bekannt: Dort wurden nach der Einführung des Euro-Münzgelds Tausende Tonnen Kupfer-Rohlinge für die neuen Centmünzen hergestellt.

Ehemalige Solarworld-Fabrik in Freiberg genutzt

In der Saxonia Edelmetalle GmbH in Halsbrücke arbeiten rund 250 Menschen im Edelmetall-Recycling. Weitere 400 veredeln in der Galvanik Kunststoffe für die Auto- und Elektronik-Industrie. Im Februar 2021 hatte Saxonia in Freiberg einen der Standorte der insolventen Fotovoltaik-Firma Solarworld übernommen und dorthin Technik aus Halsbrücke und einem geschlossenen Werk in Sibiu in Rumänien transportiert.

Nachtrag vom 14.06.2023: Nach Erscheinen dieses Textes teilte Geschäftsführer Hans-Christian Winkelmann mit, dass die Saxonia Galvanik und die Münzsparte nicht zu seinem Konzern gehören. "Wir entstammen zwar alle dem gleichen Kombinat, sind aber mittlerweile unterschiedliche Unternehmensgruppen."

Der jüngste Zukauf in Pforzheim sichert nach Winkelmanns Angaben das Fortbestehen von Strohheker-Schulz nach dessen Insolvenzverfahren, das im Dezember begonnen habe. Das Unternehmen in Baden-Württemberg werde in den Standort von Doduco Solutions integriert, die Hybridtechnik werde von der Doduco Technical Solutions Sinsheim übernommen. Nach dem jüngsten veröffentlichten Geschäftsbericht hatte Strohheker-Schulz im Jahr 2021 durchschnittlich 66 Mitarbeiter. Die Verlagerung soll innerhalb eines Jahres stattfinden.

Der Edelmetall-Spezialist Saxonia Holding hat seinen Sitz in der Dresdner Innenstadt in einem ehemaligen Bankgebäude am Dr.-Külz-Ring.
Der Edelmetall-Spezialist Saxonia Holding hat seinen Sitz in der Dresdner Innenstadt in einem ehemaligen Bankgebäude am Dr.-Külz-Ring. © SZ/Georg Moeritz

Die Saxonia-Gruppe beschäftigt in Pforzheim rund 700 Menschen. Dazu gehört auch Wieland Edelmetalle. Am Doduco-Standort werde es künftig "ein wenig voll werden", sagte der dortige Geschäftsführer Ralf Niedereuther.

Metallprodukte aus Halsbrücke auch für die Elektronik

Die Dresdner Firmengruppe bietet nach eigenen Angaben ein breites Portfolio um Erzeugung, Verarbeitung und Recycling von Edelmetallen. Saxonia Edelmetalle in Halsbrücke produziert unter anderem Metallstreifen zur Herstellung von runden und eckigen Münzen und Medaillen, aber auch Rohlinge zur Produktion von Besteck. Auch Kontaktteile für Elektronik kommen aus dem sächsischen Werk. Saxonia-Produkte finden sich nach Angaben des Unternehmens "überall, wo Strom fließt", auch für Elektromobilität und Automatisierungstechnik.

In Spanien, Italien und China ist Saxonia vertreten, unter anderem durch den Zukauf von Doduco im Jahr 2020. Auf ihrer Internetseite beruft sich die Firmengruppe auf eine sächsische Tradition seit 1616: "Saxonia Edelmetalle setzt die seit Anfang des 17. Jahrhunderts in der Freiberger Region bestehende Tradition der Gewinnung und Verarbeitung von Edelmetallen fort." Freiberg war durch Silber reich geworden.

Als eine der ältesten Scheideanstalten Deutschlands kümmere sich Saxonia um den kompletten Kreislauf aus dem Recycling von Edelmetallen und deren Wieder- oder Weiterverarbeitung. Das Unternehmen sichert nach eigenen Angaben eine schnelle Verfügbarkeit an Gold, Silber, Platin, Palladium. Iridium und Rhodium.