Mikrochips werden teurer: X-Fab meldet Engpässe

Dresden. Der Mikrochipkonzern X-Fab mit Zentrale in Erfurt rechnet mit starkem Wachstum und will überall seine Kapazitäten erweitern. Dazu gehört auch die Fabrik in Dresden mit rund 500 Beschäftigten. Konzernchef Rudi de Winter sagte, im vergangenen Quartal habe sich die "starke Marktentwicklung mit außergewöhnlich hohen Auftragseingängen fortgesetzt".
Im Quartalsbericht schreibt de Winter, die "Beseitigung von Engpässen" in den hoch ausgelasteten Fabriken habe Vorrang gehabt. In allen Regionen sei der Arbeitsmarkt angespannt. An der Dresdner Grenzstraße ist auf einem Plakat von X-Fab zu lesen, dass auch gerne Quereinsteiger genommen werden. Die Mikrochipfabrik sucht dort nach eigenen Angaben Instandhalter und Mitarbeiter für die Fertigung. Auf der Messe Karrierestart in Dresden war X-Fab mit einem eigenen Stand vertreten, an dem auch Nachwuchskräfte des Unternehmens um Personal warben.
X-Fab hat seine Langzeitprognose erhöht und rechnet nun damit, einen Jahresumsatz von einer Milliarde US-Dollar schon zwei Jahre früher zu erreichen als bisher erwartet: 2026. Dazu tragen nicht nur wachsende Mengen bei: X-Fab ist laut de Winter "dabei, seine Preise zu erhöhen". Auch andere Mikrochiphersteller melden seit Monaten, dass sie nicht die ganze Nachfrage bedienen können. Infineon in Dresden hatte unter anderem durch den Stromausfall in Dresden Umsatzausfälle.

Konzernchef "begeistert" von Wachstumsaussichten
Der Chipkonzern teilte seine Kapazitäten den Kunden so zu, dass möglichst die Mindestmengen "zur Vermeidung von Lieferkettenunterbrechungen" bereitgestellt wurden. Eigene Beeinträchtigungen durch Lieferengpässe hat X-Fab nach eigenen Angaben noch nicht zu spüren bekommen.
Von den Wachstumsaussichten zeigte sich der Konzernchef in Belgien "begeistert". Die Umsätze im vergangenen Quartal lagen 15 Prozent höher als ein Jahr zuvor und erreichten 179 Millionen Dollar. Zugleich gingen Aufträge im Wert von 239 Millionen Dollar ein. Die Auftragseingänge waren zwar etwas geringer als im Vierteljahr davor, aber laut de Winter noch immer "auf einem außergewöhnlich hohen Niveau".
X-Fab ist nach Ansicht des Vorstandschefs "optimal positioniert", weil der Konzern sowohl an die Autoindustrie als auch für andere Fabriken und die Medizintechnik liefert. Rekordumsätze meldete de Winter für Prototypen von Chips für die Autobranche - den mit Abstand wichtigsten Kunden des Konzerns.
Nachfolger von ZMD in Dresden
Das stärkste Wachstum spielte in diesem Quartal die Medizinsparte ein, die allerdings den kleinsten Umsatzanteil hat. X-Fab liefert Bestandteile für Diagnose und Telemedizin, dazu gehören Techniken wie "Lab on a chip", also Laboruntersuchungen von Körperflüssigkeiten auf einem Chip.
Der Konzern X-Fab ging 1989 aus Teilen des ehemaligen DDR-Halbleiter-Kombinats VEB Mikroelektronik hervor. Die Verwaltung sitzt in Erfurt, die Aktien sind im Börsenhandel. X-Fab betreibt sechs Fabriken in vier Staaten, die im Auftrag anderer Firmen Mikrochips herstellen - auch in Malaysia, in den USA und in Frankreich.
Die X-Fab-Fabrik in Dresden gehörte früher zu ZMD Zentrum Mikroelektronik Dresden, bis dieses Unternehmen keine eigene Produktion mehr betreiben wollte. Sie ist nach der Anzahl der Beschäftigten Dresdens drittgrößte Mikrochipfabrik, allerdings mit großem Abstand zu Globalfoundries und Infineon mit jeweils mehr als 3.000 Beschäftigten. Vor einem Jahr meldete die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), sie habe erstmals einen Tarifvertrag mit X-Fab Dresden abgeschlossen. Inzwischen hat Globalfoundries Dresden mit der Gewerkschaft ein "Eckpunktepapier" unterschrieben.