Wirtschaft
Merken

Sachsen verteidigen Milliardensubvention für Infineon-Chipfabrik

Der Hallenser Wirtschaftsprofessor Reint Gropp hat die Milliardensubvention für die Mikrochipfabrik von Infineon Dresden kritisiert. Was Branchenverband und Wirtschaftsminister Dulig dagegenhalten.

Von Georg Moeritz
 2 Min.
Teilen
Folgen
Kleine Bausteine, hergestellt mit hohen Subventionen: Infineon bekommt eine Milliarde Euro für die nächste Mikrochipfabrik in Dresden.
Kleine Bausteine, hergestellt mit hohen Subventionen: Infineon bekommt eine Milliarde Euro für die nächste Mikrochipfabrik in Dresden. © Archivfoto: dpa

Dresden. Keine Geldverschwendung, sondern lohnende Investition - so beurteilt der Branchenverband Silicon Saxony in Dresden die angekündigte Subvention von einer Milliarde Euro aus dem Bundeshaushalt für die Erweiterung der Mikrochipfabrik von Infineon in Dresden. Infineon hat dort 1.000 neue Arbeitsplätze angekündigt. Die Arbeitsplätze in den Halbleiterfabriken bedeuteten ein Vielfaches in der Zulieferindustrie, schreibt Verbandsgeschäftsführer Frank Bösenberg im Newsletter von Silicon Saxony.

Der Branchenverband reagiert damit auf die Kritik von Professor Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Der hatte vor einigen Tagen vorgerechnet, dass eine Million Euro Zuschuss pro Arbeitsplatz ausgegeben werden soll. Das sei ein unnötiges Geschenk für das profitable Unternehmen Infineon. Das Geld solle lieber für Zukunftstechnologien und Forschung ausgegeben werden.

Verbandsgeschäftsführer Bösenberg wirft dem Professor in seiner Erwiderung "Kurzsichtigkeit und Eindimensionalität" vor. Zwar sei die Frage berechtigt, ob die Europäische Union (EU) den Subventionswettlauf mit Asien und den USA gewinnen kann. Aber nur durch eine Produktion "in der eigenen Einflusssphäre" könne sichergestellt werden, dass Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung schnell wirtschaftlich verwendet werden. Die EU fördere auch Forschung. Auch im Saarland werde eine Milliarde Euro Zuschuss für die neue Chipfabrik des US-Konzerns Wolfspeed ausgegeben.

Dulig: Europa muss Leitbranchen stärken

Ähnlich äußerte sich Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). Er hatte vorige Woche die Entscheidung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gelobt, den Projektbeginn bei Infineon Dresden schon vor der Zustimmung der EU zu den Subventionen zu erlauben. Der Neubau neben der bestehenden Infineon-Chipfabrik mit jetzt 3.200 Beschäftigten stärke Dresden als wichtigsten Standort dieser Branche in der EU. Im MDR sagte Dulig, in Europa müssten die "Leitbranchen" gestärkt werden.

Der sächsische Wirtschaftsminister sagte: "Wenn wir abhängig sind von Lieferketten, wo wir notwendige Ressourcen dann nicht mehr zur Verfügung haben, dann ist es eben nicht nur eine politische, sondern eine knallhart ökonomische Entscheidung." Die Gefahr von Abhängigkeiten habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt. Zeitweise standen Autofabriken still, weil Elektronikbausteine fehlten. Mikrochips seien auch für Militärtechnik notwendig.

Nico Brünler, wirtschaftspolitischer Sprecher der Linken im Sächsischen Landtag, bedauerte den Subventionswettlauf. Er sagte, die Mikrochipkonzerne seien in einer starken Position: Sie seien auf das Geld vom Staat nicht angewiesen, drohten aber damit, ihre Fabriken anderswo auf der Welt zu bauen, wenn sie die Milliarden nicht bekämen.