Dresden. Voll ausgelastet: Die Dresdner Mikrochipfabrik des Halbleiterherstellers X-Fab mit 500 Beschäftigten hat wegen der großen Nachfrage vor allem aus der Auto-Industrie viel zu tun. Konzernchef Rudi de Winter berichtete am Donnerstag in der Erfurter Zentrale, im vergangenen Quartal seien neue Aufträge im Wert von 217 Millionen Dollar eingegangen - noch einmal neun Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Doch de Winter berichtete auch von den Folgen eines Stromausfalls.
Am 2. Oktober blieben Produktionsanlagen von X-Fab im Werk in Malaysia stehen. Es war ein "größerer" Stromausfall, teilte der Konzernchef mit. Als Ursache gab er "anlagenbedingt" an. Die Folge: etwa 15 Millionen Dollar Umsatzausfall. Gut ein Jahr zuvor hatte in Dresden ein Stromausfall die Produktion der Mikrochipfabriken gebremst, mit Millionenschäden auch bei Infineon.
Laut de Winter wurde nun in Malaysia "sofort mit der umfassenden Reparatur und Requalifizierung der Produktion" begonnen. Für die Chipproduktion im Reinraum kann ein Stromausfall vor allem deshalb gefährlich werden, weil die Luft nicht mehr rein gehalten werden kann - und weil halb bearbeitete Siliziumscheiben womöglich in Ätzflüssigkeiten liegenbleiben.
Chipindustrie erhöht die Preise
X-Fab rechnet trotz des Stromausfalls und des Schadens mit Umsatzwachstum. Laut de Winter ist der Konzernumsatz im vergangenen Quartal auf 188 Millionen Dollar gestiegen, das waren elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Für das nun laufende Quartal rechnet der Vorstandschef des börsennotierten Konzerns mit 180 bis 190 Millionen, für das nächste Vierteljahr mit 205 bis 220 Millionen Dollar. Dazu sollen auch die "ab Januar geltenden Preiserhöhungen" beitragen.
Wegen des weltweiten Mangels an Chips hatte die Branche die Preise angehoben. In den vergangenen Tagen meldeten allerdings mehrere Chipkonzerne, die Nachfrage sei nicht mehr so hoch, viele Kunden hätten inzwischen Lagerbestände aufgebaut. Darunter war auch der Hersteller TSMC in Taiwan, der gelegentlich Interesse am Bau einer Fabrik in Sachsen angedeutet hatte.
Elektro-Autos machen der Chipbranche Hoffnung
De Winter berichtete, X-Fab habe im vergangenen Quartal seine Fabriken voll ausgelastet und den Ausbau der Kapazitäten vorangetrieben. In diesem Jahr investiere X-Fab etwa 200 Millionen Euro. Allerdings hätten sich die Lieferzeiten für Produktionsanlagen verlängert, daher könne es auch weniger werden. Er sehe den Konzern weiterhin auf einem guten Weg, bis 2024 einen Umsatz von einer Milliarde Dollar zu erreichen. Zuletzt hatte sich allerdings der schwache Eurokurs nachteilig auf den Umsatz ausgewirkt.
Die wichtigste Kundenbranche für X-Fab ist die Autoindustrie. Im dritten Quartal wuchsen die Umsätze des Konzerns in dieser Sparte um 19 Prozent im Jahresvergleich auf 97 Millionen Euro. Die zunehmende Elektrifizierung von Fahrzeugen lässt de Winter auf weiteres Wachstum hoffen. Einen Rekordumsatz erzielte X-Fab in der zweitgrößten Sparte, die Mikrochips für Industriemaschinen liefert. Die Nachfrage nach Leistungshalbleitern steige, weil die Industrie mehr erneuerbare Energiequellen nutze und stärker auf Automatisierung setze.
Der Konzern X-Fab ging 1989 aus Teilen des ehemaligen DDR-Halbleiter-Kombinats VEB Mikroelektronik hervor. Die Fabrik in Dresden gehörte früher ZMD. Die Verwaltung sitzt in Erfurt, die Aktien sind im Börsenhandel. X-Fab betreibt sechs Fabriken in vier Staaten, die im Auftrag anderer Firmen Mikrochips herstellen - auch in Malaysia, in den USA und in Frankreich.