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Warnstreik bei Lufthansa: Auch Ausfälle an sächsischen Flughäfen

Wegen des Warnstreiks am Boden fallen am Mittwoch nahezu alle Lufthansa-Flüge in Deutschland aus. In Dresden sind elf Verbindungen betroffen.

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Wegen eines Streiks des Bodenpersonals sind am Mittwoch bisher keine Lufthansa-Flieger in Dresden angekommen oder gestartet.
Wegen eines Streiks des Bodenpersonals sind am Mittwoch bisher keine Lufthansa-Flieger in Dresden angekommen oder gestartet. © Frank Rumpenhorst/dpa

Frankfurt/Main. Die Lufthansa streicht wegen des Verdi-Warnstreiks am Mittwoch nahezu das gesamte Programm an ihren deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München. Zu Flugabsagen wird es auch noch am Donnerstag und Freitag kommen, teilte das Unternehmen in Frankfurt mit. Insgesamt sollen mehr als 1.000 Flüge ausfallen mit 134.000 betroffenen Passagieren.

Betroffen sind auch einige Lufthansa-Flüge in Sachsen: Am Flughafen Leipzig/Halle sind es vier Flüge von und nach München, in Dresden elf Verbindungen jeweils von und nach Frankfurt und München, wie ein Sprecher der Mitteldeutschen Flughafen AG am Mittwochmorgen auf Anfrage mitteilte.

Neben den Drehkreuzen Frankfurt und München sind auch Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Bremen, Hannover, Stuttgart und Köln betroffen. Der Lufthansa-Konzern unterhält dort meist kleinere Einheiten, die ihre Dienstleistungen auch anderen Airlines anbieten. In Bayern ist am Freitag der letzte Schultag vor den Sommerferien. Passagiere ohne Umbuchungen sollten nicht zu den Flughäfen kommen, weil dort "nur wenige oder gar keine" Serviceschalter geöffnet sein werden, warnte das Unternehmen.

Lufthansa streicht fast alle Flüge auch am BER

Auch am Hauptstadtflughafen BER müssen sich Passagiere der Lufthansa auf Flugausfälle einstellen. Die Fluggesellschaft hat bereits einen Großteil des Angebots in Schönefeld gestrichen, wie der Flughafen auf seiner Internetseite mitteilt. Die Lufthansa fliegt von dort aus ausschließlich die innerdeutschen Drehkreuze Frankfurt und München an. Lediglich vier Flüge in die bayerische Hauptstadt sollten am Mittwoch planmäßig durchgeführt werden. Möglicherweise werden diese auch noch aus dem Programm genommen.

Passagiere sollten sich daher online oder direkt bei der Fluggesellschaft über ihren Abflug informieren. Die Lufthansa streicht wegen des Verdi-Warnstreiks am Mittwoch nahezu das gesamte Programm an ihren deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München.

Die Gewerkschaft Verdi hat die rund 20.000 Bodenbeschäftigten zu flächendeckenden Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um Druck in den laufenden Gehaltsverhandlungen aufzubauen. Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann kritisierte das Vorgehen: "Die frühe Eskalation nach nur zwei Verhandlungstagen in einer bislang konstruktiv verlaufenden Tarifrunde richtet enorme Schäden an. Das betrifft vor allem unsere Fluggäste in der Hauptreisezeit. Und es belastet unsere Mitarbeitenden in einer ohnehin schwierigen Phase des Luftverkehrs zusätzlich stark."

Wegen des Verdi-Warnstreiks hat die Lufthansa für Mittwoch nahezu ihren kompletten Flugplan abgesagt.
Wegen des Verdi-Warnstreiks hat die Lufthansa für Mittwoch nahezu ihren kompletten Flugplan abgesagt. © Frank Rumpenhorst/dpa

Im Netz beschwerten sich Passagiere über kurzfristige Absagen von Interkontinentalflügen in die USA oder nach Hongkong. Das sind in aller Regel die letzten Flüge, die Lufthansa im Streikfall streicht. Lufthansa warnte Umsteiger davor, ohne Anschlussflug an die deutschen Drehkreuze zu fliegen. Es bestehe die Gefahr, dass die Gäste dort für mehrere Stunden oder Tage nicht weiterreisen könnten.

Der ganztägige Ausstand hat am Mittwochmorgen um 03.45 Uhr begonnen. Aufgerufen sind ganz unterschiedliche Beschäftigtengruppen wie das Schalterpersonal, Flugzeugtechniker oder die Fahrer der riesigen Schlepper, die Flugzeuge am Flughafen auf die richtigen Positionen schieben. Ohne diese Dienstleistungen können die Jets ebenso wenig abheben wie ohne Piloten oder Kabinenpersonal.

Streik kommt zur Unzeit

D rste Streik bei Lufthansa nach dem Corona-Schock kommt vor dem Hintergrund eines teilweise chaotisch verlaufenen Neustarts der Branche. Personalengpässe und eine starke Urlaubsnachfrage haben schon ohne Streiks zu erheblichen Abfertigungsproblemen in diesem Sommer geführt. Verdi macht dafür vor allem Missmanagement bei Flughäfen und Airlines verantwortlich. Der Lufthansa-Airline-Chef Jens Ritter sieht hingegen die erreichten Fortschritte durch die Streikankündigung in Frage gestellt. Der Ausstand werde Kunden und Personal über den Streiktag hinaus belasten, sagte Ritter auf der Plattform LinkedIn.

Erstmal keine weiteren Streiks geplant

Es gibt aber zumindest eine gute Nachricht für Reisende: Lufthansa-Kunden müssen nach dem Warnstreik des Bodenpersonals zumindest bis zur nächsten Gesprächsrunde in der kommenden Woche keine weiteren Aktionen der Gewerkschaft Verdi fürchten. Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle sagte am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin" auf eine entsprechende Frage: "Das kann ich ausschließen."

Gewerkschaft fordert 9,5 Prozent mehr Geld

Lufthansa hat nach eigenen Angaben bei einer Laufzeit von 18 Monaten eine zweistufige pauschale Gehaltserhöhung um zusammen 250 Euro angeboten, zu der ab Juli kommenden Jahres noch eine gewinnabhängige Steigerung um 2 Prozent käme. Bei einem monatlichen Grundgehalt von 3.000 Euro ergäbe sich daraus eine Steigerung von 9 bis 11 Prozent, rechnete das Unternehmen vor.

Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle bezeichnete das Beispiel als "schöngerechnet". Für andere Gehaltsbereiche betrage die Steigerung nur rund vier Prozent und bringe damit für die Beschäftigten Reallohnverluste, sagte sie "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten" (Dienstag). Die Gewerkschaft fordert bei 12 Monaten Laufzeit 9,5 Prozent mehr Geld in den Lohntabellen, mindestens aber 350 Euro. (dpa)