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Die Formel für den perfekten Fahrradhelm

Immer mehr Radfahrer schützen ihren Kopf mit einem Helm. Doch Messwerte taugen nur als Orientierung.

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Eine Helmpflicht für Radfahrer gibt es in Deutschland nicht. Trotzdem setzen sich viele freiwillig einen Kopfschutz auf.
Eine Helmpflicht für Radfahrer gibt es in Deutschland nicht. Trotzdem setzen sich viele freiwillig einen Kopfschutz auf. © dpa-Zentralbild

Von Peter Löschinger und Andreas Rentsch

Zwar existiert in Deutschland keine allgemeine Helmpflicht für Radfahrer, dafür aber steigt die Zahl derer, die freiwillig einen Kopfschutz aufsetzen. 2019 lag die Helmtragequote laut Bundesanstalt für Straßenwesen bei 23 Prozent. Wie Ansgar Staudinger, der Präsident des Verkehrsgerichtstags, sprechen sich aber sogar Interessenverbände gegen eine Helmpflicht aus. „Selbst wenn jeder einen Helm trägt, werden tödliche Unfälle nicht aus der Statistik verschwinden“, sagt Konrad Krause vom ADFC Sachsen. Unstrittig sei jedoch, dass Helme Verletzungen bei leichten Unfällen verhindern könnten.

Unfallforscher wie Siegfried Brockmann vom Versichererverband GDV fordern dagegen stärkere Bemühungen, mehr Radfahrer zum Tragen eines Helms zu bewegen. Doch wie findet man das richtige Modell, und wie passt man es korrekt an die eigene Kopfform an? Einige Tipps, worauf Käufer achten müssen - und welche Fahrrad- und Zubehörhändler aus Sachsen momentan liefern.

Was für ein Modell brauche ich eigentlich?

Fahrradhelme unterscheiden sich je nach Einsatzzweck. Ein Modell für Mountainbiker ist anders gebaut als eines für Rennradler oder für den Einsatz auf dem Stadtrad. Fürs Rennrad liegt der Fokus auf wenig Gewicht, Aerodynamik und Belüftung. Mountainbiker brauchen mehr Schutz für Hinterkopf, Nacken und Schläfen, also einen nach hinten lang gezogenen Helm, erklärt Geisler.

Bei City-Fahrern wiederum steht der Alltagsnutzen an erster Stelle. Solche Helme haben meist auch Reflektoren oder integriertes Licht. „Auch Visiere zum Schutz vor Fahrtwind werden immer beliebter“, sagt der Radfachmann. Es gibt sogar zusammenklappbare Helme für die Tasche. Alternativ bieten sich Produkte wie der 300 Euro teure Fahrradairbag Hövding an. Den gibt es in einer Einheitsgröße, und er wird wie ein Schal um den Hals getragen. Bei einem Unfall bläst sich blitzschnell ein Airbag auf, der den Kopf umschließt.

© dpa Grafik

Auf welche Weise ermittle ich die richtige Helmgröße?

„Messen Sie mit dem Maßband in Stirnhöhe einmal rundum den Kopfumfang“, erklärt Geisler. Zu diesem Wert müsse mindestens noch ein Zentimeter oder etwas mehr hinzugerechnet werden, vor allem, wenn im Winter eine Mütze unter den Helm passen soll. Zopfträger sollten auf eine Aussparung hinten im Helm achten. Beim Verschluss gibt es laut Geisler Magnetvarianten, die bei Kinderhelmen gut sein können, da sie ein Einklemmen der Haut verhindern.

Welche Helme sind sicher? Auf was muss ich achten?

Jeder Fahrradhelm in Deutschland muss ein CE-Kennzeichen haben und nach der Norm DIN EN 1078 getestet sein. Das gilt auch für preiswerte Modelle vom Discounter. Diese können aber bei anderen Kriterien nicht immer mithalten. Die Preise sind auch abhängig von Ausstattung, Einsatzgebiet, Komfort und Verarbeitung. Für den Rennrad-Einstieg nennt Geisler Helmpreise von rund 100 Euro, für Mountainbike und City um die 80 Euro.

Der Fahrradhelm muss waagerecht auf dem Kopf sitzen (l.). Rutscht er zu weit über die Stirn (M.) oder in den Nacken (r.), bietet er nicht den bestmöglichen Schutz.
Der Fahrradhelm muss waagerecht auf dem Kopf sitzen (l.). Rutscht er zu weit über die Stirn (M.) oder in den Nacken (r.), bietet er nicht den bestmöglichen Schutz. © Images & Birds, Pressedienst Fahrrad

Wie stelle ich fest, dass der Fahrradhelm richtig sitzt?

„Ist Ihr Helm geliefert worden, müssen nach dem Aufsetzen Hinterkopf und Schläfen bedeckt sein“, sagt Geisler. „Der Helm muss waagerecht auf dem Kopf sitzen. Danach ziehen Sie das Verstellsystem passend fest. Das macht man zumeist über ein kleines Rädchen am Hinterkopf. Passend sei der Helm, wenn nur die Polsterelemente direkten Kontakt zum Kopf haben. „Manche Hersteller bieten beispielsweise auch zwei unterschiedliche Polster-Sets zur individuellen Anpassung an“, sagt der Experte.

Der nächste Schritt besteht darin, die Länge der Gurtbänder zu prüfen und sie bei Bedarf anzupassen. Wichtig ist, dass sie an den Ohren vorbeiführen müssen. Am Ende muss der Helm sicher sitzen. Er darf weder wackeln noch verrutschen. Wenn etwa ein Finger Platz zwischen Kinnband und Kinn bleibt, passt es auch. „Also nicht zu fest anziehen“, rät Geisler. Es könne allerdings immer sein, dass ein Helm zunächst gut aussieht, aber nicht ganz zum Kopf passt, weil die Helmschale Druckstellen zu machen droht. „Das merkt man manchmal erst nach einer längeren Fahrt.“ Gut, wenn dann noch der Umtausch möglich ist.

Wann brauche ich eigentlich einen neuen Helm?

Je nach Nutzung setzen Sonne, Regen, Schnee und Schweiß den Materialien unterschiedlich stark zu. Nach etwa fünf Jahren rät Geisler zum neuen Helm, auch ohne Sturz oder äußerlich sichtbare Schäden. Für die Reinigung der Außenschale rät Geisler zu einem feuchten Tuch. Die Innenpolster lassen sich oftmals per Hand oder sogar in der Waschmaschine waschen.

Wann hat Stiftung Warentest zuletzt Fahrradhelme getestet?

Das war 2017, ist also schon fast vier Jahre her. Damals bekamen sieben von 15 untersuchten Helmen für Erwachsene die Gesamtnote „gut“. Das günstigste Exemplar mit dieser Bewertung kostete 55 Euro. Vom einzigen Falthelm im Testfeld rieten die Warentester wegen ungenügender Schutzwirkung ab. (dpa/rnw)

So läuft der Zubehörkauf ohne Click & Collect in Sachsen

Online aussuchen, im Laden anprobieren, gleich mitnehmen – das geht beim Kauf eines Fahrradhelms oder von anderem Zubehör derzeit nicht. Zumindest in Sachsen, denn hier ist „Click & Collect“ mindestens noch bis zum 15. Februar verboten. Hiesige Händler, die einen Onlineshop betreiben, liefern dennoch. Zum Beispiel helmheld.de, ein Internetvertrieb mit Sitz in Rötha bei Leipzig. „Interessenten können sich per Telefon beraten und bis zu drei Helme nach Hause liefern lassen“, sagt Inhaber Falko Uhlitzsch. Im Idealfall sei ein passendes Exemplar dabei, die beiden anderen könnten portofrei retourniert werden. Seine Firma vertreibt ausschließlich Markenware zu Preisen zwischen 65 und 500 Euro. Durch Corona könne allerdings die Verfügbarkeit mancher Modelle eingeschränkt sein, sagt Uhlitzsch.

Die Fahrrad-XXL-Kette mit Filialen in Dresden und Chemnitz bietet einen ähnlichen Service über ihre Webshops. Zubehör oder Ausrüstung werde regulär über die bekannten Logistikdienstleister verschickt, sagt Geschäftsführer André Hans. Daneben gebe es noch den „Corona-Service“, bei dem sich Kunden telefonisch beraten und ein Rad bis an die Haustür liefern lassen können. Diese Logistik organisiert Fahrrad XXL selbst. Dabei sei es natürlich auch möglich, gleich noch einen Helm in die Transportbox packen zu lassen, sagt Hans.

Little John Bikes, im Freistaat mit 13 Filialen vertreten, verschickt derzeit kein Zubehör. Online bestellte Räder würden dagegen geliefert – „und zwar aufgebaut“, sagt Geschäftsführer Robert Peschke. Ersatzteile wie Ketten oder Schläuche seien nach wie vor vor Ort zu bekommen. Schließlich laufe der Werkstattbetrieb. Er hoffe auf einen Start von „Click & Collect“ Mitte Februar, sagt Peschke. Ab März oder noch später sei diese Lösung nur noch „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Das liegt daran, dass viele Fahrradläden einen Großteil ihres Jahresumsatzes in den Monaten März bis Mai machen. (are)

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