Mehrheit in Sachsen sagt: Es gibt nicht genügend Radwege

Dresden. Die Mehrheit der Menschen in Sachsen sieht einen Mangel an Fahrradwegen in ihren jeweiligen Regionen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Meinungsforscher von Civey hervor, für die bundesweit knapp 5.000 Menschen befragt wurden. Sächsische.de liegen die Zahlen für den Freistaat vor.
Demnach gibt fast die Hälfte (48,1 Prozent) der befragten Sachsen an, es gebe in ihrer Region nicht genügend Radwege. Etwas mehr als ein Drittel der Sachsen sieht das anders: 36,5 Prozent halten das Angebot für ausreichend. 15,4 Prozent haben zu der Frage keine klare Meinung und geben "unentschieden" an.
Konrad Krause, Landesgeschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) Sachsen, sieht in dem Ergebnis eine Bestätigung dafür, woran es beim Radwegenetz seiner Meinung nach im Freistaat am meisten hakt: am Tempo beim Ausbau. "Und das geht nun auch mehr und mehr in die Wahrnehmung in der Bevölkerung über", sagt er auf Anfrage von Sächsische.de.
Sachsen verpasst Zielvorgabe beim Radwegbau, erklärt sich aber zum "Fahrradland"
Die Politik, so Krause, erfülle gesteckte Ziele beim Ausbau nur zögerlich. "Nach großen Versprechen passiert oft wenig", beklagt er und verweist auf einen kürzlich veröffentlichten Zwischenstand, wonach Sachsen weit von seinem 2014 gefassten Plan entfernt ist. Bis 2025 wollte das Land an Bundes- und Staatsstraßen 540 Kilometer Radwege schaffen. Bis Ende letzten Jahres waren davon nur 83 Kilometer fertiggestellt und freigegeben worden.
Sachsen erklärt sich unterdessen zum "Fahrradland" und will sich im Sommer bundesweit entsprechend vermarkten. Unter dem Slogan "Rad mal" wird bis Juli in Berlin, Frankfurt am Main Hamburg und München auf Großplakaten für Fahrradtouren und die Herstellerbranche im Freistaat geworben, teilte unlängst die Staatskanzlei in Dresden mit. Die Aktion ist Teil der sächsischen Werbekampagne "So geht sächsisch".
Nur 42 Prozent der Radfahrer fühlen sich auf öffentlichen Wegen "sicher"
Unstrittig ist, dass es in Sachsen touristisch gut vermarktbare Radwege gibt. Das ändert aber nur wenig am Grundproblem, dass Radwege in erster Linie alltägliche Verkehrswege sind. ADFC-Mann Krause sieht gerade dort den größten Handlungsbedarf. "Es ist der Weg zur Arbeit, in den Supermarkt oder die Schule - und das auf dem Land und in den Städten, wo es an Wegen mangelt."
Den schleppenden Ausbau von Radwegen sieht Krause auf Landesebene wie auf kommunaler- und Landkreisebene. "Dabei bedeutet Ausbauen nicht immer, dass ein neuer Weg gebaut werden muss." In Innenstädten würden Wege auch schon geschaffen werden, wenn etwa Einbahnstraßen auch für die entgegengesetzte Nutzung für Fahrräder ausgewiesen werden.
"Die Stadt Bautzen hat in diese Richtung beispielsweise in den vergangenen Jahren viel unternommen sagt Krause, und wünscht sich bei der Planung von Radwegen mehr Entschiedenheit. "Dass Verkehrswendethemen in den Landkreisen meist noch 'dicke Bretter' sind, zeigt der aktuelle Landratswahlkampf. Da findet so etwas so gut wie gar nicht statt."
Dass der Bedarf an mehr Radwegen vorhanden zu sein scheint, zeigt auch eine zweite Umfrage von Sächsische.de mit Civey. Dabei wurden deutschlandweit 2.500 Menschen befragt, die regelmäßig Radfahren. Nur 42 Prozent von ihnen fühlen sich demzufolge auf öffentlichen Wegen im Allgemeinen sicher. Das ist zwar die Mehrheit, jedoch ist der Anteil derer, die sich nicht sicher fühlen, fast genauso hoch: 40 Prozent.
Informationen zu den hier ausgewerteten Civey-Umfragen
In diesem Artikel wurden zwei Umfragen ausgewertet, die Sächsische.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey in Sachsen durchgeführt hat.
- Für die Umfrage zum Radwegangebot besteht die bundesweite Stichprobe aus 4.935 Teilnehmern. Die sächsische Stichprobe wurde entsprechend der Wahlbevölkerung im Land gezogen.
- Für die Umfrage zum Sicherheitsempfinden besteht die Stichprobe aus 2.503 Teilnehmern, die angeben, regelmäßig Fahrrad zu fahren.