Mit dem Batteriezug von Döbeln nach Dresden

Döbeln/Roßwein. Auf der künftigen S-Bahnstrecke von Leipzig nach Döbeln sollen ab 2025 Batteriezüge zum Einsatz kommen.
Doch auch auf der Strecke Döbeln-Nossen-Meißen-Dresden, auf der aktuell kein Schienenpersonennahverkehr (SPNV) angeboten wird, wären solche batterieelektrischen Nahverkehrszüge einsetzbar. Um diese These zu untermauern, hat der Freundeskreis „Rettet die Eisenbahn um Nossen“ eine wissenschaftliche Studie vorgelegt.
„Wir haben die Studie an die betreffenden Verkehrsverbünde in Dresden. Leipzig und Chemnitz sowie an Lokalpolitiker, die sich mit dem Thema befassen, weitergegeben“, sagt der Roßweiner Torsten Stein, der Mitbegründer des Freundeskreises ist. Bisher sei jedoch keine Reaktion erfolgt.
Die Gruppe besteht aus renommierten Verkehrswissenschaftlern, aktiven Betriebs- und Museumseisenbahnern sowie Menschen, die sich für das Thema des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) mit dem Schwerpunkt Schiene interessieren. „Unsere Arbeit ist unabhängig, neutral und parteiübergreifend. Wir treffen uns seit vielen Jahren unregelmäßig in unserer Freizeit, um Themen rund um den SPNV in unserer Region zu diskutieren“, sagt Torsten Stein.
Keine zusätzliche Investition in Lade-Infrastruktur
Vor diesem Hintergrund ist der Freundeskreis auf eine bereits im Jahr 2019 an der Fakultät Verkehrswissenschaften der Technischen Universität (TU) Friedrich List Dresden erstellte wissenschaftliche Arbeit aufmerksam geworden. Diese Studie untersuchte den Einsatz von Energiespeicher-Fahrzeugen zwischen Döbeln und Dresden.
Laut der Studie ist die Reaktivierung der Strecke Döbeln - Dresden mit aktuell auf dem Markt befindlichen Akku-Triebwagen möglich, ohne dass eine Lade-Infrastruktur geschaffen werden müsste. „Die Strecke Dresden - Döbeln ist prädestiniert für den Einsatz von Akku-Oberleitungs-Triebwagen, da die Infrastruktur zwischen Dresden und Meißen sowie in Döbeln Hauptbahnhof einschließlich der notwendigen Wendegleise bereits elektrifiziert ist“, heißt es in der Studie.
Es sei somit keine zusätzliche Investition in die Lade-Infrastruktur wie etwa für Ladeinseln entlang der Strecke oder am Endbahnhof notwendig. Allein durch den Einsatz der Elektrotraktion – größere Leistung, höhere Beschleunigung – verkürze sich die Fahrzeit zwischen Dresden und Döbeln und umgekehrt je nach Fahrzeugvariante um bis zu drei Minuten gegenüber dem Dieselantrieb.
Fahrplankonzept dient als Arbeitsgrundlage
In allen Varianten bliebe der Füllstand eines Energiespeichers heute gängiger Kapazität bei einer Fahrt zu mehr als 50 Prozent gefüllt – wird also weniger als halb gefordert. Es verbleibt damit in jedem Fall ausreichend Reserve für Abweichungen vom Regelbetrieb, auch für längere Zwischenhalte.
Die Wendezeit von etwa 30 Minuten in Döbeln Hauptbahnhof reiche bequem aus, um den Energiespeicher wieder voll zu laden. Die für eine Fahrt von Döbeln nach Meißen aus dem Speicher entnommene Energie wird bereits wieder während der Fahrt zwischen Meißen und Dresden voll nachgeladen.
Die Gruppe hatte bereits 2019 ein Fahrplankonzept für einen Regionalexpress („RE11“) zwischen Döbeln und Dresden vorgelegt, welches Arbeitsgrundlage für Diskussionen in der sächsischen Staatskanzlei in Bezug auf eine mögliche Reaktivierung des SPNV auf dem genannten Streckenabschnitt war und ist.
Über Verbundgrenzen hinweg denken
„Wir sind überzeugt, mit der vorliegenden Handreichung einen wichtigen Denkanstoß zu liefern, wie man Synergien zwischen dringend erforderlicher Reaktivierung des SPNV zur Anbindung des ländlichen Raumes an die Landeshauptstadt sowie einer nachhaltigen Verkehrswende schaffen kann“, sagte Torsten Stein. Die infrastrukturellen Voraussetzungen seien sehr gut, um über ein Pilotprojekt zu einer dauerhaften Lösung zu gelangen.
„Im Hinblick auf die Neuausschreibungen von SPNV-Angeboten in Mitteldeutschland gebietet es die Weitsicht, über die Verbundgrenzen hinweg zu denken“, so Stein. Genannt werden solle exemplarisch die Idee einer verlängerten „S-Bahn“ aus Richtung Leipzig bis Döbeln.
Der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) wird mit Strukturwandel-Fördermitteln für den Kohleausstieg 16 batteriebetriebene Züge erwerben und an ein Bahnunternehmen für den Einsatz auf der nicht elektrifizierten Strecke Leipzig-Grimma-Döbeln verpachten. „Eine Ergänzung oder gar Weiterführung bis Dresden wäre hier nicht nur denkbar, sondern logische Konsequenz“, sagte der Roßweiner.