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Streik der Lokführer geht weiter - zahlreiche Ausfälle

Seit Montagmorgen steht ein Großteil der Züge in Deutschland still: Die Lokführergewerkschaft GDL bestreikt noch bis Mittwoch den Personenverkehr.

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Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) legt mit einem Streik bei der Deutschen Bahn seit den frühen Morgenstunden den Großteil des Zugverkehrs in Deutschland lahm.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) legt mit einem Streik bei der Deutschen Bahn seit den frühen Morgenstunden den Großteil des Zugverkehrs in Deutschland lahm. © dpa

Berlin. "Unverantwortlich", "unnötig", "überflüssig": Das Schimpfen der Deutschen Bahn auf die Streikankündigung der Lokführergewerkschaft GDL hat ebenso wenig gebracht wie ein Verhandlungsaufruf im letzten Moment. Zahlreiche Lokführerinnen und Lokführer sowie Beschäftigte in der Infrastruktur lassen seit Montag für geplante 48 Stunden die Arbeit ruhen und legen damit weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland lahm.

Kunden der Deutschen Bahn müssen sich also auch am Dienstag auf zahlreiche Verspätungen und Zugausfälle vorbereiten. Ähnlich wie am ersten Tag des Streiks rechnet die Bahn nach eigenen Angaben damit, das Angebot im Fernverkehr mit etwa 30 Prozent aufrecht erhalten zu können, im Regionalverkehr im Durchschnitt etwa 40 Prozent. "Auch am zweiten Tag werden wir unser stabiles Grundangebot bieten", sagte eine DB-Sprecherin am Dienstagmorgen.

Reisende müssen sich wie am Montag auf zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Auch im Güterverkehr wird weiter gestreikt. Um 2.00 Uhr in der Nacht zu Mittwoch soll der Arbeitskampf beendet werden. Die Bahn geht davon aus, dass sich der Verkehr im Laufe dieses Tages wieder normalisieren wird.

Bereits am Freitag hatte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer den erneuten Arbeitskampf angekündigt, offensichtlich Zeit genug für viele Reisende, um sich eine Alternative zu suchen. Der Ausstand sei "ruhig angelaufen", hieß es etwa seitens des Konzerns mit Blick auf den Bahnhof in Stuttgart am Montag. Streikschwerpunkt waren laut Bahn die östlichen Bundesländer.

Nur jeder dritte Fernzug

"Die Menschen sind dieses Mal aber besser informiert. Zudem haben wir zusätzliches Personal an den Bahnhöfen abgestellt, um die Reisenden umfassend zu informieren", teilte eine Bahnsprecherin für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit. Wenn einer der noch fahrenden Züge eintraf, konnte es auf den Bahnsteigen indes voll werden. Zur genauen Auslastung machte die Bahn zunächst keine Angaben.

Wie schon in der ersten Streikwelle vor zwei Wochen versprach der Konzern zunächst, im Fernverkehr rund ein Viertel des sonst üblichen Fahrplans als Grundangebot aufrechtzuerhalten. Im Verlauf des Montags ging die Bahn dann davon aus, dass sogar rund jeder dritte Fernzug an diesem Tag fahren werde.

Streik nutzt anderen Unternehmen

Zudem wichen viele Reisende auf andere Verkehrsträger aus. Bei Flixbus und Flixtrain stieg die Nachfrage, wie das Unternehmen Flixmobility mitteilte. Ähnlich äußerte sich die Mitfahrplattform Blablacar, die neben Mitfahrgelegenheiten auch Fernbusreisen vermittelt. "Wir beobachten weiterhin eine sehr hohe Anzahl von Neuanmeldungen", teilte eine Sprecherin am Montag mit- "Seit Freitag zählen wir - im Vergleich zu einem regulären Zeitraum - zwischen zwei und drei Mal mehr neue Mitglieder, die der Plattform beitreten."

Auch die Mietwagenverleiher Sixt und das Vergleichsportal Check24 verzeichneten bei Mietwagen eine deutlich gestiegene Nachfrage für die beiden Streiktage.

Die Bahn geht davon aus, dass sich der Bahnverkehr im Laufe des Mittwochs nach Streikende wieder normalisieren wird. Um den Streik noch abzuwenden, hatte die Bahn am Sonntag der GDL in Aussicht gestellt, auch über eine von der Gewerkschaft geforderte Corona-Prämie zu verhandeln. GDL-Chef Weselsky wies den Vorstoß zurück.

Ein "politischer Kampf"

Die Offerte sei das Papier nicht wert, auf dem sie stehe, betonte er am Sonntagnachmittag. "Man muss doch wenigstens eine Zahl nennen", ergänzte Weselsky am Montagmorgen im ZDF-Morgenmagazin. «Ich schicke meine Leute auf die Züge, um anschließend festzustellen, dass das Angebot für eine Corona-Prämie bei Eins ist? Das fällt aus.»

Aus Sicht der Bahn zeige das: "Der GDL geht es um einen politischen Kampf und nicht um eine Lösung am Verhandlungstisch", wie Konzernsprecher Achim Stauß am Morgen sagte. Die GDL-Spitze richte Schaden an, "ohne Rücksicht auf die Fahrgäste, ohne Rücksicht auf den Großteil unserer Beschäftigten und ohne Rücksicht auf das Unternehmen DB. Das ist verantwortungslos."

Mehr Geld für die Beschäftigten gefordert

In dem Tarifstreit geht es unter anderem um mehr Geld für die Beschäftigten. Über die Höhe der künftigen Löhne und Gehälter sind sich beide Seiten einig: 3,2 Prozent mehr soll es geben. Aber über die Laufzeit und die Zeitpunkte der Erhöhung besteht Uneinigkeit. Die GDL fordert zudem eine Corona-Prämie von 600 Euro. Offen sind außerdem Fragen zur Betriebsrente sowie zum Einflussbereich der GDL.

Der Gewerkschaft geht es auch um den eigenen Einfluss im Konzern, den sie durch das sogenannte Tarifeinheitsgesetz gefährdet sieht. Das Gesetz sieht vor, dass in einem Betrieb mit zwei konkurrierenden Gewerkschaften nur die Tarifverträge der mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung zur Anwendung kommen. Bei den Betrieben der Deutschen Bahn ist das in der Regel die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Der Ersatzfahrplan steht Fahrgästen der Deutschen Bahn online in der Fahrplanauskunft sowie in der DB Navigator App zur Verfügung.