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Welche Fahrradversicherung zahlt was?

Mit der Verbreitung teurer E-Bikes rücken spezielle Fahrradversicherungen in den Blick. Doch auch die Hausratversicherung bietet einiges.

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Manche Fahrradversicherungen kommen auch für Vandalismusschäden auf.
Manche Fahrradversicherungen kommen auch für Vandalismusschäden auf. © dpa/Caroline Seidel

Berlin. Ein E-Bike kostet in der Regel viel Geld, Pedelecs für 2.000 oder 3.000 Euro zählen nicht einmal zur teuersten Kategorie. Da liegt es nahe, E-Bikes und andere teure Räder gut zu versichern. Aber wie? Muss es eine spezielle Fahrradversicherung sein? Oder reicht eine Hausrat, die bei Diebstahl ebenfalls Ersatz verspricht?

Die Antwort lautet: Kommt drauf an. Leistungsumfang und Konditionen der Versicherer variieren teils stark. Ob eine Hausrat-Police oder eine Spezialversicherung die richtige Wahl ist, lasse sich nicht pauschal beantworten, sagt Annegret Jende von der Stiftung Warentest.

Ist der Neupreis des Zweirads hoch, hat man von der Hausrat-Police nur bedingt etwas. Entschädigt wird zwar meist zum Neuwert des Fahrrads, doch wie viel Geld der Versicherungsnehmer tatsächlich bekommt, hängt auch von der Versicherungssumme ab: Die Anbieter deckeln die einzelne Entschädigung oft bei ein oder zwei Prozent der Versicherungssumme. Manche böten aber auch zehn Prozent, sagt Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Ist der Hausrat zum Beispiel mit 50.000 Euro versichert, bekommt der Versicherte also zwischen maximal 500 und 5.000 Euro ersetzt, wenn das Fahrrad gestohlen wird. Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, empfiehlt, alle Rechnungen und Unterlagen sicher aufzubewahren und auch Fotos vom Rad zu machen.

Wo wurde das Fahrrad gestohlen?

Wichtig ist aber auch die Frage, wo das Fahrrad gestohlen wurde. Über die einfache Hausratversicherung sind laut Jarosch alle zum Hausrat gehörenden Fahrräder zwar mitversichert, ebenso oft Pedelecs, die bis Tempo 25 unterstützen und ohne Versicherungskennzeichen auskommen. Doch Ersatz gibt es nur nach Einbruchsdiebstahl, wenn das Rad also aus verschlossenen Räumen entwendet wird, die im Versicherungsschein oft einzeln vermerkt werden: Wohnung, Garage oder Fahrradkeller etwa.

Wer mehr Schutz benötigt, kann über zwei Alternativen nachdenken. Zum einen bieten die meisten Versicherer zur Hausrat-Police zubuchbar eine sogenannte Fahrradklausel an, die den Leistungsumfang erweitert. Zum anderen gibt es immer mehr Anbieter von Spezialversicherungen, die mitunter auch als Fahrrad-Vollkasko vermarktet werden.

Häufige Diebstähle können problematisch werden

Die Fahrradklausel löst vor allem das Raumproblem, denn die meisten Fahrräder werden nicht aus verschlossenen Kellern, sondern auf offener Straße gestohlen - auch dafür tritt die Fahrradklausel ein.

"Voraussetzung ist, dass das Fahrrad gesichert wurde, zum Beispiel an einem Laternenpfahl angeschlossen wurde", sagt Weidenbach. Wird die Versicherung aber zu oft in Anspruch genommen, kann es zu Problemen kommen. Denkbar ist laut Annegret Jende, dass die Hausrat dem Kunden zumindest die Fahrradklausel kündigt - zum Beispiel dann, wenn sie innerhalb kurzer Zeit mehrere hochpreisige Fahrräder ersetzen musste.

Laut GDV bestanden im Jahr 2019 in Deutschland rund 26 Millionen Hausratversicherungsverträge. 47 Prozent davon enthielten zusätzlich die Fahrradklausel. Bei neueren Verträgen besteht Versicherungsschutz rund um die Uhr. Bei älteren Bestandsverträgen gilt teils noch ein Zeitfenster von 22.00 bis 6.00 Uhr, in dem der Diebstahl nicht gedeckt ist - es sei denn, das Rad war in Gebrauch, sagt Weidenbach.

Wie hoch der Kaufpreis des Fahrrads maximal sein darf, müssen Versicherungsnehmer ebenfalls erfragen oder aushandeln. Und die Hausrat-Police - ob mit oder ohne Fahrradklausel - deckt auch Vandalismusschäden nicht automatisch ab. "Das ist von Vertrag zu Vertrag unterschiedlich", sagt GDV-Sprecherin Jarosch.

Manche Versicherungen ersetzen sogar den Verschleiß

Spezielle Fahrradversicherungen werden zwar für jedes Rad einzeln abgeschlossen, sie decken den Experten zufolge aber auch weitere Versicherungsfälle ab. Dazu können neben Vandalismus auch Sturz- und Unfallschäden sowie Elektronikschäden zählen. Übernommen werden oft auch Reparaturkosten, teils sogar infolge von Verschleiß. Die Höhe der Police richtet sich nach dem Kaufpreis das Fahrrads, den manche Gesellschaften deckeln, zum Beispiel bei 5000 oder 10 000 Euro.

Interessant ist vor allem für E-Bike-Besitzer, wenn Teilediebstahl mitversichert ist. Die teuren Akkus, die teils auch bei Verschleiß oder nach einem Kurzschluss ersetzt werden, sind beliebtes Diebesgut. Manche Versicherungen fordern allerdings, den Akku beim Parken des E-Bikes zu entnehmen, weiß Verbraucherschützerin Weidenbach.

Im Leistungsumfang zu finden sind oft auch Elementarschäden, die Versicherer treten dann also auch nach Schäden durch Brand, Blitzschlag, Sturm, Hagel oder einer Explosion ein. Ob das Sinn ergibt, muss jeder Versicherungsnehmer für sich entscheiden.

Voller Schutz verlangt besonders sichere Schlösser

Zu denjenigen Anbietern von Fahrradversicherungen, die für vollen Schutz teilweise die Nutzung besonders sicherer Fahrradschlösser vorschreiben, zählen zum Beispiel Cosmos Direct, die Bayerische, Ergo Direkt, Pergande & Pöthe, Ammerländer Versicherung, Enra oder die Wertgarantie AG. Doch der erweiterte Leistungsumfang macht solche Versicherungen grundsätzlich teuer. "Ein solcher Versicherungsvertrag lohnt daher nur bei teuren Fahrrädern", sagt Weidenbach.

Auch erste Fahrradhersteller wie Riese und Müller oder Ampler bieten Käufern Versicherungsleistungen an. Grundsätzlich sollte man abwägen, ob einem eine Fahrrad-Spezialversicherung je nach Wert des Rads teils mehrere Hundert Euro im Jahr wert ist - denn so teuer kann es werden. Andererseits sind oft auch Schutzbriefe im Leistungsumfang enthalten, die 24-Stunden-Pannenhilfe, Reiserücktransport oder Leihräder im Pannenfall versprechen. Oder Reisegepäck und Zubehör wie ein Kindersitz oder Fahrradanhänger sind mitversichert.

Auch hier sollten Kunden genau prüfen, ob sie das alles benötigen und mehrere Angebote vergleichen, rät Weidenbach. Zu klären gilt es etwa, ob Schäden komplett übernommen werden, eine Selbstbeteiligung gefordert wird oder auch gebraucht erworbene Räder versichert werden können. Auch lässt sich die Höhe der Police manchmal senken: Einzelne Versicherer geben Rabatte, wenn das Rad codiert ist oder sich über GPS orten lässt. Chips dafür haben manche moderne Bikes an Bord. (dpa)