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Vonovia denkt über deutliche Mieterhöhungen nach

Für Tausende Mieter in Sachsen könnte es teurer werden: Wegen der steigenden Inflation hält der Immobilienriese Vonovia Mieterhöhungen für unausweichlich - trotz jüngster Rekordgewinne.

Von Mirko Jakubowsky
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Blick auf die Unternehmenszentrale von Vonovia in Bochum.
Blick auf die Unternehmenszentrale von Vonovia in Bochum. © Archivbild: dpa/Roland Weihrauch

Dresden. Für Millionen Mieter könnte das Wohnen bald noch teurer werden: Bei der Vonovia, Deutschlands größtem Vermieter, denkt man über spürbare Erhöhungen der Wohnkosten nach. Das sagte Rolf Bruch, Vorstandschef des auch in Sachsen aktiven Konzerns, jetzt in einem Interview mit dem "Handelsblatt".

Bruch begründete die möglichen Mieterhöhungen mit der hohen Inflation. Liege diese dauerhaft bei vier Prozent, müssten auch die Mieten dementsprechend angepasst werden, um die deutschen Vermieter vor finanziellen Schwierigkeiten zu schützen, so Bruch. "Wir können nicht so tun, als wenn die Inflation an den Mieten vorbeigeht. Das wird nicht klappen", zitiert das Handelsblatt den Vonovia-Manager. Viele Bankmanager hätten Bruch erklärt, dass sie davon ausgingen, "dass wir auf Dauer mit einer höheren Teuerung als in den letzten Jahren in Deutschland leben werden müssen". Ein Geschäftsmodell, bei dem der Umsatz stabil bleibe und die Kosten mit der Inflation stiegen, sei daher endlich.

Eine Vonovia-Sprecherin betonte aber später, dass es bei den Äußerungen um die wirtschaftliche Entwicklung gehe und nicht um eine konkrete Ankündigung. Die Firma besitzt in Deutschland etwa 505.000 Wohnungen, hinzu kommen noch Objekte in Schweden und Österreich.

Mieterhöhungen bei Vonovia: Greift die Mietpreisbremse in Dresden und Leipzig?

Sollte der Konzern die Mieten tatsächlich anpassen, wären wohl auch viele Menschen in Sachsen davon betroffen. Denn allein in Dresden hat Vonovia nach eigenen Angaben aktuell 38.500 Wohnungen im Bestand, durch die Übernahme der Deutsche Wohnen kommen künftig noch einmal 7.000 Wohnungen dazu. Somit sind rund 90.000 Menschen in Sachsens Landeshauptstadt Vonovia-Mieter. Aktuell werden hier für eine Wohnung des Konzerns im Durchschnitt 6,45 Euro pro Quadratmeter fällig, also etwa 50 Cent unter dem stadtweiten Vergleich.

Falls Vonovia die Preise erhöhen wird, wird sich auch die Wirksamkeit der erst am Dienstag beschlossenen Mietpreisbremse für die Großstädte Dresden und Leipzig zeigen. Denn wegen des angespannten Wohnungsmarkts in beiden Städten dürfen künftig nur noch die am Anfang eines neuen Mietverhältnisses vereinbarten Mieten maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Die neue Verordnung tritt mit der Veröffentlichung im Sächsischen Gesetz- und Verordnungsblatt in Kraft und ist zunächst bis 2025 befristet.

In Dresden sind die Mieten dabei noch vergleichsweise günstig. Bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2021 hatte der Vonovia-Vorstand Mitte März berichtet, dass sich die Preise im Durchschnitt aller Wohnungen des Konzerns auf 7,33 Euro pro Quadratmeter erhöhte - das waren 2,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Dazu trugen vor allem Modernisierungen bei, denn Kosten für energetische Sanierungen wie etwa Wärmedämmung sowie Austausch alter Heizungsanlagen und Fenster können die Konzerne teilweise auf die Miete umlegen. Erst am Dienstag hatte das Unternehmen für Dresden hohe Investitionen angekündigt: 100 Millionen Euro sollen in der Stadt eingesetzt werden.

Zuletzt hatte Vonovia sich über gute Geschäfte gefreut und weiteres Wachstum in Aussicht gestellt: Im ersten Quartal 2022 legte der operative Gewinn im Jahresvergleich um 44,4 Prozent auf 564 Millionen Euro zu, wie der Konzern erst Anfang Mai mitteilte. Selbst ohne die Übernahme der Deutsche Wohnen wäre das operative Ergebnis um knapp acht Prozent gestiegen.

Mieterbund kritisiert geplante Erhöhung

Der Deutsche Mieterbund (DMB) zeigt sich entsetzt über die Überlegungen bei Vonovia. „Dass Mieterinnen und Mieter für den eingebrochenen Aktienkurs von Vonovia und höhere Zinsen am Kapitalmarkt herhalten müssen, zeigt, dass die Geschäftsmodelle börsennotierter Wohnungskonzerne unsozial und spekulativ sind“, ließ DMB-Präsident Lukas Siebenkotten mitteilen.

Siebenkotten erinnerte auch daran, dass Wohnungskonzerne ihre Mieteinnahmen trotz der Corona-Krise zum Teil hätten deutlich steigern und üppige Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten können. Allein die Vonovia hat demnach im Pandemie-Jahr 2021 rund 1,7 Milliarden Euro Gewinn erzielt und mit 1,66 Euro je Aktie die höchste Dividende der Unternehmensgeschichte ausgezahlt.