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Warum der Osten 2021 aufholt

Arbeitsmarktforscher sehen die Chancen der neuen Bundesländer positiv. Eine gute Nachricht auch für alle Sachsen, die in die Heimat zurückkehren wollen.

Von Annett Kschieschan
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Noch mal neu anfangen? Das geht auch in der alten Heimat. Rückkehrwillige Sachsen haben heute viele Möglichkeiten.
Noch mal neu anfangen? Das geht auch in der alten Heimat. Rückkehrwillige Sachsen haben heute viele Möglichkeiten. © AdobeStock

Die Zahl ist gewaltig. Rund 230.000 Sachsen arbeiten als sogenannte „wöchentliche Auspendler“ außerhalb des Bundeslandes. Viele davon legen durchaus weite Wege zurück, etwa nach Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen oder Hessen. Für die meisten geht es jedes Wochenende zurück nach Hause – ein enormer Kraftakt, nicht nur für die Betroffenen selber, sondern auch für Angehörige und Freunde. Wer gefühlt das ganze Leben auf der Baustelle oder auf der Autobahn verbringt, hat wenig Elan, um am Wochenende mit den Kindern zu toben oder mit Freunden auszugehen. „Wenn es uns gelänge, nur die Hälfte dieser Pendler im Land zu behalten, wäre viel gewonnen“, sagte IHK-Sprecher Lars Fiehler kürzlich ein einem Gespräch der Sächsischen Zeitung zum Thema. Die Industrie- und Handelskammer organisiert seit Jahren die Rückkehrerbörse „Wieder da“ in Bautzen. Sie soll Männern und Frauen, die gerne wieder in der alten Heimat arbeiten wollen, Kontakte zu Unternehmen und Institutionen, die bei der Rückkehr unterstützen, vermitteln.

Gleiches hat der Pendleraktionstag Erzgebirge vor - coronabedingt laufen beide Formate diesmal wie viele ähnliche Veranstaltungen digital. Der Zeitpunkt an sich ist nicht zufällig gewählt. Pendler- und Rückkehrerbörsen finden meist in der Zeit um Weihnachten statt. Dann, wenn selbst die Dauerpendler mal ein paar Tage frei und vielleicht auch die Muße haben, sich konkret mit einer möglichen beruflichen Veränderung zu beschäftigen. Passende Veranstaltungen gibt es viele zwischen Lausitz und Vogtland. In Zwickau etwa stand die letzte Rückkehrermesse unter dem Motto „Gepflastert mit guten Jobs“. Organisiert vom Büro für Wirtschaftsförderung in Zusammenarbeit mit der regionalen Fachkräfteallianz ging es auch hier darum, rückkehrwilligen Sachsen zu zeigen, dass es auch in der Heimat attraktive Arbeitsstellen gibt. Und Arbeitgeber, die sich um gute Bewerber bemühen, etwa mit flexiblen Arbeitszeiten, Zuschüssen zu Kinderbetreuungskosten, mit Firmenwagen, Homeoffice-Regelungen und guten Gehältern. Das ist auch im Jahr der Corona-Krise so, wie zahlreiche Beispiele zeigen.

Hilfestellung für Rückkehrer

Und: Die Arbeitslosenquote Ostdeutschland könnte im kommenden Jahr vielleicht niedriger sein als vor Corona. Darauf deuten zumindest Berechnungen des Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit (IAB) hin. Die Zahl der Arbeitslosen in den ostdeutschen Flächenländern werde 2021 „sogar geringer sein als vor der Corona-Krise“, so die Einschätzung des IAB.

In fast ganz Deutschland werde die Arbeitslosigkeit sinken, so die Forscher. Flächendeckend sei ein Zuwachs an Beschäftigung zu erwarten. Ihre Prognose begründen die Arbeitsmarktexperten mit dem demografischen Trend. Die Alterung der Bevölkerung und Wegzug in andere Regionen führten demnach dazu, dass vor allem im Osten weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Bereits vor der Corona-Krise sei dort in der Folge die Zahl der Arbeitslosen relativ stark gesunken. Gute Chancen also für alle, die gern wieder in der alten Heimat leben und arbeiten würden.

Damit der Neubeginn nicht zu schwierig wird, helfen Rückkehrerbüros, die es inzwischen in den meisten sächsischen Regionen gibt. Ein Beispiel ist die Initiative „Wachstumsregion Dresden“. Dabei haben sich sechs Städte aus den Landkreisen Bautzen und Meißen, die Landeshauptstadt Dresden und der Landkreis Bautzen zusammengeschlossen, um Fragen rund um die Rückkehr nach Sachsen zu beantworten und praktische Hilfestellungen zu geben. Auch das Wirtschaftsministerium hat mit dem Portal „Gute Arbeit für Sachsen“ einen virtuellen Anlaufpunkt für Rückkehrwillige geschaffen.