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Berlin, Brandenburg und Sachsen planen gemeinsame Wasserwirtschaft

In Sachsen befinden sich die Flüsse, Speicher und Talsperren, von denen auch Brandenburg und Berlin abhängig sind. Aus diesem Grund haben sich die drei nun zusammengetan.

Von Andreas Kirschke
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Am Bärwalder See haben sich Sachsens Umweltminister Wolfram Günther, sein brandenburgischer Amtskollege Axel Vogel sowie die Berliner Staatssekretärin für Umwelt und Klimaschutz, Silke Kracher getroffen.
Am Bärwalder See haben sich Sachsens Umweltminister Wolfram Günther, sein brandenburgischer Amtskollege Axel Vogel sowie die Berliner Staatssekretärin für Umwelt und Klimaschutz, Silke Kracher getroffen. © SZ/Uwe Soeder

Bärwalder See/Oberlausitz. Der Wasserhaushalt in der Lausitz muss langfristig und nachhaltig stabilisiert werden. „Hier sehen wir neben der Pflicht der Bergbau-Unternehmen auch den Bund in der Verantwortung. Wir Länder allein können diese Aufgabe nicht bewältigen“, sagte Sachsens Umweltminister Wolfram Günther am Montag in Boxberg.

Mit Axel Vogel (Umweltminister Brandenburg) und Dr. Silke Karcher (Berliner Staatssekretärin für Umwelt und Klimaschutz) unterzeichnete er ein siebenseitiges gemeinsames Positionspapier. Ziel ist, ein länderübergreifendes Wassermanagement für die Lausitz zu schaffen.

Die Arbeitsgemeinschaft Flussgebietsbewirtschaftung Spree, Schwarze Elster, Lausitzer Neiße soll eine Geschäftsstelle erhalten. Entstehen soll zudem eine länderübergreifende Wasserbewirtschaftungszentrale. „Elementar nötig ist ein Grundwasser-Modell Lausitz. Wir wollen es im Rahmen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe erarbeiten. Wir wollen es gemeinsam finanzieren. Nötig ist zudem ein Oberflächenwasser-Modell. Die Erkenntnisse beider Modelle sind zusammenzuführen“, erläuterte Axel Vogel. „Wasserbedarf und Wasserangebot sind in Einklang zu bringen.“

Wasser in der Lausitz: "Wir brauchen Solidarität des Bundes"

Seit Beginn des Braunkohlen-Bergbaus vor rund 150 Jahren wurden in der Lausitz über sechs Milliarden Kubikmeter Grundwasser gehoben. Allein 2020 waren es im Bereich der fünf aktiven Tagebaue Nochten, Reichwalde, Welzow-Süd, Cottbus-Nord und Jänschwalde 350 Millionen Kubikmeter. „Schon jetzt zeigt sich: der Grundwasser-Wiederanstieg wird deutlich langsamer verlaufen als die Absenkung des Grundwassers. Darauf müssen wir uns einstellen.“

Nötig ist ein gemeinsames Wassermanagement für die gesamte Lausitz. Mit einbinden soll es Berlin. Ist doch die Hauptstadt bei die Trinkwasser-Versorgung auf das Wasser der Spree dringend angewiesen. Über Grundwasser-Anreicherung und Uferfiltration nutzt die Stadt Wasser aus Spree und Havel für die Versorgung. „Wir brauchen eine Abstimmung der Ressourcen und Bedarfe im Gesamtsystem“, sagte Staatssekretärin Dr. Silke Karcher. „Wir brauchen die Solidarität des Bundes. Darauf zielt unser Positionspapier.“ Eine Stiftung (genannt als Ziel im Koalitionsvertrag der Bundesregierung) soll nicht nur den Kohle-Ausstieg und die Renaturierung organisieren. Sie soll zudem auch wasserwirtschaftliche Aufgaben wahrnehmen.

Boxbergs Bürgermeister Hendryk Balko (Wählervereinigung Boxberg) hörte bei der Unterzeichnung gespannt zu. „Welche Absichten gibt es für die Speicherfunktion des Bärwalder Sees?“, fragte er nach. Gerade der Bärwalder See ist für Tourismus, für Trinkwasser, für das Kraftwerk Boxberg und für die Spree elementar wichtig. Im Uferbereich, so Hendryk Balko, wird es immer wieder Investitionen und Instandsetzungen geben. Etwa für die Steg-Anlagen oder für die Wellenbrecher-Anlagen. „Umso wichtiger sind für uns künftig klare Aussagen zum Wassermanagement“, sagte er Montag nach Unterzeichnung des Positionspapiers. „Wir als Gemeinde wünschen uns dringend eine Aufstockung der Paragraph-4-Mittel zur künftigen Bergbau-Sanierung.“

80 Millionen Kubikmeter für die Seen - pro Jahr

Im Auftrag der LMBV betreut die Landestalsperrenverwaltung Sachsen (LTV) den Bärwalder See. Dessen Geschäftsführer Eckehard Bielitz hofft durch das jetzige Positionspapier auf eine stärkere Gesamtbetrachtung beim Thema Wasser. „Geotechnisches Modell, Grundwasser-Modell, Oberflächenwasser-Modell und Großraum-Modell - all dies muss im Ganzen zusammenhängend betrachtet werden. Die Vereinbarung ermöglicht uns jetzt die Klärung fachlicher Voraussetzungen“, meinte er Montag in Boxberg. Seine Botschaft: der Strukturwandel in der Lausitz gelingt nur mit Betrachtung des Wasserhaushalts.

LMBV-Geschäftsführer Bernd Sablotny ist dankbar, dass das Thema Wasserhaushalt in der Lausitz nicht mehr nur auf die Bergbau-Folgen reduziert betrachtet wird. „Wichtig ist sorgfältige Gesamt-Betrachtung. Wichtig ist die Einbindung des Klimaschutzes“, betonte er nach der Unterzeichnung. Ende 2022 will das Umweltbundesamt seine Studie „Wasserwirtschaftliche Folgen des Kohle-Ausstiegs in der Lausitz“ vorlegen. „Wir werden diese Studie untersetzen und Fakten zuarbeiten“, erläuterte Bernd Sablotny und verdeutlichte, dass in der Lausitz pro Jahr rund 80 Millionen Kubikmeter Wasser für die Seen-Flutung verwendet werden. „Davon geben wir jedoch 20 Millionen Kubikmeter wieder ab.“