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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

+++ Jeder Dritte Sachse ist Geringverdiener +++ Vorerst keine Lockerungen +++ Neuer Geschäftsführer für Skeleton +++ Wirtschaft kritisiert "aufgeblähte" Bürokratie +++

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Ein Drittel der Sachsen gelten als Geringverdiener - trotz Vollzeitjob. Zwei sächsische Landkreise liegen in Sachen Gehalt bundesweit ganz hinten.
Ein Drittel der Sachsen gelten als Geringverdiener - trotz Vollzeitjob. Zwei sächsische Landkreise liegen in Sachen Gehalt bundesweit ganz hinten. ©  Rene Meinig

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Guten Morgen,

der Jahresauftakt liegt zwar schon einige Tage zurück. Dennoch will ich es nicht versäumen, Ihnen und Ihrer Familie alles Gute für das Jahr 2022 zu wünschen, vor allem Gesundheit, Glück und Gelassenheit. Von Letzterem brauchen wir mehr in diesem weiteren Pandemie-Jahr - und das nicht nur im Umgang mit Andersdenkenden. Das erste Aufreger-Thema im neuen Jahr betraf nicht die Corona-Bekämpfung, sondern die Atomkraft. Am Neujahrsmorgen glaubten viele, sich verhört zu haben, als sie die Nachricht aus Brüssel hörten. Nach einem Entwurf der EU-Kommission für einheitliche Standards ökologischen Wirtschaftens soll die Kernenergie wegen ihrer geringen CO2-Emissionen ein grünes Nachhaltigkeitssiegel erhalten.

In nahezu allen europäischen Ländern setzen Regierungen und Wirtschaft auf die Nutzung von Atomenergie, um ihre Klimaschutzziele zu erreichen. Deutschland will Ende dieses Jahres endgültig aussteigen. Die steigenden Energiepreise treiben schon jetzt viele Menschen und Unternehmen um. Der Verzicht auf Atomstrom könnte die Verteuerung weiter anheizen. Deshalb müssen schnell sichtbare Fortschritte beim Ausbau erneuerbaren Energien und bei den Technologien zu ihrer Speicherung kommen. Denn Nachhaltigkeit bedeutet auch, dass Energie bezahlbar bleibt für alle. Eins ist sicher, das Thema Energiepreise wird uns in diesem Jahr weiter stark beschäftigen.

Aber auch auf dem Arbeitsmarkt herrscht Nervosität. Angesichts der drohenden Omikron-Infektionswelle verzichtete Sachsens Arbeitsagentur-Chef Klaus-Peter Hansen bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz auf Prognosen und sagte offen: "Wir wissen nicht, was kommt und wie sich die Pandemie auf den Arbeitsmarkt auswirkt." Wie der sächsische Arbeitsmarkt bislang durch die Corona-Krise gekommen ist, lesen Sie dazu den Bericht meines Kollegen Georg Moeritz.

Herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

+++ Jeder Dritte Sachse Geringverdiener +++

Die Gehaltsunterschiede zwischen Ost und West sind in den vergangenen Jahren geschrumpft. Doch der Abstand ist immer noch groß: In Sachsen sind 32,6 Prozent der Vollzeitbeschäftigten Geringverdiener, in Berlin 19,2 Prozent und in Baden-Württemberg 13,7 Prozent. Das geht aus einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor. Die Forscher errechneten für alle Landkreise, wie groß der Anteil der Vollbeschäftigten mit höchstens 2.284 Euro brutto im Monat ist. Diese Summe gilt als Grenze zum Geringverdienst. Zwei sächsische Kreise führen die deutschlandweite Rangliste der Geringverdienste an: Im Erzgebirgskreis bekommen 43,2 Prozent der Vollzeitkräfte wenig Gehalt, im Kreis Görlitz 42,5 Prozent.

+++ Vorerst keine Lockerungen in Sachsen +++

Sachsen verlängert seine aktuelle Corona-Notfallverordnung (hier in der Zusammenfassung von sächsische.de) um fünf Tage bis zum 14. Januar, erwägt danach aber Erleichterungen. "Wir wollen natürlich alles, was möglich ist, bewerkstelligen", sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Dresden. Die Eckpunkte der neuen sächsischen Corona-Schutzverordnung sollen am Freitag feststehen, die Verordnung selbst soll am Mittwoch kommender Woche verabschiedet werden. Köpping deutete am Dienstag an, dass es eine Veränderung beim Versammlungsrecht geben könnte, über die am Mittwoch auch im Landtag diskutiert wurde. Auch der Skibetrieb solle in der neuen Verordnung geregelt werden.

Kulturministerin Barbara Klepsch drängt unter anderem auf Twitter auf Lockerungen für den Tourismus und die Kultur ab 14. Januar. Dieses Anliegen unterstützt die sächsische Hotel- und Gastronomiebranche. Die Betriebe müssten dringend öffnen, um überhaupt eine wirtschaftliche Perspektive zu haben, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Sachsen, Axel Klein, am Mittwoch. "Die Unternehmen sehen jeden Tag dabei zu, wie ihr Konto schrumpft." Jörg Markert, Präsident des Landestourismusverbands (LTV) Sachsen, sprach sich bei den Öffnungen für ein "atmendes System" aus, das der wellenartigen Entwicklung des Virusgeschehens entspreche.

+++ Neuer Geschäftsführer bei Skeleton +++

Der Energiespeicher-Spezialist Skeleton holt sich mit dem neuen Geschäftsführer Linus Froböse einen Experten für den Aufbau einer vollautomatischen Produktion. Das hat bisher kein anderer Hersteller von Superkondensatoren. Froböse, der in Wolfenbüttel in Niedersachsen geboren wurde, hat zuvor in der Prozessentwicklung von Batterieprodukten für Vitesco Technologies und Continental gearbeitet. Er promovierte an der Technischen Universität Braunschweig, wo er sich auf skalierbare Produktionstechnologien für Festkörperbatterien spezialisierte. Sachsen als Standort für Batterietechnologien sieht er gut aufgestellt.

+++ Wirtschaft kritisiert "aufgeblähte" Bürokratie +++

Die Präsidenten der Leipziger Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer, Matthias Forßbohm und Kristian Kirpal, fordern Sachsens Landesregierung auf, Bürokratie abzubauen. In Sachsen werde der Verwaltungsapparat weiter "aufgebläht" und sei als Arbeitgeber für viele Nachwuchskräfte attraktiv, so Forßbohm im Interview mit der Leipziger Volkszeitung. Viele Handwerksbetriebe könnten da nicht mithalten. "Neben dem demografischen Wandel macht uns als Kammern die ausufernde Bürokratie Sorgen, denn sie führt zu einem enormen Personalhunger in den Behörden", so Kirpal.


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