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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Bosch baut Halbleiter-Entwicklungszentrum + Glasbranche bangt wegen Gas-Krise + Rechtsstreit um Chefposten + Baywobau wird verklagt

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Bosch will kurzfristig 300 Millionen Euro in sein Dresdner Halbleiter-Werk stecken. Es wurde erst im vergangenen Jahr eröffnet.
Bosch will kurzfristig 300 Millionen Euro in sein Dresdner Halbleiter-Werk stecken. Es wurde erst im vergangenen Jahr eröffnet. © dpa

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Guten Morgen,

der EU Chips Act zeigt Wirkung. Am Dienstag teilte Globalfoundries mit, gemeinsam mit ST Microelectronics ein neues Halbleiterwerk in Südfrankreich zu bauen. Einen Tag später verkündet Bosch, bis 2026 drei Milliarden Euro in seine Halbleitersparte zu investieren. In Dresden soll ein neues Entwicklungszentrum entstehen, das 100 Arbeitsplätze schafft. Der Branchenverband Silicon Saxony frohlockt, das neue Bosch-Zentrum mache den Dresdner Standort attraktiv für Top-Talente aus aller Welt. Und es fördert das Vertrauen der Halbleiter-Kunden in europäische Lieferketten.
Die tolle Nachricht kommt zur rechten Zeit. Sie erinnert daran, dass in Zeiten von Krieg und Energiekrise die Aufholjagd bei den Schlüsseltechnologien nicht ins Hintertreffen geraten darf. Bei der Mikroelektronik haben die Politiker auf Europa-, Bundes- wie Landesebene erkannt, dass sie die Abhängigkeit von Halbleitern aus Asien reduzieren müssen.

Doch Deutschland muss auch bei der Digitalisierung schneller vorankommen. "Der Staat darf nicht die Digitalisierung der Verwaltung zurückstellen, weil angeblich zu wenig Geld dafür da ist", warnte diese Woche die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer. Die Expertenkommission für Forschung und Innovation der Bundesregierung hat in ihrem jüngsten Gutachten einen hochgradig besorgniserregenden Rückstand Deutschlands bei der Digitalisierung festgestellt, vor allem im Vergleich zu China.

Das ist fatal, denn die Zukunft wichtiger Branchen wie dem Automobilbau, Maschinenbau oder der Energie- und Umwelttechnik – auch in Sachsen wichtige Arbeitgeber – hängt von digitalen Technologien ab. Einige davon sollen bei Bosch in Dresden entwickelt werden. Auch deshalb ist das angesichts all der täglichen Krisen-Schlagenzeilen endlich mal wieder eine gute Nachricht.

Aber jetzt wünsche ich erst einmal allen, die in die Sommerferien starten, einen erholsamen Urlaub und kommen Sie vor allem ohne Staus und Ausfälle ans Ziel.

Herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

Bosch baut neues Entwicklungszentrum in Dresden

Bosch will bis 2026 insgesamt drei Milliarden Euro in sein Halbleitergeschäft investieren. Ein großer Teil davon fließt ins Werk in Dresden. "Wir wappnen uns auch im Interesse unserer Kunden für eine unvermindert wachsende Chip-Nachfrage. Für uns steckt in den kleinsten Bauteilen großes Geschäft", sagte Stefan Hartung, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung am Mittwoch in Dresden. Hier soll für 55 Millionen Euro ein neues Halbleiter-Entwicklungszentrum entstehen. Außerdem investiert Bosch in Dresden im kommenden Jahr 250 Millionen Euro in die Erweiterung der Reinraum-Fläche um 3.000 Quadratmeter. Hier soll die 300-Millimeter-Produktion wachsen. In dem erst 2021 eröffneten Werk sind derzeit 350 Mitarbeiter aus 20 Ländern beschäftigt, am Ende sollen es einmal 700 sein.

Ohne Gas kein Glas

Vertreter der deutschen Industrie warnen seit Monaten vor den Folgen einer möglichen Gas-Rationierung. Besonders offensichtlich werden diese bei der Glasindustrie - auch in Sachsen. Denn falls zum Beispiel die Glashütte in Freital plötzlich gar kein Gas mehr bekommen sollte, müsste sie nicht nur die Produktion unterbrechen – ihre beiden Glaswannen würden kaputtgehen. Ein Gasstopp würde in Sachsen wohl auch die Trinkgläserproduktion der Stölzle Lausitz GmbH in Weißwasser, die Flaschenproduktion von O-I Germany in Bernsdorf bei Hoyerswerda und den Betrieb der Flachglas Torgau GmbH treffen. Auch die Farbglashütte Reichenbach bei Görlitz mit 30 Beschäftigten macht sich Sorgen.

Rechtsstreit um Chefposten bei Digitalagentur

Die Bestellung von Frauke Greven als Chefin von Sachsens Digitalagentur (Dias) ist rechtens. Wie am Mittwoch vom Verwaltungsgericht Dresden zu erfahren war, hat es im Eilverfahren die Auffassung des Freistaats bestätigt, dass der gegen seinen Ausschluss vom Bewerbungsverfahren klagende Matthias Hundt nicht berücksichtigt werden musste. Der Ex-Chef der Dresden Information will nun beim Oberverwaltungsgericht in Berufung gehen.

Wohnungseigentümer klagen gegen Baywobau

Die Eigentümer von 51 Wohnungen ziehen gegen den großen Dresdner Bauträger Baywobau vor Gericht. In einem Dokument sind 349 angebliche Mängel aufgelistet. Die Kosten für die Fehlerbeseitigung sind "vorläufig auf 800.000 Euro" beziffert. Baywobau-Chef Berndt Dietze betont, er erkenne trotz "einiger Falschdarstellungen deutlich mehr als die Hälfte der beanstandeten Mängel an". Beim Rest müsse nun eben das Gericht entscheiden.


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