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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Sachsen sucht IT-Fachkräfte in Indien + Schweizer schaffen Arbeitsplätze in Coswig + Callcenter expandiert + Start-up-Netzwerk mit Schottland

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Klaus-Peter Hansen, Chef der sächsischen Arbeitsagentur, sieht den sonst üblichen Herbstaufschwung auf dem Arbeitsmarkt gebremst - eine Folge der Energiekrise.
Klaus-Peter Hansen, Chef der sächsischen Arbeitsagentur, sieht den sonst üblichen Herbstaufschwung auf dem Arbeitsmarkt gebremst - eine Folge der Energiekrise. © Matthias Rietschel

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Guten Morgen,

Sachsen werden in den Jahren 2020 bis 2030 um die 176.000 Arbeitskräfte verloren gehen, aus dem schlichten Grund, weil jedes Jahr bis zu 30.000 mehr Menschen in Ruhestand gehen als Berufseinsteiger nachrücken. Diese Stellen müssen zum großen Teil nachbesetzt werden. Hinzu kommen Arbeitsplätze in wachsenden Branchen, die neu besetzt werden müssen. Vor allem Hightech- und Digitalfirmen wie kürzlich Infineon oder Zeiss verkünden große Expansionspläne für Sachsen, bei denen man sich immer häufige fragt, wo sollen all die Fachkräfte herkommen, damit diese Pläne wahr werden können.

Auf der anderen Seite gibt es in Sachsen 120.000 arbeitslose Menschen und es ist schon eine Krux, das angeblich so viele von ihnen nicht auf eine der vielen offenen Stellen passen sollen oder für sie qualifiziert werden können. Denn es fehlen nicht nur Softwareprogrammierer, sondern auch Altenpflegerinnen, Supermarktverkäuferinnen oder Berufskraftfahrer im Güterverkehr. Im Bereich offene Stellen für die "Bau- und Transportgeräteführung" liegt die Vakanzzeit bei 300 Tagen!

Sachsen als Wirtschaftsstandort braucht Zuwanderung von Arbeitskräften. Dabei wird das inländische Potenzial wie Rückkehrer oder für den Osten aufgeschlossene Wessis nicht ausreichen, um die Abgänge der Babyboomer ausgleichen zu können, die sich verstärkt in die Rente verabschieden werden. Deshalb ist das Thema Einwanderung ausländischer Fachkräfte ein so wichtiges für den Freistaat. Dafür braucht es allerdings neben zeitgemäßen, unkomplizierteren Regelungen auch eine echte "Willkommenskultur" und an der hapert es nicht nur hier in der Region, sondern in ganz Deutschland.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Adventszeit und bleiben Sie gesund,

herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

Aufschwung auf Arbeitsmarkt ausgebremst

Die Energiekrise und die Inflation bremsen den Herbstaufschwung auf dem Arbeitsmarkt aus. "Immer deutlicher wird auch die Verunsicherung der Unternehmen: Sie melden weniger Stellen und lassen sich häufiger zur Kurzarbeit beraten", sagte Klaus-Peter Hansen, Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, am Mittwoch. Die Quote lag unverändert bei 5,7 Prozent. Der November sei damit der dritte Monat in Folge, in dem die Arbeitslosigkeit geringer gesunken sei als üblich. Derweil hat der Freistaat damit begonnen, aktiv um indische IT-Kräfte zu werben.

Zugleich sinken wegen der hohen Inflation die Reallöhne. Nach Berechnungen des Statistischen Landesamts waren die Löhne in Sachsen im dritten Quartal zwar durchschnittlich nominal 3,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Doch preisbereinigt ergebe sich ein Lohnrückgang um 4,5 Prozent im Jahresvergleich. Insgesamt blicken die Unternehmer in Ostdeutschland jedoch wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Das Wichtigste zur Energiekrise gibt es in unserem Newsblog.

Schweizer Unternehmen schafft Arbeitsplätze in Coswig

Das Schweizer Technologieunternehmen Beyond Gravity AG investiert in Coswig. Man wolle am Unternehmenssitz in Zürich sowie in Coswig eine die neue Sparte Lithografie mit bis zu 180 Mitarbeitern aufbauen, teilte die Firma am Mittwoch mit. In den Reinräumen des Unternehmens würden Stabilisatoren und Blenden produziert, die bislang vor allem in der Raumfahrt verwendet wurden. Mit der neuen Lithografie-Sparte stärke man die Position im Halbleitergeschäft, hieß es.

Görlitzer Callcenter expandiert nach Zittau

Das bisher nur in Görlitz ansässige Callcenter-Unternehmen Telforyou ist nun nach Zittau expandiert. Auch hier will das Unternehmen schon in den nächsten Monaten stark wachsen. 60 neue Arbeitsplätze sollen bis zum Frühjahr entstehen. Früher war es üblich, dass Arbeitskräfte dorthin kamen, wo Unternehmen und Arbeitsplätze sind. "Telforyou" macht es umgekehrt.

Sachsen will Start-up-Netzwerk mit Schottland

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) will ein Start-up-Netzwerk zu Schottland aufbauen. Am Dienstag ist einer der größten britischen Risikokapitalgeber nach Sachsen gekommen, der Schotte Steven Drost. Seine These: Es gibt Gegenden, in denen neue Produkte gut entwickelt, aber schlecht vermarktet werden und es gibt Regionen, in denen der Fokus mehr auf dem Marketing als auf dem Produkt liegt. "In Deutschland ist man eher produktfokussiert", so der Unternehmer. Diese Tatsache soll nun ausgenutzt werden.


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