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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

IHK-Präsident wiedergewählt + Wachstum durch Krebsmedizin + Sunfire plant große Fabrik + Gewerkschaftschef: Arbeitnehmer werden mutiger

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Der ehemalige Chef der Elbe Flugzeugwerke, Andreas Sperl, wurde als Präsident der IHK in Ostsachsen wiedergewählt.
Der ehemalige Chef der Elbe Flugzeugwerke, Andreas Sperl, wurde als Präsident der IHK in Ostsachsen wiedergewählt. © © by Matthias Rietschel

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Guten Morgen,

die Beamten im Bundeswirtschaftsministerium arbeiten offenbar an einer Europe-First-Strategie als Antwort auf die America-First-Politik von Präsident Joe Biden, konkret dem Inflation Reduction Act. Der klingt nach einem Entlastungspaket für Amerikaner, die sich die hohen Preise nicht leisten können. Tatsächlich geht es um immense Fördergelder für die US-Industrie, damit sie grüner wird. Laut einem internen Strategiepapier schlägt Robert Habeck einen neuen "Green Deal" für Europa vor und will mit Subventionen und frischem Kapital massiv heimische grüne Technologieunternehmen fördern, um sie auf dem europäischen Kontinent zu halten. Das berichtet zumindest der Wirtschaftsjournalist Gabor Steingart in seinem "The Pioneer"-Newsletter.

Keine Frage, einen Subventionswettlauf gilt es zu vermeiden, denn er kann am Ende Verschwendung von sehr viel Steuergeld bedeuten. Aber Europa muss schnell eine Antwort auf das fast 260 Milliarden Dollar schwere Protektionismuspaket aus den USA finden. Denn die ersten Investitionsprojekte wandern schon nach Übersee ab. Der grüne Wasserstoff-Spezialist Sunfire aus Dresden will seine Gigafactory in Sachsen bauen, aber Sunfire-Chef Nils Aldag kann seine Bewunderung für das US-Programm nur schwer verbergen. Die Amerikaner seien "einfach schneller in der Umsetzung industriepolitischer Maßnahmen. Da könnte man in Europa tatkräftiger zupacken", sagt er im Interview.

Die Amerikaner und die Chinesen kämpfen um die Technologieführerschaft bei Mikroprozessoren, Solarmodulen oder Hochleistungsbatterien. Alles Technologien, die auch für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Sachsen sehr wichtig sind. Gestern erst besichtigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Produktion beim Halbleiterhersteller Compound Materials in Freiberg. Europa darf in diesen Bereichen nicht abgehängt werden. Wir brauchen nicht nur eine militärische Zeitenwende, sondern auch eine industriepolitische Zeitenwende. Ob das nun gleich ein Sondervermögen für die Greentech-Industrie bedeuten muss, darüber lässt sich streiten.

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

Andreas Sperl bleibt IHK-Präsident

Andreas Sperl ist weitere fünf Jahre der höchste Repräsentant der ostsächsischen Wirtschaft. Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) wählte den 75-Jährigen am Mittwoch erneut zum Präsidenten. Für ihn votierten knapp 80 Prozent der Anwesenden. Derweil hat die Vollversammlung der Leipziger IHK einen neuen Hauptgeschäftsführer gewählt. Ab dem 1. Mai 2023 wird Dr. Fabian Magerl offiziell die Amtsgeschäfte übernehmen und den langjährigen Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Hofmann ablösen.

Wachstumsschub durch Krebsmedizin

Sachsens Wirtschaftsförderer haben ein neues Schlagwort: Nach dem Silicon Saxony um die Mikrochipfabriken entsteht nun in der Biotechnologie ein Radiopharmaceutical Valley. Dazu gehören mehrere Hersteller von leicht radioaktiven Stoffen, die Krebs im menschlichen Körper aufspüren oder bekämpfen können. Innerhalb von zehn Jahren ist das Radeberger Unternehmen ABX von 200 auf 350 Beschäftigte gewachsen. Dieses Jahr steigt der Umsatz voraussichtlich von 51 auf rund 75 Millionen Euro, und die ABX Advanced Biochemical Compounds GmbH hat erneut große Baupläne. Auch andere sächsische Firmen aus der Pharmabranche setzen auf den neuen Markt. Am Mittwoch wurde in Dresden der 20 Millionen Euro teure Neubau für ein Krebsforschungszentrum gestartet.

Sunfire will Riesenfabrik in Sachsen bauen

Der Dresdner Elektrolysespezialist Sunfire kündigt massive Investitionen in Sachsen an. "Sunfire ist mehr als gewillt, in Sachsen für hundert Millionen Euro und mehr in eine Gigafactory zu investieren, mit der wir Deutschland und Europa mit Elektrolyseuren versorgen können", sagt Firmenchef Nils Aldag im Interview mit saechsische.de. Dies sei ein "großartiges Beschäftigungsfeld" für Leute, die heute im Automobilsektor arbeiteten und durch den Wandel zur Elektromobilität vielleicht ihren Job wechseln müssten. Zugleich fordert er mehr Unterstützung von Deutschland und auf EU-Ebene, ähnlich wie für die Solar- und Windkraftindustrie.

Gewerkschaftschef: Arbeitnehmer werden mutiger

Die Bedingungen für Arbeitnehmer in Sachsen haben sich in den vergangenen Jahren verbessert. Das sagt Gerald Voigt, scheidender Bezirkschef der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), im Interview mit saechsische.de. Gerade jüngere Mitarbeiter seien wechselwilliger, sagt er. "Wenn die Bedingungen aus ihrer Sicht im Betrieb nicht stimmen, schauen sie sich anderswo um. Vor 15 Jahren hätte sich kaum ein Bewerber getraut, im Vorstellungsgespräch zu fragen, ob es Tarifvertrag und Betriebsrat gibt." Das habe sich geändert, die Bewerber würden mutiger. Zugleich sieht Voigt noch Nachholbedarf. "Gestalten können wir nur, wenn die Leute in den Betrieben den Arbeitgebern zeigen, was sie wollen."

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