Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing
Newsletter "Wirtschaft in Sachsen - News für Entscheider" - hier kostenlos anmelden
Guten Morgen,
in einem Punkt bin ich konservativ. Der Weihnachtsbaum wird bei uns erst Heiligabend aufgestellt. Doch in diesem Jahr haben wir ihn schon am vierten Advent geschmückt. Denn ich will ihn so lange wie möglich sehen, weil er ein Symbol für das normale Leben ist, dass uns durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und seine Folgen abhanden gekommen ist. Die ausgerufene "Zeitenwende" gilt nicht nur für die Bundeswehr, das ist vielen klar.
Auch wenn das Ifo-Institut Dresden für die sächsische Wirtschaft nur eine milde Rezession im Winter voraussagt, können die Ökonomen nicht wirklich genau prognostizieren, wie es im nächsten Jahr weitergeht. Ob es Frieden gibt, die Energiepreise fallen, die Inflation sinkt, die Wirtschaft wieder stärker wächst? Dafür gibt es viel zu viele Ungewissheiten und ist die Datenlage zu schlecht. Da ist schon eine Prognose "es bleibt so wie es ist" keine schlechte Prognose.
In den Unternehmen herrscht viel Pessimismus und das ist Gift für die Konjunktur, weil dann nicht investiert wird. Energiekrise und Inflation lösen berechtigte Ängste und Sorgen aus. Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht die Krise und ihre Folgen fortschreiben, als ob es keine Besserung gibt. Die Corona-Krise hat uns doch gelehrt, dass manche Abgründe nicht so tief sind wie befürchtet. Weder kam es zu einer Pleitewelle noch sind die Innenstädte tot.
Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und dass Sie zwischen den Jahren etwas Ruhe und Muße finden, sich daran zu erinnern, was sie alles in diesem Jahr geschafft oder auf den Weg gebracht haben - allen Krisen zum Trotz. Und vielleicht bringt das die dringend notwendige Zuversicht für das nächste Jahr.
Herzlichst,
Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de
Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft
Prognose: Wirtschaft wächst ab Mitte 2023
Sachsens Wirtschaft scheint glimpflich und schnell aus der Krise herauszukommen: Der Dresdner Wirtschaftsforscher Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut erwartet nur eine "Delle" im Wirtschaftswachstum. Nach einer "milden" Rezession in diesem Winter werde die Wirtschaft laut der ifo-Konjunkturpognose in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres wieder auf einen Wachstumspfad einschwenken. Ragnitz sagt, die Auswirkungen von Energiekrise und unterbrochenen Lieferketten seien nicht so schlimm wie erwartet. Die Hilfsprogramme der Bundesregierung gäben den Unternehmern außerdem wieder Zutrauen.
Kommentar: "Sachsens Wirtschaft hängt jetzt vom Wetter ab"
Sachsen erleichtert Windkraft-Ausbau
In Sachsen soll der Ausbau der Windkraft ab dem kommenden Jahr Fahrt aufnehmen. Der Landtag hat mit dem Haushalt auch eine sogenannte Flexibilisierungsklausel beschlossen. Diese erlaubt, Windkraftprojekte künftig auch außerhalb von ausgewiesenen Windgebieten zu planen, wenn dies im Einvernehmen mit den betroffenen Gemeinden geschieht. Gemeinden und Orte können auch die erst vor wenigen Monaten verabschiedete 1.000-Meter-Abstandsregel für Windkraftanlagen zur nächsten Wohnbebauung unterschreiten. Voraussetzung ist ein Beschluss des Gemeinde- oder Stadtrates. Damit liegt die Entscheidungskompetenz bei den Kommunen. Dieser Ansatz stellt einen Paradigmenwechsel in der Landesplanung dar.
Neue Pläne für Gläserne Manufaktur
Die Gläserne Volkswagen-Manufaktur in Dresden bleibt Produktionsstandort. Der neue Standortleiter Martin Goede will sie zur Smart Factory ausbauen. Derzeit wird in Dresden der vollelektrische ID.3 montiert. Im Mai soll zeitgleich Produktionsstart in Zwickau und Dresden für die neue ID.3-Version sein. Goede beschreibt sein Konzept so: "Die Gläserne Manufaktur soll zu einer Pilot Factory werden, wo Technologien erprobt werden, die noch nicht serienreif sind." Diese Fertigungstechniken sollen in Dresden fit für die Serienproduktion gemacht werden, bevor sie in anderen VW-Fabriken zum Einsatz kommen.
Vorsichtiger Optimismus in Tourismusbranche
Die Tourismusbranche in Sachsen zählt nach zwei Jahren pandemiebedingter Flaute wieder mehr Gäste. Bis Jahresende rechnet der Landestourismusverband für Sachsen mit 7,1 Millionen Gästen und 18 Millionen Übernachtungen. Das wären fast doppelt so viele wie im Vorjahr, als Hotels und Betriebe monatelang geschlossen waren. Die Zahlen liegen aber immer noch 13 und 16 Prozent unter denen aus dem Rekordjahr 2019. Jörg Markert, der Präsident des Landestourismusverbandes, sieht Nachholbedarf bei Camping- und Caravaning. Er will auch den Aktivtourismus weiter voranbringen.
Inflationsprämie: Längst nicht alle können zahlen
Unternehmen können bis zu 3.000 Euro ohne Abzüge an ihre Beschäftigten zahlen, um die Belastungen der Inflation auszugleichen. Eine Umfrage von saechsische.de bei einzelnen Betrieben in Sachsen zeigt, dass nicht alle Arbeitnehmer profitieren. Vor allem in kleinen Unternehmen ist angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage zudem noch unklar, ob überhaupt eine Inflationsprämie ausgezahlt wird. So können sich zum Beispiel die Beschäftigten des Chemiekonzerns Wacker bereits zum Ende dieses Jahres über ein Weihnachtsgeld von 3.000 Euro freuen. Bei den Elbe Flugzeugwerken Dresden und im Uniklinikum Dresden kann sich derzeit hingegen noch niemand äußern, wie es in den Unternehmen mit der Prämie gehandhabt wird. Manche Betriebe finden, dass der Staat es sich zu einfach macht.
Der Newsletter "Wirtschaft in Sachsen"
