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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

800 Jobs bedroht + Bedenken gegen Chipstandort Dresden + Bauern kritisieren "aufgeblähte" Verwaltung + Große Pläne bei Flugzeugwerken

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Der Autozulieferer GKN in Zwickau steht vor dem Aus. 800 Arbeitsplätze sind bedroht, weswegen sich auch Wirtschaftsminister Martin Dulig eingeschaltet hat.
Der Autozulieferer GKN in Zwickau steht vor dem Aus. 800 Arbeitsplätze sind bedroht, weswegen sich auch Wirtschaftsminister Martin Dulig eingeschaltet hat. © dpa

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Guten Morgen,

der Januar ist der Monat der Neujahrsempfänge. Ich war in den letzten sieben Tagen bei drei Empfängen der sächsischen Wirtschaft und auf allen drei hörte ich die gleiche Klage: der Staat nimmt uns die Fachkräfte weg. Der Präsident der Vereinigung Sächsische Wirtschaft, Jörg Brückner kritisierte, dass der Öffentliche Dienst in Sachsen immer weiter aufgebläht wird und damit "der Wirtschaft einen Teil der Fachkräfte entzieht, die an anderer Stelle Werte schaffen müssten". Beim Verband der Unternehmerinnen sagte eine Anwältin, sie hätte innerhalb weniger Wochen vier selbst ausgebildete Rechtsanwaltsfachangestellte an den Staat verloren und fragte Ehrengast Michael Kretschmer, warum der Freistaat nicht selbst stärker ausbilde.

Das sächsische Gleichstellungsgesetz, dessen Entwurf nach zähem, jahrelangen Tauziehen zwischen den Koalitionären diese Woche vorgelegt wurde, wird die Situation nicht entschärfen, im Gegenteil. Die Generation Z entdeckt den Öffentlichen Dienst als Arbeitgeber für sich, nicht nur, weil er pünktlichen Feierabend, Sabbatjahre und flexible Arbeitszeitmodelle verheißt, sondern weil er Krisenfestigkeit verspricht – Unkündbarkeit und eine deutlich höhere Altersversorgung als in der privaten Wirtschaft. Angesichts der ständigen Warnungen vor einem Zusammenbruch des Rentensystems ist das nur zu verständlich.

Der Ministerpräsident versprach, mit den Wirtschaftsverbänden die Diskussion zu suchen, welche Einstellungen im Öffentlichen Dienst vertretbar sind. Sie sollten ihn beim Wort nehmen, aber gleichzeitig auch darüber nachdenken, wie Unternehmen den stärker werdenden Work-Live-Bedürfnissen gerecht werden können, ohne sie gleich als Faulenzerei abzutun.

Starten Sie gut in den Tag,

herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion Sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

Automobilzulieferer droht das Aus

Dem Automobilzulieferer GKN Driveline in Zwickau-Mosel mit 800 Beschäftigten droht die Schließung. Das Unternehmen teilte am Mittwoch mit, der Standort sei auf Dauer nicht mehr zu halten. Er müsse "auf absehbare Zeit" schließen. Geplant sei, ab der zweiten Jahreshälfte die Produktion an andere Standorte zu verlagern. Das Unternehmen begründet die Entscheidung "mit strukturellen Veränderungen in der Automobilindustrie". Die Auslastung des Werks werde deshalb in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen. Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) rief das Unternehmen dazu auf, die Entscheidung zu überdenken. Die IG Metall ruft zum Protest.

Taiwanesen haben Bedenken gegen Dresden

Während die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, dass der taiwanesische Chiphersteller TSMC mit großen Schritten auf eine Ansiedlung in Dresden zusteuert, werden im Konzern auch Zweifel an solchen Plänen laut. Denn die Taiwanesen sehen die Halbleiterindustrie als ihren Schutzschild vor einem Angriff Chinas, weil ein Großteil der Chipproduktion für China von dort kommt. Würde man diese ins Ausland verlagern, gäbe man diesen Schutzschild eventuell auf. Der sächsische FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Müller-Rosentritt, der mit einer Delegation in Taiwan war, sieht aber auch einen Kampf um Fördermittel.

Bauern kritisierten "aufgeblähte" Verwaltung

Sachsens Landesbauernverband beklagt eine "aufgeblähte" Agrarverwaltung. Die von Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) neu geschaffenen "Kompetenzzentren" für Ökolandbau und für regionale Lebensmittel sollten zwar der Wirtschaft helfen, seien aber "nicht unbedingt eine Bereicherung". Hauptgeschäftsführer Manfred Uhlemann hat den Eindruck, dass für wichtige Forschungseinrichtungen für Obstbau oder Saatgut weniger Geld ausgegeben werde. Auch der Wettbewerb um Fachkräfte zwischen Höfen und Verwaltung nehme zu.

Gasrationierung: Minister gibt Entwarnung

Sachsens Energieminister Wolfram Günther (Grüne) rechnet nicht mehr mit einer Gasmangellage für diesen Winter. Szenarien mit einer Zuteilung von Gasmengen an bestimmte Betriebe seien "komplett vom Tisch", sagte er am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Dresden. Dennoch rief er dazu auf, weiterhin Energie zu sparen. Denn er könne "nicht absolute Entwarnung" geben und müsse schon an den kommenden Winter denken. Erst nach dem Winter 2023/24 hätten sich "viele Sachen eingependelt", etwa die Versorgung mit Flüssiggas aus Übersee. Das Wichtigste zur Energiekrise gibt es in unserem Newsblog.

350 neue Jobs bei Flugzeugwerken

Ungeachtet der vielen Krisen wollen die Elbe Flugzeugwerke (EFW) 2023 durchstarten. Wie das Dresdner Unternehmen mitteilt, sollen in diesem Jahr 350 Fachleute neu eingestellt werden. Wichtigster Wachstumstreiber ist die Umrüstung von Passagier- zu Frachtflugzeugen. Firmenchef Jordi Boto schielt bereits auf die Milliarde beim Jahresumsatz – und er will mit den EFW in Sachsen das erste Headquarter eines Unternehmens von Weltrang etablieren.


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