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Wirtschaft in Sachsen: Innovationen, Inflations-Gewinne, Tante Emma 2.0

Erste Erfolge für Leipziger Innovationsagentur + Unternehmer nutzen Inflation für höhere Gewinne + Tante Emma 2.0: Wird "Fritz-Box" zum Erfolgsmodell?

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Rafael Laguna de la Vera ist der Gründungsdirektor der neuen Agentur für Sprunginnovationen in Leipzig. Er kann erste Erfolge vorweisen.
Rafael Laguna de la Vera ist der Gründungsdirektor der neuen Agentur für Sprunginnovationen in Leipzig. Er kann erste Erfolge vorweisen. © Open-Xchange GmbH/Sinan Muslu

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Guten Morgen,

zwar gehört die Schutzmaske nun zu unserem Alltagsbild, doch Corona verschwindet immer mehr aus unserem Bewusstsein. Die Nachwirkungen der Pandemie werden uns allerdings noch lange beschäftigen. Dazu gehört indirekt auch der Kahlschlag bei Deutschlands letztem großen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof. Am Montag gab der Gesamtbetriebsrat bekannt, dass 52 von 129 Kaufhäuser schließen sollen, auch das in Leipzig. Auch wenn jetzt als Gründe die Konsumflaute in Deutschland angeführt wird, liegt eine Ursache in den Corona-Lockdowns. Sie haben den stationären Handel hart getroffen und eine länger anhaltende Phase der Erholung ist ihm angesichts der hohen Inflation nicht beschieden.

Corona und die gestörten Lieferketten haben uns auch bei Medikamenten und Wirkstoffen die hohe Abhängigkeit von China und Indien wieder vor Augen geführt. Meine Kollegin Lucy Krille hat in der sächsischen Pharmabranche recherchiert, wie weit das Umdenken ist und welche Hürden für mehr heimische Produktion überwunden werden müssten. Die höchste ist für Arevipharma-Geschäftsführer Dirk Jung das Preisbewusstsein der Verbraucher. Er sagt "Solange es uns nicht komisch vorkommt, für drei Euro eine Packung Ibuprofen zu holen, werden wir aus dieser Diskussion nicht ausbrechen".

Auch im Bildungssystem legte Corona die Wunden offen und fügte durch das monatelange Homeschooling neue hinzu. Grundschüler, die nicht sicher lesen, schreiben oder rechnen können, ist nur eine. Sachsens Kultusminister Christian Piwarz schwänzte den "Bildungsgipfel" bei Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger, weil er das nicht mal zweistündige Treffen nicht ausreichend vorbereitet fand. Das stimmte vielleicht. Aber ob ein Gipfel zu etwas führt oder nicht, hängt auch von den Teilnehmern ab. Und wer nicht hinkommt, kann auch keinen Einfluss nehmen.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag, bleiben Sie uns gewogen,

herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion Sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

"Ohne uns fänden Ideen kein Gehör"

Rafael Laguna de la Vera soll mit der Leipziger Agentur SPRIND im Regierungsauftrag bahnbrechenden Technologien aus Deutschland zum Durchbruch verhelfen. Im Interview mit Sächsische.de spricht er über erste Erfolge. "Inzwischen sind neun Tochter-GmbHs gegründet worden, die zwischen 20 und 80 Millionen Euro in fünf Jahren bekommen", sagt er. Das Spektrum reiche vom Hochwindrad über Alzheimerbekämpfung und Krebs-Behandlung bis zu einer neuartigen Augmented-Reality-Brille. Zugleich kritisiert er die Bürokratie. "Wir müssen uns heute bei allen relevanten Entscheidungen mit sieben Referaten in drei Ministerien abstimmen." Es brauche mehr Schnelligkeit und Flexibilität.

Unternehmer nutzen Inflation für höhere Gewinne

Viele Firmen haben ihre Preise stärker erhöht als nötig und treiben so die Inflation an. Darin sind sich Wirtschaftsforscher von zwei Instituten einig. Die Gewinne vieler Unternehmen seien in den vergangenen Monaten stärker gestiegen als die gesamtwirtschaftliche Teuerung, sagt Professor Sebastian Dullien, Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Ähnlich hat sich schon der Dresdner Professor Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung geäußert: Deutschland habe derzeit nicht nur eine Kosteninflation, sondern auch eine "Gewinninflation". Das trifft vor allem ärmere Haushalte.

Protestaktionen gegen Galeria-Aus geplant

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will nach Angaben des Gesamtbetriebsrats 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser schließen. Laut der Streichliste ist auch das Kaufhaus in Leipzig betroffen. Es soll Ende Juni dichtmachen. Verdi kündigt Protestaktionen an. Die Galeria-Kaufhäuser in Dresden und in Chemnitz, wo zuletzt der Höffner-Eigentümer Kurt Krieger das Gebäude übernommen hatte, bleiben hingegen erhalten. Wie die Freie Presse berichtet, soll der Galeria-Anteil im Chemnitzer Kaufhaus aber deutlich sinken. Stattdessen soll Platz für Restaurants und andere Nutzungen geschaffen werden. Veränderungen stehen auch im Dresdner Standort an. Welche das sein könnten, schätzt ein Experte für saechsische.de ein.

Pilotprojekt für die Versorgung auf dem Land

Zum ersten Mal seit 15 Jahren können die Friedewalder in ihrem Ort wieder etwas einkaufen. Die neue "Fritz-Box", die zur Rewe-Marke Nahkauf gehört, wird als Ostdeutschlands erste automatisierte 24-Stunden-Einkaufsbox beworben. Auf 38 Quadratmetern gibt es rund 800 Produkte - ohne Personal, ohne Schließzeiten. Ist das die Zukunft der Versorgung auf dem Land? Kurz nach der Eröffnung sind erste Antworten möglich.

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