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Wirtschaft in Sachsen: Fachkräfte-Pakt, Chips-Act, Globalfoundries

Sachsen will Fachkräfte in fünf Regionen anwerben + Dulig begrüßt Einigung bei Chip-Gesetz + Einigung bei Globalfoundries + Unauffälliger Auftritt bei Hannover-Messe

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Ministerpräsident Michael Kretschmer, Wirtschaftsminister Martin Dulig und weitere Partner haben einen Pakt zur Gewinnung internationaler Fach- und Arbeitskräfte geschlossen. Die Anwerbung soll sich auf fünf Regionen konzentrieren.
Ministerpräsident Michael Kretschmer, Wirtschaftsminister Martin Dulig und weitere Partner haben einen Pakt zur Gewinnung internationaler Fach- und Arbeitskräfte geschlossen. Die Anwerbung soll sich auf fünf Regionen konzentrieren. © dpa

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Guten Morgen,

es gibt viele Pakte in Sachsen, jetzt gibt es einen Pakt zwischen Staatsregierung, Wirtschaft und Hochschulen zur gemeinsamen Gewinnung ausländischer Fachkräfte. Gestern wurde er in Dresden feierlich unterzeichnet im Rahmen eines Fachkräftegipfels. Wirtschaftsminister Dulig bezeichnete ihn als einen "Pakt des Machens".

Und da sind wir beim Problem. Ende August letzten Jahres hat die Landesregierung den Maßnahmenkatalog zur ausländischen Fachkräftegewinnung verabschiedet, 30 Handlungsfelder sind dort aufgelistet. Doch die Beamten und Beamtinnen in den zuständigen Ministerien wissen nicht, wie sie ihn umgesetzt bekommen. Die Wirtschaftskammern klagen über zu viele Akteure, die nicht miteinander, sondern gegeneinander arbeiten. Sie fordern eine abgestimmte Strategie und klar festgelegte Verantwortlichkeiten. Die Politik wiederum erwartet mehr Engagement bei den Unternehmen bei der Einstellung, Ausbildung und Integration ausländischer Mitmenschen, ob nun in Drittstaaten angeworben oder schon in Sachsen als Flüchtlinge wohnhaft. Der Frust ist auf beiden Seiten groß. Die Folge ist Stillstand.

Das darf sich Sachsen nicht leisten. Der Wettbewerb um die Talente wird immer schärfer und das weltweit. Wir leben in einer Zeit wirtschaftlicher Stagnation, aber die Erwerbstätigkeit wird weiterwachsen und die Arbeitslosigkeit nur gering steigen. Aus einem konjunkturellen Problem ist ein strukturelles geworden, das sei neu und zwinge zum Handeln, gab der Arbeitsmarktforscher Ulrich Walwei den Gästen des Fachkräftegipfels mit auf den Weg.

Da ist eine Rollenklärung, wie sie dieser Pakt vorsieht, schon mal ein wichtiger erster Schritt, um wieder Schwung in den Prozess zu bringen. Und der ist dringend notwendig. Denn wie soll der neue Beauftragte für Großansiedlungen in Sachsen, Dirk Diedrichs, erfolgreich sein, wenn er den Investoren nicht das Wichtigste zusagen kann, was sie brauchen – die langfristig gesicherte Verfügbarkeit von Arbeitskräften.

Welche Wirtschaftsnachrichten sonst noch in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen sorgten, können Sie gleich nachlesen.

Kommen Sie gut durch den Tag,

herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion Sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

Sachsen wirbt um Ägypter und Vietnamesen

Sachsen will vor allem in fünf Regionen gezielt um Arbeitskräfte werben, um sein Wirtschaftswachstum zu sichern. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) unterschrieb am Mittwoch in Dresden mit mehr als 20 Partnern aus Wirtschaft und Verbänden einen Pakt zur Gewinnung internationaler Fach- und Arbeitskräfte für Sachsen. Kretschmer und Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) betonten, an erster Stelle stehe für sie die Aus- und Weiterbildung der Menschen in Sachsen. "Doch ohne Zuwanderung wird es nicht gehen", so Kretschmer. Die Anwerbung konzentriert sich auf Vietnam, Ägypten, Brasilien, eine noch zu bestimmende Region in Indien sowie Staaten in Zentralasien wie Kirgisistan. Nun sei eine "Koalition der Willigen" gegründet, um voranzukommen. Bei der Bundesregierung werde sich Sachsen dafür einsetzen, Einreisedokumente für Fachkräfte zügiger auszustellen.

Dulig begrüßt EU-Einigung bei Chip-Gesetz

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) hat das von der EU beschlossene Gesetzespaket zur Förderung der europäischen Halbleiterindustrie begrüßt. "Sehr gut und für Sachsen extrem wichtig: Das EU-Parlament und der Europarat haben heute den Weg für den Chips-Act freigemacht", schrieb er auf Twitter. Europa wolle seinen Weltmarktanteil von 10 Prozent auf mindestens 20 Prozent bis 2030 steigern. "Für Sachsen bedeutet das, dass wichtige Investitionen, etwa in den Ausbau von Infineon, fließen können", so Dulig. Europaparlament und EU-Staaten müssen der 43 Milliarden Euro umfassenden Einigung noch formell zustimmen - das gilt aber als Formsache. Europa beweise Handlungsfähigkeit, sagt der Geschäftsführer des Netzwerks Silicon Saxony.

Erstmals Haustarif bei Globalfoundries

In Dresdens größter Fabrik, der Chipfabrik von Globalfoundries, werden Lohn und Arbeitszeit erstmals nach Tarif geregelt. Um den Haustarifvertrag war lange gerungen worden. Unternehmenssprecherin Karin Raths sagte, bereits im vergangenen Jahr sei ein Eckpunktepapier für Rahmen- und Entgelttarifvertrag unterzeichnet worden. Jetzt gebe es "eine finale Einigung für beide Tarifverträge".

Unauffälliger Auftritt bei Hannover-Messe

Sachsen könnte bei der derzeit laufenden Hannover-Messe gut mitmischen, ist aber nur wenig präsent bei der Industrieschau. Nicht nur ein sächsischer Großstand, wie ihn sich beispielsweise das Land Baden-Württemberg leistet, fehlt, auch die Zahl der sächsischen Aussteller befindet sich seit mehreren Jahren im Sinken. Sie sank von 200 in den 90ern auf rund dreißig Teilnehmer. Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) betont jedoch, dass Sachsen bei den Themen Wasserstoff, Mikroelektronik, Künstliche Intelligenz und auch in der Gründerszene gut vertreten sei. So versammeln sich allein zwölf sächsische Start-ups in der Start-up-Halle.

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