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Sonnensturm bringt Polarlicht nach Sachsen

Sonnenstürme erzeugen ein faszinierendes Himmelsschauspiel. In der Nacht zu Dienstag war das Phänomen teilweise über Bautzen zu sehen. Es gefährdet aber auch Satelliten im All und Elektronik auf der Erde.

Von Stephan Schön
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In der Nacht zum Montag beobachtete der Fotograf Christoph Conrad gegen 0:30 Uhr diese hellen Streifen senkrecht in den Himmel, ein Polarlicht über dem Bautzener Stausee.
In der Nacht zum Montag beobachtete der Fotograf Christoph Conrad gegen 0:30 Uhr diese hellen Streifen senkrecht in den Himmel, ein Polarlicht über dem Bautzener Stausee. © Christoph Conrad

Polarlichter am Himmel sind wohl das faszinierendste Licht der Nacht. Aber sie kommen eben selten, sehr selten bis nach Sachsen. In der Nacht zum Montag war so eine Chance. Kurz nach Mitternacht am Stausee bei Bautzen. Leichte, helle Streifen schweben da in den Himmel.

Fantastisch, was da als Folge eines fernen Sonnensturms hier auf der Erde passiert. Aber für die Technik und Satelliten können es verheerend sein. Fakt ist, mit der ruhigen Sonne ist es wohl vorbei. Sie geht derzeit wieder in ihren Aktivitäten hoch. 2019, so ergaben die Beobachtungsdaten, war demnach das Minimum. 2023 dürfte das nächste Maximum der Sonnenaktivität erreicht sein.

Alle elf Jahre ist dies der Fall. Solange dauert ein Sonnenzyklus im Maximum dann mit heftigen Sonnenstürmen und vielen Polarlichtern. Auch bis Sachsen herunter. Weltraumwetter nennen dies die Sonnenforscher. Welcher Sturm die Erde in Kürze erreicht, das zeigt zum Beispiel die Webseite SpaceWeatherLive.com. Bis gestern noch war dort ein Geomagnetischer Sturm, also solche ein Sonnensturm angekündigt. Er kam auch auf der Erde an. Der nächste folgt dann schon um den 20. März und nochmals, sogar etwas heftiger um den 1. April.

Polarlichter sind faszinierende Lichtspiele. Sie können aber auch einen Ausnahmezustand verursachen. Für die Erde als Planeten sind sie keine Gefahr, aber für die Menschen in einer zunehmend hoch technologisierten Welt schon.

Bei einem Sonnensturm rasen hochenergetische Teilchen und eine massive Plasmawolke vom Zentrum des Sonnensystems auf die Planeten zu und können die Infrastruktur auf und um die Erde herum massiv stören. Schmerzlich erfahren musste dies unlängst das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX. Es hat infolge eines Sonnensturms rund 40 Satelliten kurz nach dem Start verloren.

Die ständige Bedrohung aus dem All

„Sonnenstürme entstehen bei Eruptionen auf dem Stern. Dabei werden hochenergetische Teilchen und Plasma in einer Dimension von Milliarden Tonnen ins All geschleudert. Binnen kurzer Zeit erreicht dieser Teilchenstrom auch die Erde. Durch ihr Magnetfeld und die Atmosphäre ist sie eigentlich geschützt.

Dennoch können solche Sonnenstürme zu massiven Schäden auch auf der Erde führen. Stromnetze oder Kommunikations- und Navigationssysteme zusammenbrechen. „Es ist jederzeit möglich, dass ein sehr extremer Sonnensturm auftritt und der kann weitreichende Folgen haben“, sagt Melanie Heil, Koordinatorin der Weltraumwettermission beim Esa-Standort in Darmstadt.

„Die letzten Berechnungen sagen, dass wir mit rund zehnprozentiger Wahrscheinlichkeit ein extremes Weltraumwetterereignis in den nächsten zehn Jahren erwarten können.“ Die Vorwarnzeit ist dabei nur kurz, weil die Sonnenteilchen sich rasend schnell durch die Weiten des Sonnensystems bewegen. „Wenn wir nicht in der Lage wären, so etwas zu beobachten, wären wir jederzeit anfällig“, sagt Heil.

Mit der Sonde Vigil erhofft sich die Esa einen weitaus besseren Blick auf Sonnenstürme. „Die Vigil-Mission wird aufgrund ihres Standorts im Weltraum einen scharfen Blick auf potenziell gefährliche Sonnenaktivitäten werfen können“, erläutert der Leiter dieser Esa-Mission, Giuseppe Mandorlo. Die Mission soll 2027 starten und kann seitlich auf die Sonne schauen und die Stürme so verfolgen.

Der Blick zur Sonne lohnt sich auch derzeit am Tag, dies aber aus einem ganz anderen Grund. Umhüllt von einem milchig, cremefarbenen Schleier erschien seit gestern die Sonne am nicht mehr blauen Himmel. Viel Staub in der heranströmenden Sahara-Luft nimmt ihr das Licht. (Mit Oliver Pietschmann, dpa.)

Sonneneruption, aufgenommen von der Sonde Solar Orbiter.
Sonneneruption, aufgenommen von der Sonde Solar Orbiter. © Solar Orbiter/EUI Team/ESA & NASA/dpa