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Wo die Hochwassergefahr lauert

Bis zu 1,50 Meter Schnee liegen im Riesengebirge und Böhmen – dem direkten Einzugsgebiet der Elbe.

Von Peter Redlich
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Monatelang war die Elbe so trocken, dass kein Schiff fahren konnte. Jetzt liegt der Wasserstand in Riesa wieder bei 3,56 Meter.
Monatelang war die Elbe so trocken, dass kein Schiff fahren konnte. Jetzt liegt der Wasserstand in Riesa wieder bei 3,56 Meter. © Sebastian Schultz

Es ist nicht so drastisch mit den Schneemengen wie in den Nordalpen. Allerdings haben das Riesengebirge, der Böhmische Wald und das Erzgebirge auch Schneehöhen von bis zu 1,50 Meter erreicht.

 Nur wenige Stunden Regen reichen aus, um Flüsse anschwellen zu lassen. Die SZ sprach mit Eckehard Bielitz, Fachbereichsleiter Wasserwirtschaft in der Zentrale der Landestalsperrenverwaltung, über die Gefahr eines möglichen Hochwassers.

Herr Bielitz, was können Schneehöhen von 1,10 Meter bis 1,50 Meter in Tschechien an Wasser für die Elbe ausmachen?

Es gibt Modellrechnungen, wie viel Wasser aus einer bestimmten Schneedecke zu erwarten ist. Das lässt sich zur aktuellen Situation schwer genau vorhersagen. Es ist abhängig davon, wie schnell es abtaut, wie viel des Wassers verdunstet, wie viel davon versickert. Regnet es zusätzlich rein oder nicht. 

Wir wissen immer, wie viel Wasseräquivalent im Einzugsgebiet liegt, auch in Summe, und steuern entsprechend unsere Stauanlagen danach. Im Moment sind die Talsperren ja noch in der Auffüllphase, weil der Sommer so trocken war. 

Damit ist mehr als nur der vorgeschriebene Hochwasserrückhalteraum für ein übliches Wintertauwetter frei. Ansonsten würden wir die Talsperren trotzdem noch etwas absenken, um mehr Wasser aufnehmen zu können.

Was wäre die gefährlichste Entwicklung, die eintreten könnte?

Die ungünstigste Wetterlage wäre, wenn es jetzt ganz plötzlich sehr warm werden und dazu noch in den Schnee reinregnen würde. Das wäre maximales Schneetauwetter.

Wie weit reicht das Einzugsgebiet für die Elbe?

Auf die Elbe bezogen gehören dazu das gesamte Riesengebirge, das Moldau- und das gesamte Egereinzugsgebiet. Eger ist die Erzgebirgssüdseite, Moldau reicht bis rüber ins Böhmische. Etwa ein Drittel des Elbeeinzugsgebietes liegt auf tschechischem Territorium.

Wie viel macht das Osterzgebirge für die Elbe aus?

Wenig. Die Gottleuba, die Müglitz, die Weißeritz – das sind im Oberen Elbtal die Hauptzuflüsse der Elbe. Da haben wir ja die Talsperren Malter, Klingenberg-Lehnmühle und die Talsperre Gottleuba zur Müglitz. Wasser aus diesen Bereichen ist also für die Hochwasserentstehung in der Elbe eher unbedeutend.

Eckehard Bielitz ist Fachbereichsleiter Wasserwirtschaft in der Zentrale der Landestalsperrenverwaltung.
Eckehard Bielitz ist Fachbereichsleiter Wasserwirtschaft in der Zentrale der Landestalsperrenverwaltung. © Kristin Richter

Bei Hochwassern beziehen Sie sich auf Durchflussmengen – Kubikmeter Wasser je Sekunde. Ab welchen Zahlen wird es kritisch für die Anlieger der Elbe?

Die Alarmstufen, die ja nach Pegelstand festgelegt sind, entsprechen auch bestimmten Durchflussmengen. Alarmstufe 1 am Pegel Dresden wird bei vier Metern ausgerufen. Demnach beträgt bei einem Wasserstand von vier Metern und Alarmstufe 1 am Pegel Dresden der Durchfluss 869 Kubikmeter je Sekunde. 

Bei einem sogenannten Hochwasser, wie es aller 100 Jahre auftritt, als HQ 100 bezeichnet, sind es 4 370 Kubikmeter Wasser in Dresden. Jetzt haben wir aktuell Durchflussmengen von reichlich 400 Kubikmetern, also einem Zehntel. Kurzzeitig war mit etwas Tauwetter und Regen die Menge am Wochenende und Montag angestiegen. 

Das hat sich mit weniger Regen und anziehendem Nachtfrost wieder normalisiert. Das bezieht sich vor allem auf die oben genannten Flüsse aus dem Osterzgebirge. Bei der Elbe ist der Durchfluss auch von der Talsperrensteuerung der Tschechen abhängig, nicht nur von der Schneeschmelze.

Wenn der schlimmste Fall mit Regen und hohen Temperaturen eintreten würde, wie viel Vorwarnzeit haben wir dann noch zwischen Pirna, Dresden, Radebeul, Meißen und Riesa?

Wir haben in Sachsen mittlerweile eine Vorhersagezeit für Elbehochwasser bis zu 72 Stunden. Eben weil wir unser Hochwasserzentrum zusammen mit den tschechischen Kollegen organisieren.

 Wir wissen, was die Nachbarn aus den Talsperren abgeben und natürlich auch, wie lange der Fließweg vom tschechischen Einzugsgebiet bis hier nach Dresden und weiter ist. Das ist hier in Sachsen relativ komfortabel.

Wie sind wir seit 2013 entlang der Elbe besser gewappnet vor extremem Hochwasser?

Wir haben ja an der Elbe einige Hochwasserschutzanlagen, die fertiggestellt worden sind. Eine große Strecke in Dresden-Cossebaude mit dem Deich und der Hochwasserschutzwand, in Kaditz-Mickten und Dresden-Altstadt wurde Vorsorge getroffen.

In Heidenau, Radebeul und Riesa wurden und werden ebenfalls neue Hochwasserschutzanlagen errichtet. Dazu kommen viele Maßnahmen an den Gewässern, die zur Elbe fließen, also etwa an der Weißeritz und der Müglitz.

>>>> Lesen Sie dazu auch: Die Wetterentwicklung und der Schnee