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Wo die Lehre Chefsache ist

Das Dresdner Unternehmen HTS wurde als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet. Das hat viele Gründe.

Von Annett Kschieschan
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Katharina Pridöhl und Maurice Hagen lernen bei der Firma HTS in Dresden. Geschäftsführer Thomas Vogel investiert in den Nachwuchs. Das zahlt sich aus – für alle Beteiligten.
Katharina Pridöhl und Maurice Hagen lernen bei der Firma HTS in Dresden. Geschäftsführer Thomas Vogel investiert in den Nachwuchs. Das zahlt sich aus – für alle Beteiligten. © Thorsten Eckert

Dresden. Drei Lehrlinge wollte Thomas Vogel im vergangenen Herbst einstellen. Und dann saßen fünf Bewerber vor ihm. „Super-Zeugnisse, motiviert, engagiert, freundlich“, erinnert sich der Chef der Firma HTS. Am Ende hat er sie alle genommen. Was das Haustechnik-Unternehmen in der Dresdner Friedrichstadt jetzt mehr Geld kostet, wird sich vermutlich in spätestens drei Jahren auszahlen. Mit etwas Glück hat Thomas Vogel dann gleich den passenden Nachwuchs für seine Firma an Bord. Das hat so schon öfter funktioniert bei HTS. Einer von vielen Gründen, warum das Unternehmen von der Dresdner Handwerkskammer als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb des Jahres 2019 ausgezeichnet wurde. 2014 hatte das Unternehmen die Auszeichnung schon einmal erhalten. „Natürlich macht mich das stolz“, sagt Thomas Vogel. Um gleich hinterherzuschieben, dass hinter jeder Erfolgsgeschichte Arbeit und vor allem auch viel Zeit stecken.

Dass eine Firma nur so gut ist wie ihr Personal und dass man für den eigenen Bedarf am besten auch im eigenen Haus ausbildet, hat Thomas Vogel früher erkannt als manch anderer. Schon 2008 machte er das Thema Personalgewinnung zur Chefsache. Drei Jahre später saß er als einziger Handwerker in einem Pilotprojekt zur Zusammenarbeit von Schule, Berufsschule und Wirtschaft. Seine Idee, ein Ausbildungscamp für den Handwerksnachwuchs der hiesigen Innung zu organisieren, ist inzwischen umgesetzt. Natürlich schickt er auch seine eigenen Azubis – zurzeit sind es acht, inklusive einer Frau - dorthin, ebenso wie zu anderen Veranstaltungen, bei denen die jungen Leute auch außerhalb von Lehrbetrieb und Berufsschule etwas lernen können. Dafür werden die angehenden Haustechniker freigestellt. 

Und auch sonst investiert der Unternehmer ganz bewusst in die Mitarbeiter von morgen. Für gute und sehr gute Leistungen gibt es auch schon in der Lehrzeit Prämien. Wer sich den Führerschein selbst nicht leisten kann, bekommt ihn bezahlt - und danach einen der älteren Dienstwagen gestellt. Für einen seiner Auszubildenden hat Thomas Vogel jetzt gerade Stativ, Mikro und noch einiges mehr an Technik bestellt. Der junge Mann soll künftig den Youtube-Kanal der Firma bestücken und braucht für Videos und kleine Werbespots natürlich auch die passende Ausrüstung. Das Unternehmen HTS ist längst digital und natürlich auch auf den wichtigsten Social Media-Kanälen aktiv. Alle Daten - vom Auftrag über die Rechnung bis zur Dienstplanung - sind in einem eigenen Managementprogramm integriert und natürlich online einsehbar. Es gibt einen digitalen Kummerkasten für Mitarbeiter, an den anonym Probleme geschickt werden können. Die Firma hat eine eigene Software entwickelt, und Bildschirme hängen bei HTS selbstverständlich nicht nur im Büro, sondern auch im Lager und im Schulungsraum, der sich an Frühstückszimmer und Mitarbeiterküche anschließt.

Aus Fehlern lernen

„Trotz allem: Handwerk bleibt Handwerk“, betont Thomas Vogel. Ob bei der Heizungsinstallation oder beim Badbau - Mitarbeiter müssen technisch kompetent und handwerklich auf dem neuesten Stand sein. Die Heizungs- und Sanitärbranche sei in den letzten Jahren noch anspruchsvoller geworden. Die Techniker müssen sich nicht nur mit Material und Handhabung auskennen, sondern auch mit sämtlichen Verordnungen von Trinkwasser bis Energiesparen. Und sie müssen eben auch digital fit sein. Ganz ohne Anspruch geht es da bei der Lehrlingsauswahl natürlich nicht. In Mathe sollten Bewerber mindestens eine Drei haben, und auch sonst interessiert und lernbereit sein. Die Firma HTS testet das in einem Praktikum - das ist obligatorisch für jeden potenziellen Interessenten für eine Lehrstelle.

Fast immer hatte Thomas Vogel ein Händchen dafür, welcher Azubi zum Unternehmen passt. „Hin und wieder hat es auch nicht geklappt. Das ist auch normal“, sagt der Geschäftsführer. Auch seine Lehrlinge und Mitarbeiter dürfen Fehler machen. Die werden besprochen und dann möglichst abgestellt. „Ich sage immer, es gibt so viele Fehler, da muss man denselben nicht mehrmals machen“, sagt Thomas Vogel und lächelt. Das Konzept kommt an. Hin und wieder erfährt der Chef, dass sein Unternehmen als Ausbildungsbetrieb weiterempfohlen wird. Bewerbermangel ist bei HTS auch künftig nicht zu erwarten. Die ersten Gespräche mit Interessenten für das nächste Lehrjahr laufen schon. Drei will Thomas Vogel einstellen - wenn am Ende nicht wieder fünf top-motivierte Bewerber vor ihm sitzen.