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Wo Familien in Dipps bauen können

Die großen Baugebiete aus den 1990er-Jahren sind ausgelastet. Jetzt gibt es zwei Strategien.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Letztes Jahr hat die Stadt Dippoldiswalde ihre letzten Wohnbauflächen im Gebiet an der Wolframsdorfer Straße und am Blochmannring im Ortsteil Reichstädt verkauft. Wer heute auf das Immobilienportal der Stadt schaut, findet dort nur noch Gewerbegrundstücke im Industriegebiet Reichstädt. Bauflächen für Wohnungen sind nicht im Angebot. Das veranlasste den Ortschaftsrat Dippoldiswalde auf seiner jüngsten Sitzung, über mögliche Wohnbauflächen in der Kernstadt zu diskutieren. Zwei Strategien sind in der Debatte.

Oberhalb der Aral-Tankstelle sind noch Bauflächen geplant.
Oberhalb der Aral-Tankstelle sind noch Bauflächen geplant. © Egbert Kamprath
An der Glashütter Straße gibt es Baurecht. Die Erschließung ist aufwendig.
An der Glashütter Straße gibt es Baurecht. Die Erschließung ist aufwendig. © Egbert Kamprath

Große Baugebiete sind nicht geplant

Anfang der 1990er-Jahre hat Dippoldiswalde große Baugebiete geplant und dann auch erschlossen. Das Wohngebiet an der Wolframsdorfer Straße ist damals begonnen worden. Die Stadt hat die Bauplätze dort aktiv vermarktet, ist jahrelang mit einem Stand auf die Immobilienmesse nach Dresden gegangen. Doch das Wohngebiet ist jetzt ausgebucht. Es gibt nur noch Pläne für ein kleines Baugebiet mit sieben oder acht Parzellen. Es ist oberhalb der Tankstelle an der Ecke zwischen der Kleinbahn und der Wolframsdorfer Straße vorgesehen. Dafür liegen bereits Bewerbungen vor, wie Bernd Kohl, der Abteilungsleiter Bau in der Stadtverwaltung, informierte. Wann dort gebaut werden kann, ist derzeit noch offen.

Aus den frühen 1990er-Jahren stammt noch ein Baugebiet, das sich von der Kernstadt in Richtung Reinholdshain erstreckt zwischen der Glashütter Straße und der Straße in Richtung Elend. Dort besteht jetzt schon Baurecht. Es müsste nur jemand erschließen. Aber damals, als die Dippser den Bebauungsplan aufgestellt haben, wussten sie noch nicht, was sie inzwischen bitter erfahren mussten. Dort gibt es zwei Probleme. Erstens hat sich das Gebiet nach der Flut 2002 als Bergschadensgebiet entpuppt. Dort gab es Tagesbrüche.

Das zweite und größere Problem hängt auch mit dem Wasser zusammen. Schon jetzt strömt es bei Starkregen hinunter zur Straße in Richtung Kreuzbach. Die Hausbesitzer dort haben immer wieder große Probleme damit. Wie würde sich das erst entwickeln, wenn das Feld darüber mit Straßen erschlossen würde und mit Häusern bebaut? Dann schösse das Wasser noch heftiger zu Tale. „Wir bekommen das Wasser aus dem Gebiet nicht weg. Die Erschließung dort würde so teuer, dass es eigentlich nicht möglich ist“, sagt Kohl.

Ansonsten gibt es in der Kernstadt Dippoldiswalde keine nutzbaren Baugebiete mehr. Ideen sind aber für andere Ortsteile vorhanden wie Ulberndorf oder Reichstädt. Ortsvorsteher René Schlechter (CDU) schlägt vor, die Kernstadt am Taubenberg in Richtung Talsperre weiter zu entwickeln. Die Fläche an der Rabenauer Straße oberhalb des Gebäudes vom Roten Kreuz sieht er als Filetstück für eine mögliche Bebauung. Davor warnte aber Wolfram Hagstotz. Der Bauplaner nahm als Gast an der Sitzung teil. Das würde zu einer Zersiedelung von Dipps beitragen, die stadtplanerisch problematisch wäre.

Entwicklungsmöglichkeiten in der Stadt

Hagstotz wies darauf hin, dass es in der Stadt noch Industriebrachen gibt, wo sich mit Sicherheit kein produzierendes Gewerbe mehr ansiedeln wird. Solche Standorte neu zu nutzen, hat große Vorteile. Dort werden keine neuen Flächen versiegelt und die Erschließung mit Straße, Wasser, Strom oder anderen Leitungen ist in der Regel schon vorhanden.

In Dippoldiswalde gibt es nicht nur Industriebrachen, sondern auch ehemalige Verwaltungsgebäude, die sich sogar noch besser für Wohnungen eignen. Das ehemalige Haus 1 des Landratsamtes an der Dr.-Külz-Straße ist schon erfolgreich umgebaut worden. Die Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde hat das Haus 2 des Landratsamtes in der Dr.-Friedrichs-Straße gekauft und will es in den kommenden Jahren zu Wohnungen umbauen, wie der Vorstand Falk Kühn-Meisegeier informierte. Auch das große Gebäude der früheren Ingenieurschule ist nur noch zu einem Teil genutzt. Hier macht sich das Landratsamt ebenfalls Gedanken, wie es anders verwendet werden soll. Auch am früheren Behälterbau hat der Eigentümer ein Werbeschild aufgestellt, das für Wohnungen an diesem Standort wirbt.

Voraussichtlich ist das die Richtung, in die sich Dippoldiswalde entwickeln wird. „Die Tendenz geht hin zu Einzelstandorten. Wir werden keine Riesenbaugebiete mit hundert Eigenheimen mehr bekommen“, lautet die Einschätzung von Bernd Kohl.