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Welche ist die beste Schule?

Auf einem Internetportal sollen deutschlandweit Gymnasien verglichen werden. Doch die Rangliste steht in der Kritik.

Von Verena Toth
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Auf dem Vergleichsportal von ww.schulen.de sollen sich Eltern und Schüler über weiterführende Schulen informieren und diese selbst bewerten und vergleichen können.
Auf dem Vergleichsportal von ww.schulen.de sollen sich Eltern und Schüler über weiterführende Schulen informieren und diese selbst bewerten und vergleichen können. © Dietmar Thomas

Döbeln. Das Döbelner Lessing-Gymnasium ist nicht unter den 727 Top-Schulen in Deutschland. Das jedenfalls behauptet das Internetportal www.schulen.de, das vor zwei Wochen online gegangen ist. 

Im rein sächsischen Landesvergleich ist die Döbelner Schule immerhin auf dem 20. Platz, jedoch von nur insgesamt 34 gelisteten Schulen. Das Harthaer Luther-Gymnasium ist in diesen Rangfolgen gar nicht zu finden.

Als „Revolution in der Schullandschaft“ und „Guide Michelin für Schulen“ bezeichnen die Gründerinnen, ein Schwesterntrio aus Heidelberg, den nach eigenen Aussagen größten Schulvergleich im Internet. Angebote und Ausstattung von Gymnasien in allen Bundesländern wurden nach einem Fünf-Sterne-System bewertet. 

Grundlage der Bewertung sei ein spezieller Algorithmus, der auf Basis der Auswertung von 3.800 Schulwebseiten entwickelt worden ist. Zu den acht bewerteten Kategorien gehören zum Beispiel Sprachen, MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), Sport, Musik oder digitale Schule. 

Die Quellen der Informationen waren ausschließlich die schuleigenen Internetauftritte. „Es gibt bisher noch keine Plattform, die alle wichtigen Informationen über Schulen übersichtlich erfasst und ihre Angebote sowie Ausstattung bewertet und miteinander vergleicht. Wer nach Schulen im Netz sucht, muss sich bislang durch eine Vielzahl von unübersichtlichen Webseiten quälen“, sagt die 22-jährige BWL-Studentin Annika Lehmann, eine der drei Gründerinnen.

Ein Jahr lang haben die Schwestern mit einem 23-köpfigen Team 3.800 Webseiten der weiterführenden Schulen durchforstet, analysiert und die Informationen in eine Bewertungsmatrix eingepflegt. Anschließend erhielten die Schulen einen Zugang zu ihrem Profil und hatten die Möglichkeit, ihre Daten zu überprüfen und zu aktualisieren. Dieses Angebot hätten inzwischen etwa 1.000 Schulen wahrgenommen.

Lothar Weisheit, Leiter des Luthergymnasiums in Hartha, gehört nicht dazu. Er habe zwar die Information und Einladung von den Portalbetreiberinnen erhalten, die Daten seiner Einrichtung auf dem Portal überprüfen und vervollständigen zu können, doch für ihn sei diese Webseite und das Ranking eher unwichtig. „Wir sind bereits auf so vielen Internetseiten vertreten, außerdem reicht unser eigener Auftritt völlig aus“, so der Schulleiter.

Auch sein Döbelner Kollege des Lessinggymnasiums bezweifelt, dass ein solcher automatisierter Vergleich mittels eines Algorithmus tatsächlich ein fundiertes Ergebnis hervorbringen kann. „Schule ist dafür viel zu komplex. In der Bewertung der Schulqualität spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle“, sagt Michael Höhme.

Axel Buschmann, Elternsprecher des Döbelner Lessinggymnasiums, hat noch gar nichts von dem Vergleichsportal gehört. „Ich bezweifle aber auch, dass so ein Angebot im Internet tatsächlich objektiv sein kann. Um den Vergleich richtig einordnen zu können, müsste man zunächst genau wissen, wie der Algorithmus funktioniert“, so Buschmann. 

Ohnehin würden Eltern für ihre Kinder nicht nach einer solchen Online-Bewertung die Schule auswählen. „Es ist viel wichtiger, sich die Schule, die Ausstattung und das Angebot vor Ort selbst anzuschauen“, so der Vater zweier Gymnasiasten. Die Informationen auf einer solchen Internetseite seien zumeist unvollständig und nicht präzise genug.

Tatsächlich sind vor allem die Schulen, die ihre Daten auf dem Portal selbst nachbearbeitet und ergänzt haben, auf den vorderen Plätzen der Ranglisten zu finden. „Wir vertrauen auf die Angaben der Schulen. Unser Korrektiv sind die Eltern, die Schüler und die Lehrer. Einige Schulen, die ihr Profil ergänzt hatten, haben in der ersten Woche ihre Profile schon wieder korrigiert und Angebote gestrichen.

Das zeigt, dass unsere User genau hinschauen und ihren Schulen Feedback geben“, erklärt dazu Clara Lehmann. „Wir können die Schulen nicht zwingen, alle Angebote offen zu legen. Aber wir denken, dass die Schulleiter, die sich weigern, ihr Profil zu ergänzen, auch keine Toplistenplätze erreichen würden“, behauptet sie. Sie würden die Seite lieber ablehnen, als öffentlich zu machen, dass sie nicht vorne liegen. „Dabei unterschätzen sie die Wirkung des Vergleichs auf die ganze Schule, denn eine schlechtere Bewertung setzt Kräfte frei, mehr Angebote zu machen“, ergänzt die Heidelbergerin noch.

Ein Nachteil für ländliche Regionen ist, dass es lokale Vergleiche nur für die größeren Städte gibt. „Stadtrankings haben wir nur in Städten vorgesehen, wo es viele Schulen gibt. Da macht ein Ranking Sinn“, sagen dazu die Betreiberinnen. Auf andere Schularten soll das Vergleichsportal perspektivisch ausgeweitet werden. 

„Aktuell arbeiten wir an einem Kriterienkatalog für Schulen, die zum mittleren Bildungsabschluss führen. Für Grundschulen werden wir wahrscheinlich nur die Bewertungsfunktion durch Eltern anbieten, weil die Angebote zu individuell sind, um eine verlässliche Bewertung zu ermöglichen“, so Clara Lehmann. Grundschulen sollen aber die Möglichkeit haben, ein Schulprofil einzupflegen.