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Wo ist Maciek?

Seit Wochen sucht eine Tierschützerin in Görlitz einen entlaufenen Mischling. Die Unterstützung der Bevölkerung ist groß, von offizieller Seite aber kommt keine.

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© privat

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Ob der Kleine noch lebt – diese Frage treibt Renata Boczar um. Es geht um Yorkshire-Terrier-Mischling Maciek. Dass er auf diesen Namen reagiert, ist aber unwahrscheinlich. Denn der Rüde hat ein schweres Schicksal. Er stammt aus einer sehr schlechten Haltung in Polen, die vor Kurzem durch die dortigen Behörden aufgelöst worden war. Maciek wurde zu einer jungen Polin vermittelt, die in Görlitz wohnt. Doch dort war er nur wenige Stunden, bevor er am selben Abend abhaute.

Renata Boczar kennt die junge Frau und versucht für sie, den kleinen Hund zu finden. Zum einen, weil die Frau nicht gut Deutsch spricht, zum anderen, weil Renata Boczar als Tierschützerin weiß, wie man in so einem Fall vorgeht. Sie gehört einem Tierschutzverein in Hessen an, engagiert sich zudem für zwei polnische Vereine. Auch beim Görlitzer Tierschutzverein, der das Tierheim Krambambuli betreibt, habe sie sich mit einbringen wollen. Allein, es war kein Herankommen. Überhaupt hat sie nicht die besten Worte für das Tierheim übrig. Denn als die Chance bestand, Maciek einzufangen, sei das Tierheim nicht gekommen.

Der schätzungsweise drei bis vier Jahre alte Hund, der bereits Mitte August weglief, wurde seitdem mehrmals in der Stadt gesehen, vor allem im Norden: mal am Hirschwinkel, mal auf der Rothenburger, der Lausitzer und der Schlesischen Straße. „Leider ist er extrem ängstlich und ließ sich bisher nicht anlocken“, sagt Renata Boczar. Einmal saß er unter einem Auto, ließ sich aber nicht hervorlocken, nicht mit Leckerlis, nicht durch gutes Zureden. Auch im Alexander-Bolze-Hof wurde der Rüde gesehen. Eine Frau fotografierte ihn, stellte das Bild auf die Internetplattform Facebook. Dort gibt es die Gruppe „Tiere-lost and found Görlitz“. Als klar war, das ist Maciek, wurden sofort Polizei und Tierheim informiert. Doch keiner kam. Und Maciek lief wieder davon.

„Man erreicht im Tierheim einfach niemanden. Es gibt kein Festnetz, bei der angegebenen Handynummer ist immer die Mailbox dran“, sagt Renata Boczar verzweifelt. So ging es gestern auch der SZ, die nachfragen wollte. Aber weder per Handy noch per E-Mail-Anfrage kam eine Rückmeldung.

Die Anteilnahme in der Facebookgruppe ist groß. Hier schreiben Leute, wie sie nach dem Hund suchen, wie sie ihm Wasser hinstellen, diskutieren alle gemeinsam, was sie tun könnten. „Ich werde gegen Abend wieder ne Runde mit dem Fahrrad drehen, .mal sehen, ob ich ihn sehe, habe das Fernglas immer dabei“, schrieb erst gestern eine Nutzerin. „Die Solidarität ist enorm, ich habe durch die Suche viele Menschen kennengelernt“, sagt Renata Boczar. Vor einigen Tagen hat sie aus eigener Tasche einen Finderlohn von 200 Euro ausgelobt – für denjenigen, der Maciek möglichst unverletzt im Tierheim abgibt. „Am liebsten wäre mir, wenn er ins Tierheim Horka oder Bischdorf gebracht wird. Wenn er überhaupt noch lebt.“ Denn die Wahrscheinlichkeit nimmt ab, je länger er draußen herumstromert. Ende vergangener Woche wurde Maciek das letzte Mal gesehen. Da war er Richtung Klingewalde unterwegs. Renata Boczar macht das Sorgen, denn während die Stadt selbst doch vielleicht ein wenig Schutz bietet, gebe es draußen immerhin ganz andere Gefahren.