Kamenz
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Wo man die sorbische Sprache spielend erlernt

Der Sorbische Schulverein engagiert sich auf besondere Weise. Die Vorsitzende erinnert an ein konkretes Beispiel.

Von Andreas Kirschke
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Kreative Tage verlebten die 70 jungen Teilnehmer des Sorbischen Sprachferienlagers im Querxenland Seifhennersdorf. Das Leitmotiv hieß diesmal „Sorbische Sagen und Märchen“. Es wurde auch mit Perlen gebastelt, wie man sieht.
Kreative Tage verlebten die 70 jungen Teilnehmer des Sorbischen Sprachferienlagers im Querxenland Seifhennersdorf. Das Leitmotiv hieß diesmal „Sorbische Sagen und Märchen“. Es wurde auch mit Perlen gebastelt, wie man sieht. © Foto: Hanka Senec

Kamenz. Die sorbische Sprache ist ein permanenter Lernprozess. Das meint Ludmila Budarjowa, Vorsitzende des Sorbischen Schulvereins. Seit dessen Gründung 1991 setzte er sich dafür ein. Zum Beispiel mit sorbischen Sprachferienlagern. Sie gehen auf eine fast 100-jährige Tradition zurück. „Das erste Ferienlager für sorbische Kinder fand 1920 in Bělé pod Bězdezom in Tschechien statt“, erinnert Ludmila Budarjowa. Weitere folgten im tschechischen Jablkynicy – so 1931 unterstützt vom Verein Adolf Černy und dem Sportverein Sokoł. Unmittelbar nach Kriegsende im Sommer 1945 erholten sich erneut sorbische Kinder in Lišov in Tschechien. Und 1947 wurden Schüler der sorbischen Schule in Bautzen nach Polen in das Städtchen Jarosin eingeladen. „Sie wurden dort eingekleidet und reichlich beschenkt.“ Das sorbische Ferienlager wurde später in der DDR-Zeit weiter von der neu gegründeten Domowina überwiegend im tschechischen Kytlice organisiert. Die Sprachferienlager des Schulvereins knüpfen auch daran an.

Das Ziel ist klar: Die Schüler sollen Bildung und Erholung miteinander verbinden. „Sie sollen so viel wie möglich sorbisch hören und sprechen. Darauf richten wir die Wettbewerbe und Freizeitangebote aus.“ Das reiche vom Frühsport über Singen, Tanzen, Theaterspiel bis zur Nachtwanderung. Gleichzeitig bemühten sich die jungen Betreuer um eine Vorbildfunktion und meiden verkürzte Sätze, wie sie heute in der Handykommunikation leider üblich sind. Die Betreuung übernehmen engagierte Lehramts-Studenten und junge angehende Sorbisch-Lehrer. „Sie sind hochmotiviert und mit Freude dabei.“ Erstmals leitete in diesem Jahr Julia Müller aus Horka das Sprachferienlager. Sie ist Erzieherin in Ausbildung in Dresden. Ihr zur Seite standen Studenten der Universitäten Leipzig und Halle. Koordinatorin vor Ort war Marlies Müller vom Schulverein.

In diesem Sommer waren 43 Jungen und 27 Mädchen im Alter von zehn bis 15 Jahren dabei. „Damit war die Kapazität voll ausgeschöpft.“ Alle Plätze seien binnen kurzer Zeit ausgebucht gewesen. Das Interesse junger Leute an Sorbisch in Geselligkeit wachse offenbar. „Mit dabei waren auch zwei Kinder aus Dresden, die dank ihres Vaters sehr gut sorbisch sprechen. Sogar zwei tschechische Kinder nahmen teil.“

Positives Fazit

Die Kosten des Ferienlagers werden zu 90 Prozent durch die Stiftung für das sorbische Volk abgedeckt. Die Förderung der Sprachanwendung werde von der Stiftung hoch geschätzt, heißt es. „Dank der Zuschüsse können wir den Elternbeitrag mit 170 Euro weiter niedrig halten.“ Und dies trotz zahlreicher Aktivitäten für alle. Die Kinder konnten baden, Tischtennis spielen oder die Umgebung erkunden. Dazu eignete sich das Geocaching mit Michał Cyž. Bei einem Hutmacher konnte man Zylinder und anderes selbst herstellen. Und die Mädchen fertigten bei Lehrerin Sabina Jurjencec Armbänder aus Perlen. „Auch hierbei ging es darum, neue sorbische Worte und Wortverbindungen kennenzulernen.“.

Das Fazit von Ludmila Budarjowa fällt positiv aus. „Es waren zehn intensive, kreative Tage.“ Man habe viel Offenheit und Dankbarkeit auch der Eltern gespürt. Die Schülerinnen und Schüler knüpften viele neue Freundschaften. „Wir hoffen, dass sie diese bewahren und weiter pflegen. Die Schüler spürten: Die sorbische Sprache ist Lebenselixier und Impuls zugleich.“ Das nächste Ferienlager findet vom 7. bis 16. August 2020 statt. Ab Jahresanfang kann man sich beim Schulverein anmelden.