Von Annechristin Kleppisch
Wohin mit meinem Kind? Vor dieser Frage werden heute Tausende Dresdner Eltern stehen. Denn viele Kindertagesstätten und Horte bleiben wohl geschlossen. Die Erzieher streiken. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Bildungsgewerkschaft GEW haben Tarifbeschäftigte der Stadtverwaltung einschließlich mehrerer Eigenbetriebe heute zum Warnstreik aufgerufen. Wie viele Mitarbeiter und Erzieher dem Aufruf folgen, wird erst im Lauf des heutigen Tages feststehen. Verdi rechnet jedoch mit einer guten Teilnahme und hoher Akzeptanz, sagt Antje Drescher von Verdi Dresden. Die Folgen bekommen die Eltern bereits am frühen Morgen zu spüren.
Denn eine Notbetreuung für Dresdner Kinder gibt es nicht. Zwar hatte Sozialbürgermeister Martin Seidel (parteilos) noch bis Freitagnachmittag um eine Lösung gerungen. Doch eine Einigung zwischen Stadt und Gewerkschaften kam nicht zustande. „Der Kita-Eigenbetrieb der Stadt hat sich beim letzten Streik nicht an unsere Vereinbarung gehalten“, sagt Frank Fischer, Bezirksgeschäftsführer Verdi für die Region Dresden-Oberelbe. Vor zwei Jahren hatte es zehn Notfallkitas gegeben. So seien Beschäftigte unter Druck gesetzt worden, bei der Notbetreuung mitzumachen. Deshalb habe es dieses Mal keine Verhandlungen dazu mit der Stadt gegeben. „Der Eigenbetrieb ist jetzt selbst gefordert, die Notbetreuung abzusichern“, sagt er.
Eltern müssen sich selber kümmern
Doch dazu wird es nicht kommen. „Auch ich erfahre erst am Montagmorgen, wie viele Erzieher streiken und welche Kitas offen sind“, sagt Sabine Bibas, Leiterin im Kita-Eigenbetrieb. Mindestens drei Erzieher müssen in der Kita sein, damit diese auch öffnet. Beim letzten großen Streik von Mitarbeitern aus dem öffentlichen Dienst blieben im März vor zwei Jahren 63 der 144 Kitas und Horte der Stadt ganz geschlossen. In den meisten anderen Häusern gab es oft nur eine Minimalbesetzung. Damals nutzten nur 50 Eltern die angebotene Notbetreuung. Die Situation blieb entspannt, schätzte die Stadt damals ein.
In Dresden sind diese Kitas geöffnet
Sabine Bibas hofft, dass es dieses Mal genauso wird. Auch, wenn es keine Notbetreuung gibt. Eltern können sich ab 6 Uhr telefonisch bei der Stadt melden. Oder sollen erst einmal zu ihrer regulären Kita gehen. Ist die geschlossen, gibt es keine Alternativen. „Es ist unfair, dass gleich beim ersten Warnstreik die Kitas dran sind“, sagt Sabine Bibas. Die Vorwürfe aus dem Verdi-Lager weist sie strikt von sich. „Ich hätte gern eine Notbetreuungsvereinbarung geschlossen“, sagt sie. So bleibe ihr und den Mitarbeitern nur, am heutigen Montag die Eltern am extra eingerichteten Servicetelefon zu beruhigen.
Frank Fischer von Verdi wirbt dennoch um Verständnis. „Wenn wir ordentliche Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung hinbekommen, dann nutzt das den Kindern und den Eltern“, sagt er. Die Gewerkschaften fordern 100 Euro mehr Grundgehalt und eine zusätzliche Steigerung von 3,5 Prozent. Um das durchzusetzen, hofft Frank Fischer auch auf die Eltern. „Die sind jetzt gezwungen, eine Betreuung zu organisieren.“ Das ist nicht so einfach. Aber Freunde, Opa oder Oma könnten einspringen. Für die Eltern bleibt ein kleiner Trost: Erst einmal wird es nur bei einem Streiktag bleiben. Am Dienstag sind die Kitas wieder normal geöffnet. „Wir erwarten konstruktive Gespräche und ein ordentliches Angebot“, sagt Frank Fischer. Kommt es nicht dazu oder scheitern die Gespräche, sollen weitere Streiks folgen.
Auch Sportstätten bleiben zu
Doch nicht nur in den Kitas und Horten wird heute gestreikt. In Dresden sind auch die Sportstätten betroffen. Einige Objekte, wie beispielsweise die Energie-Verbund-Arena, könnten durch den Streikaufruf durchaus mit Einschränkungen betrieben werden, sagt Sportstättenchef Sebastian Schmidt. Genaues weiß aber auch er erst heute Morgen.
Informationen erhalten Sie ab 6 Uhr über die Info-Hotlines der Stadt: 4885102; 4885084; 4885041 oder auf www.dresden.de/kitas-streik