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Wölfe im Raschütz

Ein Rudel mit mindestens drei Welpen wird offiziell bestätigt. Die Tiere sollen sehr zahm sein.

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© Lupus

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Weißig a.R./Brockwitz. Jetzt wurde es offiziell bestätigt: Im Raschützwald lebt ein Wolfsrudel mit mindestens drei Welpen. Im Juli hatte das Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz in Rietschen den Standort zum Schutz der Jungtiere noch geheim gehalten. „Westlich der Königsbrücker Heide“, ist zu der Zeit als neues Rudelgebiet angegeben worden. Ende Juni hatte man dem Wolfsmanagement die drei Welpen gemeldet.

Dass sich in ihrer Nähe eine neue Wolfsfamilie gegründet hat, ist den Brockwitzern und Adelsdorfern schon länger aufgefallen. Selbst bei Tierhalter Dieter Opitz in Brößnitz, der wegen seines Wolfsschutzzaunes bekannt wurde, ist die Neuigkeit bereits angekommen. „Man hört, dass die Tiere sogar tagsüber auf den Feldern gesichtet werden“, so Opitz. Das bestätigt auch Roland Thiele aus Brockwitz. „Diese Wölfe sind sehr zahm, Schaden haben sie noch nicht angerichtet.“

Noch lägen laut Wolfsbüro allerdings keine genetischen Proben aus dem Gebiet vor und es sei auch noch unklar, inwieweit sich das Territorium des neuen Rudels nach Norden ins Land Brandenburg erstreckt. Erste Hinweise auf das Rudel hat es laut Mitarbeiterin Vanessa Ludwig bereits Ende 2015 gegeben, im März war ein Tier bei Großenhain gesichtet worden.

Wölfe sind die neuen Jäger

Für die Jäger ist die Situation allerdings nicht angenehm. Denn natürlich reißen die Wölfe Rehe – das Jagdwild geht zurück. „Neulich ist der Rüde sogar neben dem Auto hergelaufen“, sagt Rolf Krille aus Adelsdorf, einer der Jagdpächter vom Raschütz. Die Nachbarn seien schon erschrocken. Denn die Wölfe kommen immer näher an die Ortschaften heran, je mehr das Wild aus den Waldgebieten vor dem Wolf flüchtet. Außerdem seien eben die Wölfe als Großraumtiere die neuen Jäger. Die Pächter würden dann schon überlegen, die Jagdpacht deswegen herunterzudrücken.

Die Raschütz-Anrainer sind mit dieser Entwicklung nicht allein. 15 Rudel, drei Paare und ein territoriales Einzeltier wurden seit 2015 in Sachsen neu nachgewiesen. Damit leben in und um den Landkreis Meißen jetzt fünf Wolfsfamilien. Schon länger bekannt sind dabei die Rudel in der Königsbrücker sowie in der Laußnitzer Heide. Erst in den vergangenen Monaten wurden auch die Rudel in der Gohrischheide sowie im brandenburgischen Schradenland bestätigt.

Aktuell gibt es laut Wolfsbüro Rietschen in Sachsen 19 bestätigte Wolfsterritorien (siehe Grafik). Davon liegen 17 Territorien ganz im Freistaat und zwei sind grenzübergreifend. Beim Rudel Gohrischheide, das ebenfalls seit 2015 besteht, wird die Anzahl der Welpen mit „noch offen“ angegeben. Auch bei den in der Laußnitzer bzw. Königsbrücker Heide anzutreffenden Rudeln ist bislang keine Welpenzahl bekannt.

Genügend Beute und Rückzugsraum

Dass sich nun das neue Raschützer Rudel in einem Gebiet mit vermeintlich wenig großer Waldfläche etablieren konnte, ist für die Experten nicht ungewöhnlich. Ein Wolfsrudel bewohnt zwar in der Regel ein Territorium mit einer Größe von 150 bis 350 Quadratkilometern, so Vanessa Ludwig. Wichtig sei dabei jedoch vor allem, dass es genügend Beutetiere und Rückzugsräume gebe. „Wölfe sind sehr flexibel. Sie leben auch in einer Kulturlandschaft.“

Das Wolfsmanagement rät allen Tierhaltern zwischen Königsbrücker und Gohrischheide, die Schutzvorkehrungen zu prüfen und gegebenenfalls nachzubessern. Vor allem stromführende Zäune hätten sich als effektiver Schutz bewährt. Entsprechende Maßnahmen würden mit bis zu 80 Prozent gefördert, Infos gibt es im Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz.

Hinweise für das Monitoring

Hinweise aus der Bevölkerung im Zusammenhang mit den Wölfen nimmt das beim Landkreis Görlitz angegliederte Wolfsbüro immer gern an. „Vor allem Sichtungen von Wölfen und auch Welpen liefern wichtige Informationen für das Monitoring“, so das Kontaktbüro. Dies seien häufig die ersten Anhaltspunkte für Neuetablierungen. Aber auch im bestehenden Wolfsgebiet seien sie hilfreich, um einzelne Rudel abgrenzen zu können.

Wolfshinweise nehmen das Landratsamt des Landkreises oder das Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz telefonisch unter 035772 46762 oder per Mail an [email protected] entgegen. Das Lupus Institut für Wolfsmonitoring und -forschung befindet sich in Spreewitz.