Von Julia Kilian
Zigtausende Menschen fliehen nach Deutschland, um Krieg und Armut zu entgehen. Allein im Juli sind so viele Asylbewerber wie noch nie zuvor in einem Monat angekommen. Länder und Kommunen müssen Unterkünfte für die Flüchtlinge finden. An einigen Orten wurden Zeltlager errichtet. Aber es werden auch kreative Lösungen gefunden. Hier einige der ungewöhnlichsten Notunterkünfte.
Auf den Berg
Deutschlands höchstgelegene Flüchtlingsunterkunft befindet sich im Alpenvorland auf dem 1 071 Meter hohen Auerberg. Das Panorama reicht an schönen Tagen von den Schweizer Alpen bis nach Tirol – doch bis zur nächsten Ortschaft ist es eine Dreiviertelstunde Fußmarsch.
Ins Priesterseminar
In Hannover hat der evangelische Landesbischof Ralf Meister einen Teil seiner Dienstwohnung für zwei Flüchtlinge abgetreten. Das katholische Bistum Osnabrück lässt zwei pakistanische Asylbewerber in seinem Priesterseminar wohnen.
In die Eissporthalle
Noch bis September wird in Bremen die Eissporthalle „Paradice“ zur Unterbringung von 80 jugendlichen Asylbewerbern genutzt. Die Hansestadt funktionierte auch einen ehemaligen Supermarkt und einen Teil der Messehallen um. In Paderborn werden 200 Flüchtlinge ebenfalls in einer Eissporthalle untergebracht. Im September könnte Schluss sein. Dann kommt das Eis.
Ins Erotikhotel
Die Stadt Ronnenberg bei Hannover will ab Herbst ein nicht mehr benutztes Erotikhotel als Flüchtlingsunterkunft für 25 Menschen nutzen.
In die Jugendherberge
Immer mehr Jugendherbergen in Deutschland öffnen ihre Türen für Flüchtlinge. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen haben die Herbergswerke vereinbart, in der kälteren Jahreszeit mindestens acht Häuser als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Mehr als 1 000 Menschen werden dort untergebracht.
In die Kaserne
In Südbrandenburg wird eine seit 2007 verlassene Bundeswehrkaserne in Doberlug-Kirchhain für neue Bewohner hergerichtet. Statt Fallschirmjägern oder Beamten nun Asylbewerber. Auch in Kiel-Holtenau leben mehrere Hundert Flüchtlinge in umgebauten Kasernengebäuden des ehemaligen Marinefliegergeschwaders 5.
In die Konzerthalle
Erfurt überlegt, die Thüringenhalle als Notunterkunft für Flüchtlinge zu nutzen. In der Konzerthalle könnten sie so lange untergebracht werden, bis andere Unterkünfte gefunden sind. Und die werden in der Landeshauptstadt spätestens im September knapp. Deshalb sollen in den nächsten Wochen Container aufgestellt werden.
Ins verlassene Tagebau-Dorf
In Manheim im rheinischen Braunkohlerevier sind 70 Flüchtlinge in leeren Häusern untergebracht. Die Einwohner ziehen weg, weil das Dorf in Nordrhein-Westfalen dem Tagebau in den kommenden Jahren weichen muss.
Ins Rathaus
Im schleswig-holsteinischen Reinbek wurde im Rathaus eine Wohnung für Flüchtlinge eingerichtet. Im münsterländischen Coesfeld wohnen Flüchtlinge in Büros der Bezirksregierung. Andere Gebäude, die früher mal öffentlich zugänglich waren und nun von Flüchtlingen bewohnt werden: ein ehemaliges Krankenhaus in Hechingen in Baden-Württemberg und die ehemalige Hauptpost in Kaiserslautern.
Ins Wohnschiff
In Hamburg wohnen Flüchtlinge seit fünf Monaten auf einem Wohnschiff. Die „Transit“ hat 216 Plätze. Während woanders aus blanker Not Zeltstädte entstehen, bleiben hier meist einige Plätze frei. Die Treppen sind steil, die Feuerschutztüren zu schwer für Kinder, und es herrscht Rauchverbot. Zudem will mancher, der unter Lebensgefahr mit einem Boot übers Mittelmeer gekommen ist, nicht auf einem Schiff leben.
In die Traglufthalle
Seit vergangenem Herbst nutzt Berlin für bis zu 300 Flüchtlinge zwei Traglufthallen auf einem ehemaligen Fußballplatz in Mitte. In Düsseldorf sollen 600 Menschen in vier aufblasbaren, beheizbaren Traglufthallen mit festem Boden unterkommen. Mietkosten: 250 000 Euro monatlich.
In Mietwohnungen
In Mecklenburg-Vorpommern wird es in den gut 20 Sammelunterkünften eng. In manchen Orten wurden zusätzliche Wohnungen angemietet. Nach Mecklenburg-Vorpommern kommen nur zwei Prozent aller Asylbewerber in Deutschland.
In Container
Seit dem Frühjahr baut Berlin auf eigenen Grundstücken sechs Wohncontainerdörfer mit insgesamt 2 200 Plätzen auf. Drei davon sind schon bezogen. Auch in Bochum ist ein Containerdorf auf einer Friedhofswiese geplant.(dpa)