Merken

Wohnen an der Spielstraße

In Pieschen entsteht ein neues Wohngebiet. Auch Baugemeinschaften wollen sich dort niederlassen.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Sarah Herrmann

Die Kinder spielen mit dem Bobbycar auf der Straße, Mama und Papa beobachten die Tour vom Balkon. Sorge haben die Eltern nicht. Schließlich dürfen die Autos in den Pieschener Melodien nur in Schrittgeschwindigkeit fahren. Eigentlich sind sie in der sogenannten Shared-Space-Straße – ähnlich einer Gemeinschaftsstraße – ohnehin nur selten zu sehen. Für eine Bauherrengemeinschaft könnte sich der Traum vom Wohnen an der Spielstraße bald erfüllen. Denn die Stadt und die PSG Planungs- und Sanierungsträgergesellschaft mbH Pieschen haben die ersten Grundstücke zwischen Moritzburger Straße und Konkordienplatz zum Verkauf ausgeschrieben. Eine Idee, die eingereicht wurde, ist die von den Rosa Melodien.

Auch bis zu zehn Parteien wollen sich an der Ecke Rosa-Steinhart-Straße/Konkordienplatz ihr Domizil schaffen. Die Pläne hierfür wurden vom Architekturbüro Heizhaus angefertigt. Demnach soll der Neubau drei Geschosse auf der einen, vier auf der anderen Seite erhalten. Das Besondere: Die Baugemeinschaft setzt auf möglichst viel Grün. So wird nicht nur der Hof, sondern auch die gemeinsam genutzte Dachterrasse bepflanzt. Zudem soll ein hausinterner Car-Sharing-Stellplatz entstehen. Auch eine Elektroladestation ist geplant, die mit Strom aus einer Photovoltaikanlage betrieben wird.

Per Los zum Eigenheim

Dieser Fokus auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Innovation könnte sich für die Baugemeinschaft auszahlen. Denn das sind Kriterien, die die Stadtverwaltung neben Investitionsvolumen, Finanzierungsnachweis, einem fachkundigen Begleiter, Nutzungsart sowie Wohnwerterhöhung bei jeder Ausschreibung beachtet. Wofür es dabei im Einzelnen Punkte gibt, wurde nun auf Anfrage der Linken-Stadträtin Pia Barkow für das Objekt auf der Dorothea-Erxleben-Straße exemplarisch veröffentlicht. So gab es unter anderem Punkte, wenn eine Nutzung als Mehrgenerationenhaus angestrebt wurde, wenn Fotovoltaikanlagen geplant waren oder das Haus barrierefrei ausgebaut werden sollte.

Diese Kriterien würden im Groben bei jeder Ausschreibung angewendet und von Fall zu Fall meist geringfügig angepasst werden, teilt Doris Oser, persönliche Referentin von Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) auf SZ-Anfrage mit. In den Pieschener Melodien sei vor allem wichtig gewesen, dass die Bewerber sich an die Festsetzungen des Bebauungsplans halten. So dürfen die Häuser im Zentrum des Gebiets nicht mehr als drei Geschosse haben, der an den Konkordienplatz grenzende Neubau könnte vier bis fünf Etagen emporragen. Auch die architektonische und ökologische Qualität, die Anzahl und Größe der geplanten Wohnungen sowie bei Mietwohnungen die Höhe der Miete seien beachtet worden, sagt Oser. Auch das soziale Konzept beziehungsweise die Wohnform wolle das Stadtplanungsamt nicht außer Acht lassen. „Die Auswertung der Bewerbungen erfolgt gegenwärtig durch die PSG mbH Dresden Pieschen und das Stadtplanungsamt“, so Oser weiter.

Neben den Rosa Melodien hat sich noch eine weitere Baugemeinschaft um ein Grundstück am Neudorfer Weg beworben. Ob sie den Zuschlag bekommen, ist allerdings unklar. Denn die beiden Grundstücke an der Rosa-Steinhart-Straße sowie am Neudorfer Weg wurden nicht speziell für Baugemeinschaften ausgeschrieben – anders als die Fläche am Hedwig-Langner-Weg. Für Letztere ist bei der Stadt allerdings keine Bewerbung eingegangen.

Dabei hatten sowohl das Bauforum als auch das Mietshäuser Syndikat vor Kurzem gegenüber der Sächsischen Zeitung erklärt, wie angespannt die Situation auf dem Markt sei und dass zu wenig Grundstücke für Baugemeinschaften angeboten würden. So hatte die Landeshauptstadt 21 Gebote für die Immobilie auf der Dorothea-Erxleben-Straße 2 erhalten. Dort wird nun per Losverfahren entschieden. Denn zwei Bieter haben nach dem Auswahlverfahren dieselbe Punktzahl erreicht. Das könnte auch den Baugemeinschaften blühen, die sich den Traum vom Wohnen an der Spielstraße erfüllen wollen.