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Wohnen in Großstädten wird für viele zu teuer

Haushalte mit niedrigen Einkommen zahlen bis zur Hälfte des Monatsverdienstes. Der Mieterbund fordert Staatshilfe.

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Berlin/Dresden. Die vergleichsweise ruhigen Zeiten für Mieter sind offenbar vorüber. Deutschland hat aus Sicht des Mieterbunds inzwischen mit einer neuen Wohnungsnot zu kämpfen.

„Die Menschen können das Wohnen zum Teil nicht mehr bezahlen“, sagte Franz-Georg Rips, Präsident des Deutschen Mieterbundes, am Freitag in Berlin. Er fordert deshalb jährlich zusätzlich zehn Milliarden Euro aus staatlichen Mitteln, um den Wohnungsneubau zu fördern und somit steigende Mieten abzufangen. Notwendig seien auch Steuererleichterungen für Bauherren, höheres Wohngeld und Zuschüsse für Energiespar-Sanierungen. Besonders in Großstädten, Ballungszentren sowie an Hochschulstandorten würden inzwischen 250.000 Wohnungen fehlen, berichtet der Verband unter Berufung auf eine Untersuchung des Pestel-Instituts Hannover.

Auch in Sachsen sorgte das dafür, dass sich die Kaltmieten sowie die Betriebskosten für Mietwohnungen in allen drei Großstädten deutlich erhöhten. Allein in der Landeshauptstadt Dresden zogen die Mieten zwischen 2008 und 2012 um neun Prozent an und liegen zurzeit bei durchschnittlich 6,18 Euro pro Quadratmeter. In Leipzig und Chemnitz müssen im Schnitt 5,72 Euro bzw. 5,63 Euro gezahlt werden.

Gleichzeitig stiegen in Dresden auch die Aufwendungen für Strom und Heizung um 4,6 Prozent auf 2,27 Euro pro Quadratmeter. In Leipzig liegen die Betriebskosten mit 2,40 Euro heute sogar noch höher.

Um für eine spürbare Entlastung zu sorgen, sind aus Sicht des Mieterbundes deutschlandweit 140 000 neue Wohnungen pro Jahr notwendig – doppelt so viele wie bisher. Bauherren sollten deshalb künftig vier statt wie bisher zwei Prozent der Kosten jährlich steuerlich abschreiben können, forderte Rips. Notwendig sei auch, die Innenstädte dichter zu bebauen.

Die Wohnkostenbelastung der privaten Haushalte sei schließlich längst auf einem Rekordniveau, hieß es mit Hinweis auf Zahlen des Statistischen Bundesamts. 2011 entfielen demnach 34,4 Prozent der Konsumausgaben auf Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung. Vor zehn Jahren waren es 32 Prozent. Bei niedrigen Einkommen liege die Belastung teilweise bei 50 Prozent, sagte Rips. Sein Verband fordert Neuregelungen im Mietrecht. Eigentümer sollen bei Neuvermietungen höchstens zehn Prozent mehr als die ortsübliche Vergleichsmiete verlangen dürfen. In bestehenden Verträgen sollen sie statt höchstens 20 Prozent in drei Jahren künftig nur maximal 15 Prozent in vier Jahren aufschlagen dürfen. Die Kosten für energetische Sanierungen sollen Mieter, Vermieter und der Staat zu gleichen Teilen stemmen. Zurzeit darf der Eigentümer sie mit elf Prozent auf die Jahresmiete umlegen. (dpa/SZ)